Freitag, 2. Juni 2017

Playground – Leben oder Sterben, Lars Kepler, gelesen von Vera Teltz, Osterworld Audio



Playground – Leben oder Sterben, Lars Kepler, gelesen von Vera Teltz, Osterworld Audio
Bei diesem Hörbuch handelt es sich um einen Gewinn aus der Hörbuchchallenge, normalerweise kann ich meinen Geschmack wirklich gut einschätzen.
Der Klappentext klingt für mich anders als die für mich gehörte Version.
Klappentext: Jasmin Pascal-Andersson, Lieutenant in der schwedischen Armee, wird bei einem Kriegseinsatz schwer verwundet. Über eine Minute lang steht ihr Herz still. Nach der Reanimation leidet sie an Halluzinationen, die Ärzte attestieren ihr ein posttraumatisches Stresssyndrom. Eine schwierige Rekonvaleszenzzeit steht ihr bevor, und zurück in Stockholm entscheidet sie sich, aus dem Militärdienst auszutreten, um ein ruhigeres Leben zu führen. Sie findet einen Job als Sekretärin, bringt wenig später ein Kind zur Welt. Alles scheint in bester Ordnung. Doch als Jasmin mit ihrem Sohn in einen schweren Autounfall verwickelt wird, kehren die Halluzinationen zurück.
Mein Inhaltsverständnis: Die junge Schwedin Jasmin Pascal-Andersson (sorry, warum dieser unnötige Doppelname, in einem Buch in dem es vor exotischen Namen nur so wimmelt?) leitet eine multinationale kleine Einheit im Kosovo-Krieg, als einzige Frau unter Männern. In einem Gefecht trifft sie eine Entscheidung, die einige ihrer Männer das Leben kostet, das Gros aber rettet. Dies verkraftet sie nicht. Dennoch lässt sie sich entgegen ihrer Prinzipien zu Hause zu einem sexuellen Abenteuer mit einem ihrer Untergebenen hinreißen. Sie wird schwanger und tritt aus der Armee aus, um ihren Sohn als Sekretärin ein stabileres Umfeld zu geben. Sie heiratet, die Ehe hält nicht, ein Sorgerechtsstreit mit Schlammschlacht entfacht. Als sie ihren Sohn zu einem Besuchswochenende zum Vater bringt, verunglücken sie. Ihr Sohn Dante schwebt zwischen Leben und Tod. Auch Jasmin tritt mit dem Koma in eine Zwischenwelt zwischen Leben und Tod ein. Dort befindet sie sich in einer chinesischen Hafenstadt, daß von einem Corpus Juris regiert wird, doch die Triade bedroht das Gleichgewicht. Dante hat eigentlich ein Visum zurück ins Leben, doch der 5 Jährige verliert es im Pokerspiel gegen den dubiosen Wu Wang. Um ihrem Sohne die Rückkehr ins Leben zu ermöglichen, strengt Jasmin einen Prozess an und muß erkennen, daß er getürkt ist Sie hat nur eine Chance: sie verlangt einen Playground, einen Kampf um Leben und Tod ohne Regeln, der erst endet, sobald alle Mitglieder eines Teams ausgelöscht sind. Ihr Team gegen das von Wu Wang. Ein erbarmungsloser Kampf beginnt.
Die Sprecherin hat mir sehr gut gefallen, es liegt nicht an ihr, daß das Buch nichts für mich war, aber sie beschert dem Hörbuch noch einen zweiten Stern. Ihre Stimme ist ausgesprochen angenehm und man kann ihr leider sehr gut folgen. Allerdings fand ich das Hörbuch teilweise so brutal und heftig, daß ich es ausschalten mußte, auch wenn keine Kinder in der Nähe waren. Das mußte ich erst mal verdauen. Dieser Kampf ohne Regeln ist auch für Thriller-Kenner bisweilen wirklich harte Kost. Nicht logisch, aber bisweilen sehr spannend, auch wenn einige Teile der Geschichte auch noch weiter hätten weggekürzt werden können.
Auch wußte ich dank des MP3-Formats nie, wie viele Tracks mich erwarteten, ich fragte mich ständig, ob nicht bald mal das Grauen ein Ende hat, aber dieser Albtraum auf dem Playground ging weiter. Albtraum, weil es irgendwie so surreal ist. Der Klappentext nennt es Halluzinationen, aber für den Hörer ist es eine reale Zwischenwelt, eine asiatische Hafenstadt zwischen Leben und Tod in dem mit Visa zur Rückkehr ins Leben gehandelt wird. Klingt eigentlich ganz interessant, ist aber irgendwie unlogisch. Wo kommen diese Visa her? Wieso gibt es Visa nach dem Tod? Warum kann man denn noch sterben, wenn man ohne hin schon tot ist?
Auch mit der super toughen Jasmin habe ich bisweilen meine Probleme. Ihre Beziehung zu dem Drogentoten Ting, mit ihrer animalischen Anziehung, finde ich bisweilen, naja. Der Typ war Junkie und starb ein einer Überdosis und offensichtlich kann man nach dem Tod noch immer sterben, da finde ich wilden hemmungslosen UNGESCHÜTZTEN Sex auch nach dem Tod nicht wirklich erstrebenswert und wenn der 5 jährige Sohn in der Nähe ist, um dessen nacktes Überleben ich kämpfe, noch bizarrer. Jasmin ist ansonsten aber knallhart und kalkulierend und tut alles für ihren Sohn, um ihm die Rückkehr in das Leben zu ermöglichen. Da passt für mich die schnelle Nummer in Zeiten akuter Gefahr irgendwie nicht so recht ins Bild.
Es kommen durch die zwei Teams und das Gericht, sowie die Kriegshandlung, den Sorgerechtsstreit und auch die Krankenhausszenen wirklich viele Personen aus aller Herren Länder vor. Da die 625 min einer wirklich nicht für Kinderohren gemacht ist, wußte ich bei den meisten Mitgliedern in Jasmins Team nicht wirklich, wie sie in diesen Schlamassel hineingestolpert waren und warum. Wer war noch mal Grossmann? Ein Personenverzeichnis wäre auch gerade im Hinblick auf die vielen fremden Namen wirklich hilfreich gewesen, ebenso wie eine Trackliste. Optisch ansprechend finde ich die Klapphülle mit dem atmosphärischen chinesischen Totenschiff schon, aber statt stimmungsvoller Sprüche hätte ich mir halt eine Trackliste mit Titeln zum Sortieren des Inhalts und ein Personenverzeichnis gewünscht.
Sehr gut gefiel mir jedoch, daß die Rahmenhandlung am Ende aufgelöst wurde, ich hatte ja bis zum Schluss befürchtet, daß man im Ungewissen bliebe, ob es sich bei den Szenen in der chinesischen Hafenstadt um Halluzinationen oder Wirklichkeit handelt. Auch der Sorgerechtsstreit wird sich wohl zum Kindeswohl hin auflösen. Interessant fand ich die Hinweise auf Änderungen im schwedischen Familienrecht.
Sprecherin Vera Teltz spielte nach ihrer Schauspielausbildung am Staatstheater Braunschweig und am Maxim Gorki Theater in Berlin. Seit 2004 arbeitet sie auch als Synchronsprecherin und lieh beispielsweise Naomie Harris, Noomi Rapace oder Robin Tunney ihre warme, sinnliche und ausdrucksstarke Stimme. Ja, wie gesagt, die Stimme gefiel mir, aber Jasmins sexuelle Eskapaden fand ich dann doch eher unverantwortlich als sinnlich.
Lars Kepler ist das Pseudonym von Alexandra Coelho Ahndoril und Alexander Ahndoril. Ihre höchst erfolgreiche Krimiserie um Joona Linna wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und hat in vielen Ländern die Bestsellerlisten gestürmt. Das Ehepaar lebt mit seinen drei Töchtern in Stockholm. Da mir skandinavische Krimis und Thriller meist von der Grundstimmung her zu düster und deprimierend sind, kenne ich mich in diesem Bereich nicht aus, das ist aber meine persönliche Präferenz, daher kann ich aber nicht beurteilen, ob Playground besser, schlechter oder gleich, der Joona Linna Serie ist.
Sehr gut hat mir die Sprecherin gefallen, es war stellenweise sehr spannend und von albtraumhaftem Druck, dennoch war es mir bisweilen trotz Kürzungen etwas zäh, so genau brauchte ich einige Kampfdetails nicht und zu brutal. Die Vielzahl der Personen mit exotischen Namen ohne Verzeichnis haben mich stellenweise völlig überfordert, was auch daran liegen könnte, daß ich keine 625 min am Stück hören konnte. Das hätte ich aber auch nicht ausgehalten!
Daher trotz toller Sprecherin leider nur 2 von 5 Sternen, was vor allem an der Geschichte lag, die einfach nicht meinen Geschmack traf und an dem irreführenden Klappentext.

Donnerstag, 1. Juni 2017

Spiele-Comic-Krimi: Sherlock Holmes 01, Pegasus Spiele



Spiele-Comic-Krimi: Sherlock Holmes 01, Pegasus Spiele
Sind wir nicht alle ein bißchen Sherlock? Sherlocks geistiger Vater Sir Arthur Conon Doyle ist schon einige Jahre tot, aber vergessen wird sein legendärer Detektiv noch lange nicht. Im Gegenteil, dank der aktuellen BBC-Verfilmung und diversen Spin-Offs scheint er angesagter denn je.
Ich liebe Bücher, ich liebe Spiele, liebe ich auch Spiele-Comic-Krimis?
Ich dachte, ich flutsche da mal schnell durch, aufgrund meiner langjährigen Krimi-Erfahrung…. Ha, diese Hybris hat Sherlock mir schnell genommen.
Dieser Band enthält 4 Fälle, die mit jedem Mal umfangreicher und komplexer werden. Man kombiniert sich quasi warm.
Sherlock erhält anonym eine Akte mit vier Fällen zugespielt, die er aufgefordert wird zu lösen. Da Watson sich unterfordert fühlt, darf er sich um den ersten Fall, den Überfall auf Sherlocks Vermieterin und deren verschwundene Katze kümmern.
Zudem wurde eine bekannte Hellseherin getötet, ein Mann ohne Gedächtnis im Wald Nähe des Friedhofs von Highgate gefunden und ein Skarabäus aus dem Britisch Museum gestohlen.
Die Reihenfolge in der man die Fälle löst, ist nicht festgelegt, ich fand es aber empfehlenswert die im Buch vorgeschlagene Reihenfolge einzuhalten, dann werden sie Fälle immer kniffeliger.
Zu Beginn eines jeden Falls kann man sich entscheiden, ob man als Sherlock oder Watson ermitteln möchte. Als Watson kann man die Opfer körperlich untersuchen und hat einen Hinweis mehr zur Verfügung. Entsprechend der getroffenen Entscheidungen blättert man sich weiter durch das Buch, hin zu dem nächsten Feld mit Hinweisen, Befragungen und zwischendurch kann man noch verlorene Schreibmaschinentasten suchen, die sich am Ende als wirklich wichtig erweisen. Anfangs hat mich das viele Herumblättern etwas befremdet, aber welcher leidenschaftliche Leser blättert nicht gerne in Büchern? Beim Blättern muß man aber ganz genau hinschauen, sonst verpasst man eine in den Illustrationen versteckte Zahl, die zu einem Pfad führt, der wichtige Hinweise gibt, oder man übersieht eine Schreibmaschinentaste. Man muß die Bilder genau betrachten, Fingerabdrücke vergleichen, Phantombilder erstellen. Die Ermittlungen sind sehr abwechslungsreich gestaltet.
So wie ich, einfach mal drauflos Lesen, das geht nicht! Man braucht schon Ruhe, Muße und definitiv Papier und Bleistift, um sich die gefunden Hinweise und mögliche Schlußfolgerungen notieren zu können. Dies ist auch im Buch selbst möglich, dort ist sogar sehr hübsch ein Ermittlungsbogen und Raum für Notizen angelegt, aber ich mag einfach nicht in Bücher schreiben, daher habe ich mich für Bleistift und Papier entschieden. Die Lösung folgt ganz am Ende im „Lösungsheft“, wenn sich alle Fäden zusammen bei einem Verbrechergenie treffen! Wer mag das wohl sein?! In diesem Lösungsteil kann man anhand einer Erfolgsskala sein eigenes Abschneiden ermitteln – ich weiß schon, warum ich mich bei jedem Fall dafür entschieden habe, als Watson zu ermitteln.
Einige Fälle mußte ich von vorne beginnen, weil mitten in der dramatischsten Ermittlung gerade ein Kind ins Zimmer platzte mit einer unglaublich wichtigen Frage. Wie gesagt, man sollte sich Ruhe gönnen für diese Ermittlung. Es ist ein Spiel, es macht Spaß, aber es ist volles Mitdenken und nicht nur die halbe Hirnhälfte gefragt.
Dieser Spiele-Comic wurde aus dem Französischen übersetzt und das mit viel Liebe. Es gibt keine holprigen Übersetzungsmängel, bei denen man denkt, hoppla, so würde Sherlock das doch nie sagen!
Ebenso liebevoll sind die Illustrationen, diese erinnern ein wenig an Benedict Cumberbatch, und verbreiten direkt Sherlock-Feeling. Das Cover wirkt im Original durch das glänzende Sherlock Profil auf mattem Grund noch besser.
Eine tolle Spiel-Idee, die es nun auch für Kinder gibt. Das finde ich richtig klasse, da es gerade für lesemuffelige Jungs ein toller Leseanreiz ist, überhaupt etwas zu lesen, vielleicht schaffen sie es ja so, mit dem Kampf gegen die Gauner auch die Angst vor dem geschriebenen Wort zu verlieren?! Auf jeden Fall erfordert es Konzentration.
Absolut empfehlenswert, bedient gleichzeitig mehrere Leidenschaften: Spielen, Comic, Sherlock, Ermitteln… Auch eine wirklich tolle Geschenkidee, für Freunde, die schon alles haben. Ab 11/12 Jahren. 5 von 5 Sterne