Dienstag, 15. August 2017

Die unsinkbaren Drei – Die unglaublichen Abenteuer der besten Piraten der Welt, Wilhelm Nünnerich, cbj



Die unsinkbaren Drei – Die unglaublichen Abenteuer der besten Piraten der Welt, Wilhelm Nünnerich, cbj
Kapitän Flitschauge ist ein gewiefter alter Seebär und als seine Piratencrew meutert, wirft er sie kurzerhand über Bord. Nun sitzt er ganz alleine auf seiner „Sturmhölle“ bis ihm das Schicksal zwei neue Piraten zwei neue Besatzungsmitglieder über den Ozean schickt. Smutje Gräte treibt in einem riesigen Suppenkessel auf ihn zu und kurz danach kommt der rundliche, wortkarge „gelernter Dritter“ Bumskopf auf einer Schiffsplanke mit Suppenkelle angepaddelt. Ihre Geschichten sind so abenteuerlich, das kann doch eigentlich nur Seemannsgarn sein! Aber nein, es ist alles wahr, denn so ungewöhnlich auch ihre Geschichte ist, so ungewöhnlich und speziell sind sie auch als Piraten! Nun hat Flitschauge wieder eine Crew, aber was für eine. Bumskopf denkt langsam, aber meistens richtig, Gräte ist ein echter Forscher, voll mit Weisheiten seiner Tante Pumpa und forscht auch schon mal gerne dort, wo er es besser bleiben lassen sollte. Fischstäbchen sind seine Leidenschaft! Auch wenn es mit der Schulbildung der zwei nicht weit her ist und Flitschauge das unbedingt ändern will, so sind sie doch Weltmeister im Reparieren, insbesondere der von ihnen selbst verursachten Schäden. Aber sie haben Mut und Elan und das macht ihnen keiner so schnell nach. 
Dieses Buch wird ab einem Lesealter von 6 Jahren empfohlen und basiert auf den Geschichten aus dem WDR-Kinderradio. Aus diesem Grunde sind die Kapitel auch jeweils ungefähr gleich lang, da sie sich an der Länge der Radiobeiträge orientiert.
Wir haben es aber auch wegen der Schrift, die keine Fibelschrift ist, als Vorlesebuch empfunden und daher bereits ab dem Vorschulalter geeignet.
Bumskopf hat ein sehr eingeschränktes Vokabular, das ist beim Vorlesen sehr witzig, aber Kinder müssen schon lernen, dass „Vollzack“ und „Öh“, jetzt kein Schriftdeutsch ist und daher bitte nicht in eigenen Schulaufsätzen verwendet werden sollte. Das Vokabular ist für Leseanfänger einfach oft zu kompliziert. Oft werden Begriffe aus der Seefahrt verwendet, welche sehr kindgerecht hinten im Glossar erläutert werden. Das ist ganz super zur Bereicherung des Vorschatzes und zur Horizonterweiterung, für Leseanfänger zum Selberlesen, aber zu aufwendig und anstrengend.
Die Geschichten sind haarsträubend und völlig skurril, dadurch sind sie für Kinder aber auch sehr lustig und unvorhersehbar. Bumskopf und Gräte bringen nicht nur ihren Kapitän bisweilen zur Verzweiflung, sondern auch die Kinder zum Kichern und das ist beim Vorlesen soooo süß. Meine Jüngste hat auch wirklich gut zugehört und mitgedacht, den Faden weitergesponnen. Kurz, sie war wirklich im Geschehen drin. Als Mutter gefiel mir, daß Flitschauge schon die Notwendigkeit schulischer Bildung für seine zwei Piraten erkannte und erklärte warum. Die Lernfähigkeit der zwei ist nun leider etwas begrenzt auf ihre eigenen Denkschemata und die Beschulbarkeit daher fraglich. Doch haben sie das Herz am rechten Fleck und das ist wichtiger als alles andere. Eine Lektion zur Wertschätzung anders gestrickter Mitmenschen, die hier sehr schön vermittelt wird. „Jeder Jeck is anders!“ wie man im Rheinland sagen würde.
Die Lieder-CD kam bei der Großen überhaupt nicht an, sie war ganz enttäuscht, daß es kein Hörbuch war, ihr gefiel schon das erste Lied nicht, da wollte sie nicht mehr weiterhören. Mich persönlich hat der Piratengesang zu bekannten Melodien auch nicht überzeugt, die werden wir nicht mehr hören. Das Ende des Buches, daß ich dann eigentlich nur der Kleinen vorlas, gefiel ihr dann aber auch. Auch wenn es sprachlich zwischen komplizierter (die verworrenen Gedankengänge der Piraten, sind bisweilen in ebensolchen Sätzen wiedergegeben, die einen Vorleser benötigen, um sie vernünftig vorzulesen) und ganz einfach „Vollzack“ „Bumms“ „DingDong“ variierte, war es doch sehr kurzweilig und die farbigen Illustrationen fanden beide Mädels klasse.
Es ist ein schönes Buch zur Einschulung, denn zur Einschulung darf man ruhig noch vorgelesen bekommen, um Spaß an Geschichten und Büchern zu entwickeln.
Wir geben gerne 4 von 5 Sternen, denn man kann das Buch auch super anschauen und lesen, ohne die Lieder zu hören.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj für dieses piratige Leseexemplar.

Summer Switch, Stefanie Gerstenberger & Marta Martin, Arena Verlag



Summer Switch, Stefanie Gerstenberger & Marta Martin, Arena Verlag
Catherine (genannt Catta) hat bei einem Arztbesuch als Begleitung ihrer schwer krebskranken Mutter der Künstlerin Marlene, an einem Preisausschreiben teilgenommen und 2 Wochen Urlaub für 2 Personen in der Villa Paradiso auf der traumhaften Insel Elba gewonnen. Perfekt zur Erholung für ihre Mutter, um nach den grauenvollen Chemos wieder Kraft und Lebensfreude zu tanken. Allerdings sind sie nicht zu zweit. So ihrer herzlichen und chaotischen Künstler Familie gehören noch Stiefvater Otto ein Autor, ihr großer gutaussehender Bruder Jacques und ihre 5 jährigen Halbgeschwister die Zwillinge Emile und Eliese für die sich Catta stets verantwortlich fühlt. Aber Künstler sind kreativ, also sollen die Eltern in der Villa wohnen und die großen Geschwister mit den Kleinen im VW-Bus auf dem Camping-Platz. Aber es kommt natürlich alles ganz anders.
Die Villa Paradiso ist traumhaft, aber das Arbeitsklima ist schlecht. Die Eltern Roberto und Antje (aus Hamburg, daher spricht Fé Deutsch) stehen völlig unter Strom. Ihre 16 jährige Tochter Félicia, die in den Internatsferien zurück im Familienbetrieb ist, steht tagsüber an der Rezeption und abends in der Küche. Dazwischen darf sich die gertenschlanke Fé noch anhören, sie müsse auf ihre Figur aufpassen. Bei Fé ist es Liebe auf den ersten Blick, als der exotische Jacques mit seiner Mutter im Hotel eincheckt. Als kurz darauf Catta ihm um den Hals fällt und Fe die Zwillinge aus dem Pool wirft, ist die Feindschaft zwischen den gleichaltrigen Mädchen scheinbar in Stein gemeißelt, bis die zwei durch die Magie einer uralten Pinie den Körper tauschen….
Zwei wie Feuer und Wasser. Catta und Fé scheinen nichts gemeinsam zu haben, außer ihrer Zweisprachigkeit, beide sprechen fließend Deutsch und Italienisch. Dennoch neidet jede der beiden der anderen etwas, aber nur so lange, bis sie in der Haut der anderen stecken. Als sich dann auch noch Catta in Fé’s Cousin verliebt, so wie Fé in Jacques, wird es ganz schön kompliziert. Nicht nur, daß sie sich nicht verraten dürfen und so tun müßten, als wüßten sie Bescheid. Catta muß auf einmal an die Rezeption und in die Küche und Einzelkind Fé ist ständig von zwei Fünfjährigen umgeben, die auch noch total unordentlich sind!
Catta ist sportlich, quirlig, musikalisch, temperamentvoll und Fé beherrscht, ständig auf ihre Figur achtend, zurückhaltend und versucht stets die Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen.
Schön ist, daß jedes Mädchen so präsentiert wird, das die Leserin mit ihr mitfühlen kann und beide mag, auch wenn sie noch so gegensätzlich sind. Mal hatte ich mehr Mitleid für Catta, die in ständiger Sorge um ihre Mutter lebte, nachdem doch schon ihr Vater bei einem Autounfall starb, oder Fé, die trotz zwei gesunder Eltern total einsam war, an der ständig kritisiert und rumgemeckert wird und die an den Rand der Magersucht getrieben wird. Gerade die sehr unterschiedlichen Figuren sind für Catta und Fé erst mal gewöhnungsbedürftig, was mich immer wieder schmunzeln ließ. Aber für mich war es auch ein klares Zeichen, liebe Leserinnen, lasst Euch bitte nicht durch ewiges Genöhle Eurer Mütter in die Magersucht treiben, auch Kurven haben Liebhaber. Gerade Catta’s Szenen in der Gemüseküche haben etwas durchaus Sinnliches. Dank der Hotelfachkenntnisse von Stefanie Gerstenberger habe ich noch einige Küchentipps nebenbei gelernt. Aber keine Sorge, es ist kein Kochbuch, aber irgendwie schon eine Liebeserklärung an gutes Essen und das savoir vivre auf Elba. Perfekt für diesen regnerischen April-Sommer in Deutschland. Leicht und beschwingt wie ein Lüftchen im Pinienwald und dennoch nicht flach. Catta’s und Fés Sorgen sind durchaus real und ernst zu nehmen. Um das besser nachfühlen zu können sind die Kapitel mal aus der einen, dann aus der anderen Sicht geschrieben. Damit man nicht durcheinanderkommt, ist unten auf der Seite stehst mit den „Kolumnentiteln“ der Name derer vermerkt, die gerade ihren Teil der Geschichte berichtet. Bei aller Leichtigkeit wir man dazu angeregt darüber nachzudenken, ob man wirklich jemand anderes sein möchte, oder ob es nicht doch besser ist, man selbst zu sein.
Im Anhang findet sich ein Glossar mit den wichtigsten italienischen Begriffen, für alle, die nicht wie Catta auf einer italienischen Schule waren.
Neben dem angenehm fließenden Stil hat mir auch sehr gut gefallen, daß alle Personen liebevoll ausgearbeitet wurden und nicht nur die vier Hauptpersonen.
Das Autorinnenduo ist ein Mutter-Tochter-Gespann, das wohl nicht nur ihre Liebe fürs Schreiben und die wunderschöne Insel Elba teilt. Geschrieben ist das Buch in einem Guss, man merkt nicht, daß unterschiedliche Personen am Werke waren. Ob sie wohl auch mal die Körper getauscht hatten?
Herrliche sommerliche Lektüre fürs Herz mit Niveau für Mädchen von 12 bis 15 Jahren, perfekt für diesen Regensommer, um sich in den warmen Süden zu träumen. Romantisch witzige 5 von 5 Sternen.