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Samstag, 2. Dezember 2017

The book of dust: La Belle Sauvage, Philip Pullman, Pinguin



The book of dust: La Belle Sauvage, Philip Pullman, Pinguin
Die ist eine Prequel zu “Der Goldene Kompass” und wie auch schon bei “His dark materials” ist auch das Prequel wohl als Triologie angelegt worden, 22 Jahre später.
Es empfiehlt sich gewisse Grundkenntnisse mitzubringen, denn der Autor scheint vorauszusetzen, daß man die „His dark materials“ Triologie kennt.
Die Geschichte spielt in einem Paralleluniversum, ähnlich dem unsrigen, aber nicht ganz und auch in einer etwas früheren Zeit. Gekocht wird mit Feuer, Telefon gibt es nicht, dafür aber was Ähnliches wie Helikopter. Jeder Mensch hat einen Dämon, mit dem er von Geburt an, Zeit seines Lebens, verbunden ist. Dämon und Mensch sind können sich nur unter großen Schmerzen räumlich voneinander entfernen, sie bilden eine Einheit. Der Mensch kann auch durch die Augen seines Dämons sehen. Während der Kindheit können die Dämonen noch Form und Gestalt wechseln und sich so den Bedürfnissen ihres Menschen anpassen, wenn sie z.B. Nachts zu seiner Eule werden, um besser sehen zu können. Sobald der Mensch ausgereift ist, steht die endgültige Natur des Dämons fest und es gibt keine Verwandlung mehr.
Nun zur Geschichte: der elfjährige Malcolm und sein Dämon Asta leben mit seinen Eltern im Gasthaus „Trout“ und hilft selbstverständlich mit. Dennoch mag er die 15 jährige verstockte Spülhilfe Alice nicht. Die zwei haben eine Art Waffenstillstand geschlossen. Als pfiffiges Kerlchen hilft Malcolm auch im benachbarten Kloster aus und in seiner Freizeit ist er gerne mit seinem Kanu unterwegs. Eines Nachts kommen seltsame Gäste in den Trout und erkundigen sich nach dem Kloster und ob dort ein Baby aufgezogen wird. Als er der Frage nachgeht lernt er Baby Lyra kennen, daß von der Küchenschwester versorgt wird. Lyra ist die Tochter von Lord Asriel und Mrs. Coulter aus dem Goldenen Kompass. Das religiös-fanatische Magisterium will Lyra unbedingt in seine Gewalt bringen und setzt seinen Geheimdienst und den durchtriebenen, in Ungnade gefallenen Gerald Bonneville auf Lyra an. Sowohl Malcolm, als auch Alice schließen die hilflose Lyra schnell in ihr Herz. Das ist auch Lyras einziger Schutz, denn die zwei retten sie, als die Welt wie sie sie kennen unter einer Flut zu ertrinken droht.
Das Buch fängt richtig super an. Neben Malcolm, Alice und Lyra lernt man noch viele andere spannende Charaktere kennen. Besonders Dr. Hannah Relf habe ich ins Herz geschlossen. Sie ist eine Professorin für die Geschichte der Ideen und führt Malcolm ein, in ein viel breiteres Gedankenspektrum. Sie leiht ihm Bücher und diskutiert mit ihm darüber. Ihr erzählt Malcolm alles Besorgniserregende oder Auffällige was er erlebt oder beobachtet. Denn Dr. Relf arbeitet für Oakley Street, eine Geheimorganisation, die sich dem Magisterium widersetzt. Gerade diese Passagen, in denen es um Geheimbünde und Spionage geht finde ich sehr spannend. Die Organisation, die Struktur, aber auch der tiefe Einblick in das sich immer stärker zusammenbrauende Böse des Magisteriums. Da fällt es nicht schwer beim Lesen unwillkürlich Vergleiche mit Diktaturen in unserer realen Geschichte zu ziehen und zu erschaudern. Leider verlässt uns Dr. Relf mit Ende von Teil 1. Teil zwei schildert die Flucht der Kinder durch die unendlichen Fluten in Malcolm kleinen Kanu. Es ist toll mitzuerleben wie Malcolm und Alice einander näherkommen, die Abneigung sich auflöst und einer tiefen Verbundenheit und Vertrauen weicht. Sie haben unheimlich spannende Aufgaben auf ihrem Weg durch die Wasserödnis zu bewältigen. Doch leider entgleitet Teil 2 gegen Ende. Während Malcolms Welt bisher noch relativ real war, wird sie plötzlich einfach so bizarr und mystisch. Das stellt für mich wirklich einen Bruch innerhalb des Buches dar. Er scheint für mich der inneren Logik des Buches zu widersprechen. Auch der Aufbau von Dr. Relf als wirklich zentralen Charakter, der plötzlich nicht mehr auftaucht, im Gegensatz zu vielen anderen, ließ mich unbefriedigt zurück. Während ich anfangs noch total begeistert war, hat mich das etwas enttäuscht. Ich hoffe sehr, daß Pullmann in seinem nächsten Band, der hoffentlich nicht wieder 22 Jahre auf sich warten läßt, zu seiner Form aus dem ersten Teil des Buches zurückfindet. Noch will aber wissen wie es weitergeht, noch hat er mich nicht als Leser verloren.
Sprachlich kann man Pullmann sehr gut folgen, auch wenn man bisweilen die Tiergestalt der Dämonen oder nautische Begriffe nachschlagen muß. Gerade bei den nautischen Begriffen mußte ich aber feststellen, daß mir das deutsche Wort ebenso wenig sagt, wie das englische. Ich habe einfach keine Ahnung von der Seefahrt, was dem Spaß an dem Buch aber keinen Abbruch tut.
Ein stellenweise sehr fesselndes Buch, aber leider durch den Bruch in der Geschichte kann ich nicht mehr als 3,5 Sterne vergeben (d.h. etwas besser als Mittelmaß).

Samstag, 12. August 2017

Resistance, Val McDermid, BBC-Radio 4 full-cast drama, Penguin



Resistance, Val McDermid, BBC-Radio 4 full-cast drama, Penguin
Es ist die Zeit der Sommersonnenwende. Um die 150.000 Menschen kommen auf einer Farm in Nord-Osten Englands zu einem Open-Air Festival zusammen. Zusammen mit einigen anderen Reportern berichtet die Journalistin Zoe Meadows von dem Event. Der Dauerregen, der Matsch und Schlamm, gehen ihr aber ziemlich auf den Keks. Immerhin kann sie aus dem Imbisswagen ihrer Freunde Sam und Lisa berichten. Als einige von Sams Kunden und Sam selbst auch, krank werden, sieht es zu Beginn aus, wie ein 24-h Magen-Darm-Infekt. Anfangs wird der Matsch und die mangelnden hygienischen Verhältnisse für die schnelle Ausbreitung verantwortlich gemacht; bis die Betroffenen 2 Wochen später plötzlich seltsame Hautausschläge und Geschwüre entwickeln, die sich entzünden. Die Betroffenen brechen bisweilen auf offener Straße zusammen und sterben.
Als Vegetarierin ist Zoe von dem Infekt nicht betroffen. Anfangs ermittelt sie um Sams willen, damit er in der Presse nicht mehr als der Verursacher da steht. Doch schon bald stellt sie fest, das da viel mehr dahinter steckt und die Gefahr viel größer als gedacht ist. Doch die Politik und das Gesundheitswesen verschließt die Augen, Forscher die vor der Gefahr warnen und Forschungsgelder beantragen, werden abgewimmelt und mundtot gemacht.
Der Start beginnt schon sehr authentisch in Art einer Radioübertragung vom Festival mit Zoe, die sich mit Lisa und Sam austauscht. Gerade in Sams nördlichen Einschlag muß man sich zu Beginn hinein hören. Wenn aber alle Personen feinstes Oxbridge sprechen würden, würde die Geschichte an Unmittelbarkeit und Glaubwürdigkeit verlieren. So fand ich es eine tolle Hörverständnisübung für den Ernstfall „Urlaub in England“.
Es ist eine Vielzahl von Personen, die im Booklet aufgezählt, aber leider nicht näher erläutert wurde. Bei Hörspielen würde ich mir schon meistens ein Personenverzeichnis mit kurzer Charakterisierung wünschen und nicht nur die Nennung der Sprecher. Dies ist vor allem bei BBC-Hörspielen wichtig, weil einige Sprecher mehrere Personen übernehmen, was einen schon mal in die Irre führen kann. Da ich die Geschichte aber super aktuelle und total spannend fand und ich ja sehr gerne Englisch höre, habe ich dann die CD’s einfach mehrfach gehört, so ist mir dann nichts entgangen und es ist ja auch wirklich mit der Geräuschkulisse und den Einblendungen auch von Fernsehsendungen oder Funk- und Skypeverbindungen unglaublich gut gemacht worden.
Das Thema ist brandaktuell und ich wünschte, daß doch einige Lobbyisten der Pharmaindustrie und dem Gesundheitswesen, sowie der Politik zuhören und etwas ändern. Durch den massenhaft Verbrauch von Antibiotika in der Tiermast und der bisweilen schnellen Griff zu diesen potenziellen Lebensrettern in der Humanmedizin entstehen oft Resistenzen durch Mutation, ohne daß schnell genug neue Wirkstoffe entwickelt werden. Da Antibiotika nicht täglich genommen werden, sind sie für die Pharmaindustrie nicht interessant genug in der Entwicklung, da nicht gewinnversprechend genug. Doch was ist, wenn diese Lobbyisten mal von einem gegen alles resistenten Keim befallen werden. Ein unglaublich beängstigendes Scenario, das oft die dunkelsten Seiten der Menschheit ans Tageslicht befördert. Während des Hörens hatte ich ständig „It’s the end oft the world as we know it“ im Ohr, ein wirklich passender Song zu dieser spannenden Zukunftsvision, die gar nicht mal abwegig ist. Spannung, die nachdenklich machen sollte, mit einem wirklich schlüssigen Ende.
Die Sprecher sind echte Profis, die im BBC-Sendegebiet wohl auch sehr bekannt sind, mir aber nichts sagen. Sie vermitteln aber super englisches Lebensgefühl, das Grauen geht direkt ins Ohr.
Geschrieben von der Thrillermeisterin Val McDermid. Da diese unmittelbar das Hörspiel schrieb und nicht erst einen Roman, ist es wirklich gut nachvollziehbar, ohne Kürzungen die für mich Hörspiele bisweilen schwer verfolgbar machen.
Da haben die tollen Sprecher, die BBC und Penguin fast alles richtig gemacht. Da es nur Kleinigkeiten sind und ich wirklich positiv überrascht von der Verständlichkeit des Hörspiels bin: begeisterte 5 von 5 Sternen.

Montag, 7. August 2017

Matilda, Roald Dahl, read by Kate Winslet, Puffin Books



Matilda, Roald Dahl, read by Kate Winslet, Puffin Books
Matilda Wormwood ist das jüngste und völlig unterschätzte Kind der Familie Wormwood. Ihre Eltern sind primitiv, raffgierig, ignorant und verlogen. Doch lässt sich Matilda davon nicht beirren, sie strebt nach Wissen und bringt sich selbst Lesen, Schreiben und Rechnen bei. Mit 4 Jahren entdeckt sie die örtliche Bücherei und als sie mit 5 ½ Jahren eingeschult wird (sehr spät für englische Verhältnisse, aber ihre Eltern hatten vergessen sich darum zu kümmern) hat sie sämtliche Klassiker der englischsprachigen Literaturgeschichte gelesen.
Ihre Klassenlehrerin die zarte, blasse Miss Honey ist schwer beeindruckt von Matildas Genie und Bescheidenheit, die ihr auch die Zuneigung ihrer Klassenkameraden sichert. Nur Mrs. Trunchbull, die riesige, boshafte Schulleiterin ist von ihr nicht beeindruckt. Sie hasst kleine Kinder und Matilda ganz besonders. Nach Aussen hin erträgt Matilda die Ungerechtigkeit ihrer Eltern und Schulleiterin mit Gelassenheit, aber in ihrem Inneren brodelt es und sie sinnt auf Rache. Mit fiesen kleinen Streichen, revanchiert sie sich, für all die erlebten Gemeinheiten. In Lavender findet sie eine Freundin und Miss Honey wird ihre Vertraute.
Roald Dahls schräge Kindergeschichten voller Humor und Wahrheit sind echte Klassiker. Matilda wurde sogar verfilmt, was es für junge Englischschüler deutlich vereinfacht der Geschichte zu folgen, sofern sie den Film kennen. Ganz nebenbei lässt Roald Dahl in einem kleinen Seitenhieb auf seine ebenfalls legendären Kollegen Tolkien und C.S. Lewis seine Überzeugung, daß ein gutes Kinderbuch auch immer zum Lachen sein muß, von Matilda vertreten. Ein Credo, daß er selbst immer sehr ernst nahm und dem meine Töchter wohl zustimmen (wobei ich die Narnia-Sage dennoch geliebt habe, Tolkien habe ich nie gelesen, zu viele Personen, ich mag es übersichtlicher).
Das Buch ist viel schöner als die Verfilmung, aber wenn man durch den Film den Inhalt schon mal in groben Zügen kennt, erleichtert dies auch Kindern mit 3 bis 4 Jahren Englischkenntnissen, der Geschichte zu folgen und über die skurrilen Pointen zu lachen. Doch ist Matilda nicht einfach klamaukig, wie ich den Film empfand, sondern warmherzig und weise. Voller Wahrheit über Literatur, Eltern, Kinder, Lehrer und das Schulsystem.
Kate Winslet lebt dieses Hörbuch. Als Matilda klingt sie klein und zart, als Miss Honey lieb und reizend, als M. Woodworm primitiv und ignorant und als Mrs. Trunchbull ziemlich furchteinflößend. Das gelingt ihr so lebensecht, insbesonders, wenn sie als Mrs. Woodworm hysterisch kreischt, daß es für Anfänger nicht immer einfach ist, alles zu verstehen. Beim zweiten Mal werden sie alles besser verstehen, daher ist es schade, daß die Tracks bis zu 20 Minuten lang sind, da kann man nicht einfach mal den Track schnell von vorne anhören. Die Länge der Tracks scheint sich an der Kapitellänge zu orientieren, hier wäre aber gerade bei einem Kinderhörbuch ein Mehr an Tracks sehr hilfreich.
Eigentlich spricht Kate Winslet sehr klar und deutlich, aber eine Schauspielerin kann ja wohl kaum einen Primitivling Oxbridge sprechen lassen!
Optimal ist es natürlich beim Hören für Lernerfolge das Buch parallel mitzulesen, aber diese Einsicht besitzen wohl eher Oberstufenschüler, die allerdings auf Grund der Vielschichtigkeit der Geschichte auch durchaus für Oberstufenschüler oder Erwachsene interessant ist. Die Geschichte reift mit dem Alter des Lesers mit. Für jede Altersklasse ab 8 Jahre hat dieses märchenhafte Abenteuer etwas zu bieten, Lacher inklusive.
Durch die klare strukturelle Einteilung in Gut und Böse, erhält die Geschichte etwas Märchenhaftes. Allein schon die Namen machen auf Anhieb klar, wer gut und wer Böse ist. Jemand der Miss Honey heißt, kann doch nur lieb sein, oder?
Ein wirklich zeitloser Klassiker, herrlich gelesen für fortgeschrittenere Englischschüler, die spätestens beim zweiten Zuhören der Geschichte folgen werden. Eine tolle Übung nicht nur für Schüler, ich bin froh daß ich nun auch mal den Text zu einem der Kinderbücher dieses schillernden Autors (der Lebenslauf allein brachte mich zum Lachen, kein Wunder, daß seine Bücher so schräg sind).
Die Geschichte bekommt von mir 5 von 5 Sternen, die wunderbare Kate Winslet auch (nein, ich bin kein Fan von Titanic!), aber die Produktion bekommt einen Stern abgezogen, da die Tracks einfach zu lang bemessen sind, auch für englische Kinder.

Freitag, 7. April 2017

The Heart’s invisible furies – Who is Cyril Avery? John Boyne, Pinguin



The Heart’s invisible furies – Who is Cyril Avery? John Boyne, Pinguin
Dies ist angeblich John Boynes ambitioniertestes Werk. Und genau das war mein Problem, ich hatte das Gefühl, daß der Autor zu viel auf einmal wollte und in diese 600 Seiten lange Lebensgeschichte zu viel hineinpacken wollte. Die Strafbarkeit von Homosexualität in Irland und ihre Verfolgung, anonyme Adoption, AIDS, Entwicklungsroman, Anne Frank, Katholizismus,…. Der Entwicklungsroman war dem Klappentext nicht zu entnehmen, lediglich die Entwicklung Irlands verknüpft mit der Identitätssuche des anonym adoptierten Cyril Avery. Ich mag einfach nur wenige Entwicklungsromane und dieser Teil des Romans machte mir wieder überdeutlich warum. Ich wollte das Buch zeitweise abbrechen und habe es nicht getan, weil eine Rezensentin mir Mut machte, daß es ab der Mitte besser würde. Das stimmte absolut. Aber auch wenn es sowohl anfangs, als auch gegen Ende viel besser wurde, kann ein Buch, daß ich stellenweise abbrechen möchte nicht über mittelmäßige 3 Sterne hinauskommen, auch wenn es kein mittelmäßiges Buch ist, es schwankt einfach zwischen 1 und 5 Sternen. Worum geht es wirklich?
Die blutjunge Catherin Goggins wurde kurz vor Ende des 2. Weltkrieges im erzkatholischen Irland schwanger. Als die Schwangerschaft der 16-jährigen offensichtlich wird, wird von der Familie verstoßen. Sie flüchtet nach Dublin und trifft schon unterwegs auf Sean MacIntyre, der in Dublin mit seinem Freund Jack Smoot zusammenziehen will. Eine schicksalhafte Begegnung, auf die die Geschichte immer wieder zurückgreifen wird. Nach der Geburt wird Cyril sofort von einer buckligen Nonnen den reichen Averys gebracht, die keine Kinder bekommen können. Dort wächst er im Wohlstand, aber lieblos auf. Mit 7 lernt er den gleichaltrigen umwerfenden Julian Woodbead kennen und entdeckt, daß er homosexuell ist, im Gegensatz zu Julian. Fortan träumt er von Julian, es wird über die Jahre geradezu zu einer unerwiderten Obsession. 7 Jahre später werden sie Zimmergenossen im Internat. Bei der ständigen Selbstbefriedigung träumt Cyril nur von Julian, der aber nicht von ihm. Seine Adoptivmutter ist mittlerweile verstorben und posthum die erfolgreichste Autorin Irlands geworden. Weitere 7 Jahre später hat Adoptivvater Charles ihm eine Stelle als Beamter im Bildungsministerium besorgt und Cyril lebt seine Homosexualtiät ständig heimlich mit Zufallsbegegnungen aus, was damals und noch viele Jahre später in Irland sehr gefährlich war.
Die Geschichte von Cyril wird in 7 Jahresabschnitten erzählt, die noch vor seiner Geburt beginnt. Diesen Abschnitt fand ich so grandios, daß ich das Buch meinem Vater zum Geburtstag schenken wollte, da sie heute nach Irland flogen. Zum Glück habe ich es nicht getan. Denn die darauffolgenden 14 Jahre der ständigen sexuellen Selbstbefriedigung und des schnellen flüchtigen Sex, mit jedem den man gerade fand, fand ich weder literarisch, noch sexuell befriedigend, sondern eher zäh. Auch wenn es zwischendurch mal nette Momente mit der unglaublich unsympathischen Verlobten Mary-Margrethe gab, die stets: That’s not my standard!“ von sich gab. Ich konnte ihr nur zustimmen. Cyril kam mir vor wie ein völlig passives whiny wimpy kid. Was die anderen in ihm sahen, verstand ich nicht, er ging mir einfach auf den Geist. So sehr, daß ich abbrechen wollte und ich den Humor auch nicht wirklich genießen konnte. Highlight waren für mich die steten Zufallsbegegnungen mit seiner wahren Mutter, die er natürlich nicht als solche erkannte. Diese ist einfach eine unglaublich starke und positive Person, von der Cyril sich ruhig eine Scheibe hätte abschneiden sollen. So wie sie, gibt es einige Schlüsselfiguren, die immer wieder in Cyrils Leben, teils auch durch unglaubliche Zufälle auftauchen und sein Leben kreuzen und das obwohl Cyril nicht sein Leben lang in Dublin bleibt, sondern nach Amsterdam und von dort nach New York flieht. Mit fortschreitendem Alter, läßt sein überbordender Sexualdrang nach und er entwickelt eine Persönlichkeit, was ihm gut zu Gesicht steht (ja, the catcher in the rhye, mochte ich definitiv auch nicht). Auch wenn Cyril immer noch recht passiv ist, entwickelt er doch einen sehr trockenen bissigen Humor, der gerade im Austausch mit Julians jüngerer Schwester Alice sehr witzig ist, umso mehr in den Passagen, in denen „Durchschnittsiren“ beteiligt sind, an denen die Entwicklung der letzten 60 Jahre völlig vorbei gegangen zu sein scheint und die immer noch auf dem Stand von „There are no homosexuals in Ireland“ stehen geblieben sind.
Gerade die Jahre, die Cyril durchlebt, die ich auch erlebte sind sehr treffend beschrieben. Die Borniertheit einiger Menschen, in vielerlei Hinsicht, auch was Bildung und Kultur angelangt, ist wirklich sehr treffend und humorvoll geschrieben. Nicht nur Cyrils Adoptivmutter Maude Avery ist eine erfolgreiche Autorin, sondern auch ein weiteres „Familienmitglied“ von Cyril wird auf diesem Gebiet brillieren, ein Anlaß sich immer wieder mit dem Thema Literatur und Erfolg als Autor zu beschäftigen. 
Am Ende findet Cyril dann doch noch das Glück. Es ist zwar etwas kitschig, aber auch ein sehr bewegendes Ende dieser über 70 jährigen Reise mit Cyril Avery.
John Boyne hat wirklich einen hervorragenden Stil. Der Autor wurde 1971 in Dublin geboren und las in seiner Kindheit Enid Blyton und sämtliche Narnia Bände, die ihn selbst zum Schreiben animierten. Ehe er am Trinity College in Dublin Literatur und später in Norwich kreatives Schreiben studierte. Ich konnte mich beim Schreiben nicht des Eindrucks entledigen, daß der Autor mit dem Schreiben dieses Buches seine eigenen Erfahrungen mit der Borniertheit der Gesellschaft seines Heimatlandes gegenüber Homosexuellen verarbeitetet hat. Ob dem so ist, weiß ich nicht, da ich hierzu nichts habe finden können. Glücklicherweise ist dies hier und heute nicht mehr der Erwähnung wert, wie ein Autor sexuell orientiert ist.
Ein Buch voller Höhen und Tiefen. Das ist teils furchtbar, teils großartig fand, das polarisiert und Anlass zu Diskussionen gibt, einen aber definitiv nicht kalt läßt. Wegen der Passagen, an denen ich die Lektüre fast abgebrochen hätte: 3 von 5 Sternen.

Donnerstag, 9. März 2017

My (not so) perfect Life, Sophie Kinsella, Penguin



My (not so) perfect Life, Sophie Kinsella, Penguin
Katie Brenner ist in Sommerset auf der Anster Farm allein mit ihrem Vater aufgewachsen, nachdem ihre Mutter bei einem Autounfall starb als sie 5 Jahre alt war. Ihr Vater liebt sie abgöttisch, dennoch hat Katie immer nur von einem Leben in London geträumt. Endlich scheint ihr Traum sich erfüllt zu haben: Sie hat einen schlecht bezahlten Job als Forschungsassistentin in einer Marketingagentur, ein winziges WG-Zimmerchen mit recht speziellen Mitbewohner und einen höllischen Pendlerweg täglich vor sich und eine sehr spezielle Chefin. Aber hey! Sie lebt in London und arbeitet ist einer Agentur! Ihr glamouröses Leben findet aber vor allem mit gefakeden Nachrichten auf Instagramm statt, die sie vor allem ihrer besten Freundin Fiona in New York schickt.
Doch auch dieses Glück findet ein jähes Ende, als ihre Chefin, die scheinbar alles hat, was man sich nur wünschen kann, ihr unerwartet kündigt. Da sie einfach keinen neuen Job findet, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihr WG-Zimmer unter zu vermieten und zurück auf die väterliche Farm zu ziehen. Immer noch hallen ihr die Worte ihrer Chefin, der ultra-trendigen Demeter im Kopf nach: Wer weiß wozu das gut sein mag, jedes Ende ist auch ein Anfang und eine neue Chance. Na toll! Aber immerhin hat sie auf der Farm nun die Aufgabe, diese in ein Glamping (Glamour Camping) Paradies um zu wandeln. So erfolgreich, daß sich nach kurzer Zeit auch Ex-Chefin Demeter unter den Gästen befindet.
Für mich bot das Buch absolut perfektes Lesevergnügen, auch wenn ich nicht minütlich gelacht habe, wie es auf dem Klappentext steht. Ich habe durchaus so laut und oft beim Lesen gelacht, daß meine Kinder wollten, daß ich ihnen das Buch vorlese! Doch gibt es neben den Passagen zum Losprusten auch solche zum Grinsen, zum frustriert in den Tisch beißen, romantische Szene, die den Herzschlag erhöhen und weise Einsichten. Denn auch das Leben der anderen ist nicht immer das, was es scheint, so wie Instagram und Facebook einigen Menschen lediglich zum persönlichen Marketing und Aufbau eines schönen Scheins dienen. Aber Hand auf’s Herz, es ist vieles eine Frage des Blickwinkels. Statt andere zu beneiden, ist es besser, sich über das zu freuen was man hat. Und Katie hat vieles worauf sie stolz sein kann und das ist nicht nur ihre enge Beziehung zu ihrem Vater, sondern auch ihre wunderbare Stiefmutter Biddy. Katie ist ehrgeizig aber nicht krankhaft, vielmehr ist sie wissbegierig und lernwillig. Anders als ihre Kolleginnen, hatte sie durchaus die Chance genutzt und sich bei Demeter einiges abgeschaut und von ihr gelernt, im professionellen Sinne. Schön finde ich bei Katie auch, daß sie empathisch und taktvoll ist, nicht nur kreativ. Sie kann zuhören und gibt nicht auf.
Herrlich ist die Stelle im Buch, als sich Katie die Möglichkeit eröffnet, sich nach Herzenslust an Demeter zu rächen! Auch wenn Katie eigentlich ein nettes Mädel vom Land ist, erspart ihr das keine Rachegelüste.
Hierbei kann dann auch Demeter zu Form auflaufen und das ist wirklich sehr witzig. Denn es ist wieder eine Stärke von Sophie Kinsella, daß auch die Nebenrollen wirklich gut ausgearbeitet sind, bis hin zur Reinigungskraft Denise, Hofhelfer Steve und dem Trödler Dave Yarnett (großartig seine Fähigkeit Katies Vater immer wieder über’s Ohr zu hauen!).
Tatsächlich wachsen sämtliche Protagonisten beim Glamping-Projekt über sich hinaus und entdecken neue Seiten an sich. Das ist sehr unterhaltsam und lustig. Aber stopp, gehört nicht zu Sophie Kinsella ein Liebes-Happy-End? Tja, dies ist ein typischer Kinsella, hier fehlt nichts, aber es soll ja nicht zu viel verraten werden! Das Ende ist wunderbar und nachdem ich es heute Morgen zu Ende gelesen habe, konnte ich den Tag mit einem glückseeligen Strahlen beginnen!
My (just so) perfect read! Strahlende Leseempfehlung mit 5 von 5 Sternen!