Sonntag, 5. März 2017

Bibi und Tina, Tohuwabohu Total, Bettina Börgerding, Wenka von Mikulicz, Schneider Buch




Bibi und Tina, Tohuwabohu Total, Bettina Börgerding, Wenka von Mikulicz, Schneider Buch
Endlich Ferien! Bibi und Tina sind zu einer mehrtätigen Reitwanderung am Fluß aufgebrochen und hoffen bald Alex zu treffen, der mit dem Kanu unterwegs ist. Entspannt angeln sie, als ein fremder Junge ihnen versucht den Suppentopf zu stehlen. Der er kaum Deutsch spricht, hext Bibi kurzerhand, daß er ihre Sprache spricht. Er stellt sich den Freundinnen als syrischer Flüchtling Aladin vor, der hungrig ist. Doch schon kurz darauf erscheinen drei Männer in einem alten Mercedes und scheinen Aladin zu suchen. Gemeinsam fliehen sie auf Amadeus und Sabrina auf einen Bauernhof, der auch schon zwei weiteren syrischen Flüchtlingen Unterschlupf bietet, den Brüdern Sinan und Karim, die vor dem Krieg flüchteten und hoffen, in Deutschland eine Zukunft zu haben und eine gute Ausbildung zu erhalten. Dem älteren Sinan ist Aladin suspekt, da er seine Sprache nicht zu sprechen scheint und komische Ortsangaben zu seiner Heimat macht. Doch da taucht der alte Mercedes mit den drei Männern wieder auf und Aladin wird leicht panisch. Zu fünft fliehen sie in einer von Bibi gehexten Pferdekutsche. Als der Zauber sich auflöst, entdeckt Bibi, daß Aladin eigentlich ein Mädchen ist. Sie heißt Adea und ist auf der Flucht vor ihrem albanischen Onkel und ihren Cousins. Sie darf nicht mehr zur Schule gehen, sondern soll verheiratet werden. Sinan findet, daß dies weder ein Fluchtgrund sei, noch daß Adea das Recht habe, sich dem Familienoberhaupt zu wiedersetzen. Bibi und Tina wollen Adea jedoch gerne helfen und eine abenteuerliche Flucht, die nicht auf Falkenstein endet beginnt.
Dieses Buch zum 4. und letzten Bibi und Tina Film von und mit Detlev Buck ist ein Muss für Bibi und Tina Fans. Bei allem fröhlichem Chaos und der gewohnt mitreißenden Musik, die im Buch angedeutet wird, werden eigentlich ernste Themen angesprochen: Zwangsheirat, Krieg, Flucht, das Recht von Mädchen auf Schulbildung und Gehorsam gegenüber der Familie und Selbstbestimmung. Das Schulbildung ein Privileg ist, ist vielen Kinder hier nicht wirklich bewußt.
Doch werden die Themen in eine quirlige Abenteuergeschichte voll von Chaos eingebunden,  in deren Verlauf sich Graf Falko mit den syrischen Flüchtlingen verbündet und Alex sich traut seinem Vater die Stirn zu bieten. Man soll seine Eltern respektieren, aber nicht völlig unkritisch alles annehmen oder umsetzen, was diese verlangen.
Damit genügend Musik in die Geschichte integriert wird, trifft Alex auf eine Gruppe Musiker aus Mali, die auf Konzertreise sind. Alex lädt sie kurzentschlossen zu einem Zwischenstopp auf Falkenstein ein, das Graf Falko in eine riesige Baustelle verwandelt hat. Der fiese Bauunternehmer Dirk Trumpf, versucht mit überteuerten Sanierungsmaßnahmen, möglichst viel Geld aus dem Grafen zu erpressen. Auch wenn Kakman diesmal als Bösewicht fehlt, ist mit Trumpf ein Nachfolger gefunden. Adeas Onkel Addi macht ihm lange Zeit jedoch ernsthaft Konkurrenz. Er und seine Söhne Ardonis und Luan, sorgen zusammen mit Neffe Valentin, der es in Deutschland schon zu was gebracht hat, für Slapstickkomik.
Da Bib, Tina und Alex sich aber aufeinander verlassen können und gute Freunde gewinnen, schaffen sie es als Team, am Ende das Tohuwabohu zu einem wunderbaren Ende zusammen zu führen. Das erreichen sie mit Diplomatie, Entschlossenheit und Zusammenhalt statt mit Bibis Hexerei.
Die Schrift ist schön groß und in Fibelschrift, damit auch echte Lesemuffel gut parat kommen. Aufgelockert werden die Seiten durch magische Hexensternchen neben den Seitenzahlen. Die Kapitel sind sehr schön kurz, entsprechend der rasanten Filmschnitte. Sprachlich ist die Geschichte locker flockig in kindlich/jugendlicher Sprache verfasst.
Als Autorinnen fungierten die Dramaturgin und die Drehbuchautorin des Films. Daher hält sich das Buch auch textlich sehr nah am Film. Dank der vielen Farbfotos mit Filmszenen in der Buchmitte kann man so das Kinoerlebnis wieder auferstehen lassen, lange bevor der Film auf DVD erscheint.
Meine Tochter war so heiß auf das Buch, daß sie sich trotz ihrer Leseunlust sofort darauf gestürzt hat. Sie wollte unbedingt schon vor Erscheinen des Films wissen, wie es weitergeht.
Na, wenn das als Lesemotivation hilft, prima!
Meinen Töchtern 9 und 7 hat es super gefallen, sowohl vor dem Film, als auch noch einmal nach dem Film. Daher 5 von 5 Sterne für echte Bibi und Tina-Film-Fans
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Schneiderbuch Verlag für dieses Rezensionexemplar.

Freitag, 3. März 2017

Unter der Sonne nur wir – Robin Lyall, Arena



Unter der Sonne nur wir – Robin Lyall, Arena
Nele ist 18, hat gerade das Abi fast in der Tasche und als sie ihren Freund zu ihrem 2. Jahrestag überraschen will, überrascht sie ihn, aber inflagranti mit einer anderen! Da hilft nur ein Ortswechsel finden ihre Eltern und überraschen sie mit einem 4-wöchigem Aufenthalt in einer Tierrettungsstation in Südafrika, als Freiwillige (Volo). Ihre beste Freundin rät ihr, sich dort mit anderen Männern abzulenken und sich neu zu erfinden. Mit Vorsätzen eine neue Nele zu erfinden trifft sie in Little Creek ein und ist sofort von dem wortkargen Wildhüter Jake angezogen, wobei  der charmante Tiermedizinstudent Sasha ganz offen mit ihr flirtet. Nele ist hin- und hergerissen. Aber natürlich gibt es in dem Camp nicht nur Kerle, auch wenn diese nur Augen für Nele zu haben scheint. Da Nele sich ihrer eigenen Schönheit nicht bewußt zu sein scheint, freundet sie sich auch schnell mit der Engländerin Tiger, und den Schweizerinnen Regula und Marie an.
Dies ist ein Liebesroman ab 16 Jahren. Die Altersgrenze hat  der Verlag wohl bewußt hinten fett in rot aufdrucken lassen, weil einige eindeutige (körperliche) Liebesszenen enthalten sind. Entsprechend geht es schon vor allem um Neles Zerrissenheit, bis sie endlich ihren M. Right findet. Aber es ist ja kein billiger Groschenroman, daher lernen wir Nele durchaus als cleveres Mädel das auch anpacken kann und mit der Zeit begreift, daß lackierte Fingernägel bei der Arbeit keine Chance haben. Sie findet äußerst loyale Freundinnen, die mir wirklich sehr sympathisch sind, was auch sehr für sie spricht (Frauen die nicht Frauen befreundet sein können, sind mir immer suspekt). Ich war ja sehr erstaunt, wie gut Internet, What’s app und Skype in dem Camp funktionierten, von zeitweiligen Einschränkungen abgesehen. Natürlich haben alle Volos Smartphones dabei, googeln unterwegs (sehr gut zum Stillen des Wissensdurst der Leserinnen) und skypen, denn das Buch orientiert sich schon am heutigen Alltag. Aber auch der Alltag im Camp, mit den anfallenden Arbeiten (Zerteilen des frischen Obstes mit Machete in der Luft!, Schrubben der Käfige, Aufzucht von Babyaffen) werden wirklich schön bildlich beschrieben. Gerade die Pflege der kleinen Affen, die nach der gemeinsamen Dusche oder dem Bad im Pool sofort einschlafen (wie auch so oft bei Menschenbabys) und der getreue Hund Benji fand ich sehr lebendig. Die Autorin Robin Lyall konnte bei diesen Erfahrungen aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz aus ihrer Zeit als Volontärin im dem Tierschutzprojekt Riverside zurückgreifen, was die Anschaulichkeit der Beschreibungen erklärt. Auch gut kommt die Stimmung unter den Volos rüber, wie leicht es ist Anschluß zu finden, wenn man mit einer Hilfsorganisation, oder zum Auslandsstudium die Heimat verläßt. Andere Länder andere Sitten. Gut, die Holländer kommen in diesem Roman nicht gut weg, aber im Epilog stellt die Autorin klar, daß sie viele nette Holländer kennt. Denn neben den Wilderern ist für mich der Niederländer Willem der große Unsympath in diesem Buch, dem ich noch viel mehr schlimme Dinge zugetraut hätte, aber dafür war er wohl auch zu träge und gedankenlos ;) Es ist schön beschrieben, wie sehr eine solche Zeit einen verändert und reifen läßt, man aber immer man selbst bleiben wird. Reife kann Nele aber bisweilen echt brauche. Bisweilen hätte ich sie schon gerne schüttelt und gesagt: Mensch Mädel, entscheide Dich! Du willst nicht, daß man mit Dir spielt, also sorge für Klarheit! Aber gut, Nele ist erst 18 und bisweilen sehr unsicher, trotz ihrer Schönheit, die ihr wie gesagt nicht wirklich bewußt ist (ja es darf auch mal richtig gutaussehende Heldinnen geben und nicht nur Bridget-Jones-Typen).
Zu der tollen Südafrika-Atmosphäre kommt noch ein Spannungsstrang durch eine Gruppe Wilderer, die wirklich für Spannung sorgt. Vorrangig ist es jedoch vor allem ein Liebesroman, bei dem es auch schon zur Sache geht, ohne S/M, aber eben für die Altersgruppe ab 16 Jahren und durchaus mit Handlung.
Ein schönes Happy End, daß für mich eindeutig genug ist (denn eine 18 Jährige braucht ja zum Romanende noch nicht vor den Traualtar treten) rundet diese schöne Liebesgeschichte ab 16 Jahren ab.
Empfehle ich allen besten Freundinnen zum Verschenken, wenn ihre Freundin demnächst für längere Zeit ins Ausland geht. Tolles Auslandszeitfeeling!
Gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen.