Montag, 11. Dezember 2017

Der große Lord, Raymond A. Scofield, Weihnachtshörspiel, WDR und Head Room Sound Productions



Der große Lord, Raymond A. Scofield, Weihnachtshörspiel, WDR und Head Room Sound Productions
Jedes Jahr schauen wir mit den Kindern „Der kleine Lord“ im Fernsehen und es ist soooo schön. Als ich auf der Buchmesse dann das Hörspiel zur Fortsetzung sah, dachte ich gleich: das muß ich hören! Dabei mag ich Hörspiele gar nicht so…. Aber worum geht es denn:
An Heiligabend erscheint in Erleboro auf der Polizeiwache ein junger Mann und verlangt festgenommen zu werden, da er Lord Fauntleroy erschossen habe! Der diensthabende Wachtmeister Paddock ist ganz erstaunt und hört sich mit immer größerem Interesse die Geschichte an, die der junge Mann zu erzählen hat. Als Achtjähriger kam er mit seiner Mutter aus Amerika und war für kurze Zeit Cedric, der junge Lord Fauntleroy, bis es zu einem fatalen Unfall kam, den Anwalt Mr. Havisham ihnen als Mord ins Gewissen redete. Er gab vor, ihnen helfen zu wollen und so übergab er Cedric einem Slumlord und hieß von nun an Tom Tipton und seine geliebt Mutter blieb in der Hand des skrupellosen Anwalts zurück. Doch die Unbekümmertheit des kleinen Lords und sein gutes Herz lassen ihn auch in den Slums gute Freunde finden und als das Schicksal ihn nach Windsor Castle führt, nimmt sein offenes Wesen auch dort die Herzen der Damen für sich ein!
Der Beginn der Geschichte, der Wandel des wohlwollenden Anwalts zum fiesen Schurken, ist für mich nicht ganz so nachvollziehbar. Cedrics Leben in den Slums hingegen sehr realistisch, man wird unwillkürlich an Oliver Twist erinnert. So trifft Cedric wie auch Oliver immer wieder auf gute Menschen, doch Slumlord Charlie Froggat, hält ihn fest in seinen Fängen und will ihn zu immer schändlicheren Machenschaften heran ziehen und sogar seine eigene liebenswerte Großtante Lady Constantina bestehlen. Doch schafft Cedric es mit seinem guten Herzen ein gutes Ende zu finden. Dieses gute Ende, läßt jedoch sehr lange auf sich warten, was es für mich ein wenig abschwächt. Seine unfreiwillige Trennung von seiner Mutter und seiner übrigen Familie dauert so lange, es ist unwiederbringlich verlorene Lebenszeit, die sich nicht nachholen lässt, vor allem nicht für seine Mutter.
Oft habe ich bei Hörspielen das Problem, daß ich der Handlung nicht folgen kann, weil ich die Stimmen nicht schnell genug auseinander halten kann. Dieses Problem stellt sich hier nicht. Die Stimmen sind sehr angenehm, gut verständlich und unterscheidbar. Aber auch zwischen den Dialogen werden genügend Hinweise gestreut, daß man immer genau weiß, was gerade passiert und wer gerade spricht. Dass keine total bekannten Stimmen mitsprechen finde ich eigentlich ganz angenehm, so wird man weniger abgelenkt und es sticht kein einzelner heraus. Auch unangenehme Lautstärkeschwankungen konnte ich nicht feststellen. Die Verständlichkeit der Produktion ist ausgezeichnet.
Dieses Hörspiel entstammt dem WDR-Hörfunk-Programm und wurde an zwei Sendeterminen ausgestrahlt, so daß beide Tonträger gleich lang besprochen sind und CD 2 noch einmal mit einer kurzen Zusammenfassung des bisher erlebten beginnt. Eigentlich sehr komfortabel.
Hörspiele haben es so an sich, daß sie den ursprünglichen Text stark verkürzen und ich fürchte, dies ist der Grund dafür, daß ich einige Entwicklungen der Geschichte als etwas zu schnell empfinde. Da dies aber nun ein Charakteristikum eines Hörspiels ist, ziehe ich hierfür nur einen Stern ab.
Die Klapphülle ist ebenso wie die Tonträger sehr liebevoll und weihnachtlich gestaltet. Sämtliche Sprecher und ihre Rollen sind aufgelistet.
Für mich eine schöne stimmungsvolle Fortsetzung des kleinen Lords. Nicht ganz perfekt, aber schon schön. Zuerst hatte ich so meine Zweifel, ob es so passend für Hörer ab 8 Jahren sei, zu hören wie Cedric in den Slums zu einem Trickbetrüger ausgebildet werden soll, doch auf Grund der weiteren Entwicklung kann man das Hörspiel durchaus ab 8 Jahren empfehlen.
Lord Fauntleroy gehört einfach zu Weihnachten und ich habe mich sehr über die Fortsetzung gefreut und so geben wir trotz der Schwächen noch gute 4 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei den Head Room Sound Productions für dieses Rezensionsexemplar!

Samstag, 9. Dezember 2017

Wer hustet da im Weihnachtsbaum? Sabine Ludwig, Illus. Ute Krause, rororo rotfuchs



Wer hustet da im Weihnachtsbaum? Sabine Ludwig, Illus. Ute Krause, rororo rotfuchs
Dies ist kein Adventskalenderbuch, sondern einfach eine sehr witzige, kurze Weihnachtsgeschichte, mit tollen Illustrationen!
Alle Jahre wieder kommt Großtante Traudl am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Besuch und extra für sie, gibt es Gans mit Rotkohl und Kartoffelknödeln, obwohl niemand in der Familie Gans mag. Aber Mama möchte doch so gerne später mal Tante Traudl Biedermeier-Kommode bekommen! Und Hannes möchte nichts lieber als ein Haustier, darf aber keines haben, weil sie zu viel Dreck machen. Doch dieses Jahr ist alles anders: Tante Traudl liegt mit Grippe im Bett! Als der Opa seines besten Freundes ins Heim kommt, darf der seinen sprechenden Wellensittich Bubi nicht mitnehmen. Seine Tochter ist jedoch gegen Federn allergisch und nun sucht der Vogel samt Käfig ein neues zu Hause. Da muß Hannes einfach zugreifen! Bis er Mama so weit hat, will er Bubi in der Wohnung von Nachbarin Frau Moll unterbringen, deren Blumen er gießen soll, während sie verreist ist. Dumm nur, daß seine kleine Schwester und der misstrauische Vermieter ständig hinter ihm her schnüffeln. Luzie ist erst in der 1. Klasse und verplappert sich ständig. Das chaotischste und aufregendste Weihnachten aller Zeiten steht vor der Tür!
Dieses Buch hat 123 Seiten und ist herrlich farbig illustriert von Ute Krause. Auch wenn sie das Buch nicht selbst geschrieben hat: sie legt wirklich Wert aufs Detail! Sie kennt den Text wirklich, denn die Illustrationen sind haargenau auf den Text abgestimmt, das weiß ich richtig zu schätzen! Und die Leser ab 8 Jahren sicher auch, die selbst als Lesemuffel diese Geschichte innerhalb der Weihnachtszeit schaffen können. Allerdings empfinde ich die Schrift für dieses Alter als schon etwas klein.
In diesem Buch lernen wir eine ganz normale Familie kennen. Keine Fantasy-Elemente, keine Magie, keine Vorzeigekinder. Da gibt es Zank und Streit und die Kinder sagen nicht die Wahrheit. Die Erwachsenen machen es ihnen aber auch nicht leicht! Es ist einfach herrlich witzig, wie aus alltäglichen Situationen solche Missverständnisse und Chaos entstehen können. Sabine Ludwig hat einfach ein Auge für Alltagskomik, die uns wirklich laut hat los lachen lassen. In ganz vielen Punkten erkennen sich sämtliche Familienmitglieder wieder, aber durch die Schilderungen, schafft Sabine Ludwig es, daß wir quasi über uns selbst lachen. Auch bei uns dürfen die Kinder eigentlich kein Haustier haben, denn Chaos können wir auch ohne Tier…. Aber dann haben sich die Kinder eine streunende Katze angelacht…
Immer wieder ist man gespannt, wann denn der ewig lauernde Vermieter Herr Dobelmann wieder auftaucht und schnüffelt, oder Luzie ihren nächsten Erpressungsversuch startet. Jaaaaa, vorbildlich geht anders, aber real ist es schon und es ist ja noch nicht aller Tage Abend!
Die Geschichte hat meinen Kindern und mir richtig gut gefallen! Meine Jüngste wollte sie im Anschluß direkt noch mal alleine, für sich lesen, weil es so witzig ist. Geschichten brauchen oft kein großes Brimborium (oder Gedöns wie wir Rheinländer sagen), der Witz liegt oft im Detail und als ich unseren Weihnachtsbaum kaufte und in den Christbaumständer zwängte, mußte ich einfach grinsen, weil ich an Vater Trautwein denken musste…
Einfach herrlich, da hätte Loriot sicher seine Freude dran gehabt und Familie Hoppenstedt hätte mitgefeiert!
5 von 5 Sternen!