Dienstag, 23. Mai 2017

Penelop und der funkenrote Zauber, Valija Zinck, ungekürzt gelesen von Sascha Maria Icks, Argon Verlag



Penelop und der funkenrote Zauber, Valija Zinck, ungekürzt gelesen von Sascha Maria Icks, Argon Verlag
Penelop geht in die 7. Klasse und lebt mit ihrer Mutter, ihrer Großmutter und der Katze ihres Vaters in einem etwas windschiefen Häuschen in der Nähe des Waldes. Doch sie ist nicht wie andere Mädchen, sie hat eine graue Wallemähne und riecht stets nach Feuer und weiß meist schon vorher, was ihre Mitmenschen sagen werden. Als ihre Mutter verunglückt und längere Zeit im Krankenhaus bleiben muß, wacht Penelop eines Tages mit einem Kopf voller feuerroter Locken auf, der Feuergeruch an ihr, ist nun jedoch verschwunden. Sie fühlt sich zudem energiegeladen wie noch nie und stellt noch andere magische Fähigkeiten an sich fest. Diese müßte sie nur noch zu beherrschen wissen! Als ihre Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wird, erfährt sie, daß ihr Vater wohl ebensolche Haare hatte und sie wohl auch dessen magischen Fähigkeiten geerbt hat, etwas was ihre Mutter immer versucht hat, ihr zu verheimlichen. Denn Penelops Vater ist nicht tot, wie sie immer dachte, er ist vielmehr eines Tages einfach abgehauen. Penelop ist ratlos, was soll sie nun von ihrem Vater denken? Sie muß ihn suchen, aber vorher gibt es noch eine paar rätselhafte Dinge zu klären.
Die Geschichte für Mädchen ab 9 Jahren hat mich sofort angesprochen! Das Cover hat meiner noch 9-jährigen Tochter auch super gefallen, aber die Geschichte hat weder sie, noch mich richtig gepackt.
Ich konnte dies zuerst nicht in Worte fassen, daher habe ich das Buch inzwischen 7-mal gehört, vielleicht lag es ja nur an der Tagesform, oder? Als ich meine Tochter fragte, was sie störte, konnte ich sie verstehen. Sie fand es komisch, daß Penelop so graue Haare hat und nach Feuer stinkt und alle in der Klasse das gar nicht stört. Denn auch wenn Penelop etwas seltsam aussieht und riecht, ist sie durchaus beliebt. Mit der feuerroten Wallemähne noch viel mehr, dann ist sie plötzlich der absolute Mittelpunkt.  
Ich glaube, wir konnten einfach einige Wendungen einfach nicht emotional nachvollziehen. Kinder werden fies, wenn jemand komisch aussieht oder riecht. Kinder verzeihen Müttern auch nicht so einfach, wenn sie jahrelang über ihren Vater getäuscht wurden.
Penelop bekommt von ihrem Klassenkameraden Peach Hinweise, die zur Klärung beitragen würden, doch sie ignoriert sie. Peach kann zwar nicht wie Penelop voraushören, aber er hört Stimmen, die ihm Nachrichten für Penelop übermitteln. Wieso, weshalb, warum dies möglich ist, ohne daß man ihn für verrückt hält, wird nicht geklärt. Auch das Schicksal seines Vaters und dessen Firma bleibt offen, ohne daß ich herausfinden konnte, ob von der Geschichte eine Fortsetzung geplant ist, die unsere offenen Fragen klären könnte. Der Verbleib von Penelops Vater wird aber schon geklärt, es ist also kein völlig offenes Ende. Es ist für mich einfach eine emotional und auch inhaltlich etwas unrunde Geschichte. Sie ist nicht schlecht, aber auch nicht gut. Einfach o.k. denn Sascha Icks liest sie wirklich lebendig mit ihrer wirklich angenehmen Stimme, die mir sofort irgendwie bekannt vorkam… Ihre Stimme ist nicht nur angenehm warm, sie klingt auch jung und frisch genug, ohne in kindisches Quietschen zu verfallen.
Neben einer Trackliste mit Titeln, gibt es für unseren Geschmack ausreichend Tracks, da wir immer wieder kurz mal anhalten während des Hörens und dann ist es leichter wieder in die Geschichte einzusteigen.
Auch die Balance, also die Lautstärkeregelung ist wirklich ausgewogen, ich mußte mich nicht ärgern irgendetwas nicht verstehen zu können. Dennoch hat uns irgendetwas an der Geschichte gefehlt und das liegt einfach an der Geschichte. Die Lesung ist ungekürzt, das habe ich mehrfach überprüft, um sicherzustellen, daß der Argon Verlag nicht vielleicht wichtige Passage gekürzt hat, nein das ist nicht erfolgt.
Ich fürchte, wir sind einfach zu kritisch und trauen Kindern zu viel Ablehnung, Wut und Unverständnis zu, um diese Geschichte rational und emotional nachvollziehbar zu finden. Gelangweilt haben wir uns aber durchaus nicht, es fehlte aber der Wunsch einfach etwas länger wach zu bleiben, um noch etwas weiter zu hören, nur so ein kleines bißchen….
Ein wirklich sehr gut produziertes Hörbuch, dessen Geschichte uns aber leider nicht in seinen Bann zog, daher leider nur mittelmäßige 3 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Argon Verlag der uns dieses Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag



Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag
Der elf-jährige Jukka hat einen finnischen Vater, ein begnadeter Koch und eine deutsche Mutter. Leider genügt der tolle Vater seiner Mutter nicht mehr und sie bekommt nun mit einem Zahnarzt in Helsinki ein Kind. Vater Anton zieht hingegen mit Jukka in den deutschsprachigen Raum, weil er dort die Stelle als Küchenchef in dem Hotel, in dem er vor Jahren Jukkas Mutter kennen lernte, angeboten erhielt.
Als Jukka in seine neue Klasse kommt, wird er sofort wegen seines Namens, seiner schmächtigen Figur und den halblangen blonden Haaren, von dem größten und stärksten Jungen Nico als „Jutta“ verhöhnt. Die coole Leo ist anders und macht für ihn bereitwillig Platz an ihrem Tisch, was ihrer besten Freundin Lissa nicht in den Kram passt. Als Jukka im Sporttraining den erklärten Champion Nico schlägt, kennt dieser keine Gnade.
Wie gut, daß sein Zugang zu Leo immer besser wird. So wie Jukka leidenschaftlich rennt, geht Leo voll und ganz in ihrer Kunst auf. Nur, daß Jukka von seinem Vater stets verstanden und unterstützt wird, anders als Leo, die sich als Fremdkörper in ihrer scheinbar perfekten, erfolgsverwöhnten Familie fühlt. Durch die Teilnahme an einem Kunstwettbewerb will sie ihren Eltern zeigen was in ihr steckt, und Jukka Nico in die Schranken weisen. Ob das so klappt, wie die zwei sich das vorstellen?
Mobbing wird leider immer mehr verbreitet und dennoch ist Jukka nicht wirklich eine Geschichte über Mobbing, denn die Kraft der Freundschaft ist stärker als Mobbing. Solange man mindestens einen Freund/Freundin hat, kann man alles ertragen! Na ja, elterlicher Rückhalt sollte da auch nicht ganz vergessen werden.
Meine noch 9 jährige Tochter fand den Namen Jukka auch doof und wollte nur widerwillig das Buch mit mir lesen. Doch bereits nach wenigen Sätzen hatte es sie, ebenso wie mich, gepackt! Doch ist die Geschichte nicht nur einfühlsam, sondern auch wirklich witzig und spannend. Jukka rennt ohne Ende und man fragt sich stets bis zum Schluss, schafft er es noch rechtzeitig an sein Ziel? Und Jukka hat wirklich ein nachvollziehbares Ziel, daß leider immer wieder versucht sich ihm zu entwinden, aber so leicht gibt er nicht auf. Das ist so spannend, daß wir uns jeden Abend auf die Fortsetzung der Geschichte gefreut haben.
Jukka ist wirklich sensibel und einfallsreich und hat mit seinem Vater, trotz dessen wirklich lausger Arbeitszeiten echt Glück gehabt! Er unterstützt ihn und zeigt ihm jederzeit, daß er ihn liebt, so wie er ist. Er muß keine Wettkämpfe und keine Preise gewinnen, er soll nur er selbst sein.
Leos Familie scheint gar nicht zu sehen wer Leo ist, nur daß sie völlig anders ist. Sie sieht sogar anders aus! Ein Vertauschen im Krankenhaus ist jedoch ausgeschlossen. Aber Leo ist nicht nur kreativ, sie ist auch einfühlsam und sieht auch den Druck und die Nöte ihrer Mitschüler, nur nicht bei ihrer besten Freundin, die mit der „Konkurrenz“ durch Jukka arg zu kämpfen hat.
Die Sprache ist sehr einfühlsam und für Kinder wirklich toll nachzuvollziehen. Allerdings enthält das Buch einige österreichische Begriffe. Was denn nun genau die Eierspeisen sind, die Vater Anton so toll zubereitet, wissen wir immer noch nicht, wir ahnen es aber. Bei einigen Wörtern hatten wir jedoch den Eindruck, daß es sich nicht um sprachliche Eigenheiten Österreichs handelt, sondern um Druckfehler. Bei Wörtern wie „Bewerbe“ statt „Wettbewerbe“ kam ich noch auf die Bedeutung, aber bei einigen, kam mir nur „Druckfehler“ in den Sinn, da ohne sie der Satz vollständig war. Das war etwas schade, da auch der Druck gestochen scharf war. Diese Grübeleien, ob dies nun irgendeine österreichische Sprachbesonderheit oder ein weiterer Druckfehler sei, störten aber etwas den Lesefluß, dafür müssen wir leider einen Stern abziehen (ich habe auch mal einem Buch, daß ich grässlich fand, daß aber hervorragend lektoriert war und mit super klarem Druck, einen Stern für den fehlerfreien, gestochen scharfen Druck gegeben).
Die Geschichte als solche hat uns jedoch rundum überzeugt. Es geht um mehr als um Mobbing, es geht um Träume, Zivilcourage, Freundschaft und das Einstehen für seine Überzeugungen. Doch zeigt das Buch auch, wie aus „Feinden“ durch Verständnis für die Situation den anderen, echte Freunde werden können. Eine Geschichte, die so gut geschrieben ist, daß sie auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat.