Donnerstag, 31. Mai 2018

Die Baby Hummel Bommel/Gute Nacht, Britta Sabbag, Maite Kelly, Joelle Tourlonias, der Hörverlag



Die Baby Hummel Bommel/Gute Nacht, Britta Sabbag, Maite Kelly, Joelle Tourlonias, der Hörverlag
Dieses Hörbuch vereint die zwei Bilderbücher Die Baby Hummel Bommel und Gute Nacht, zwei Bilderbücher die diesmal schon für die ganz Kleinen ab 2 Jahren sind, weswegen diesmal keine durchgängige Geschichte erzählt wird, sondern lediglich erste Reime mit Themen, die für die Kleinsten relevant sind, wie morgendliches Aufstehen, Händewaschen, kleinere Verletzungen. Das Inhaltsverzeichnis kennzeichnet hierbei auch die Tracks zu welchem es im liebevoll von Joelle Tourlonias gestalteten Booklet Mitmach-Tipps und Fingerspiele gibt. Dabei werden die ersten Reime mit dem aus dem ersten Hummel Bommel Band bekannten Lied „Du bist Du“ gesungen und komponiert von Maite Kelly beendet. Ein schön gesungenes Lied, daß die meisten Mütter und Kinder aber wohl stimmlich kaum adäquat mitsingen können, ganz anders als die einfachen und leicht eingängigen Reime. Die Einschlafreime sind noch ruhiger so daß man diesen Teil wirklich sehr gut zur Vorbereitung auf das Einschlafen hören kann und richtig schön ritualisieren. Track 28 eignet sich dabei als Einschlafmusik, die man auf Wiederholen stellen kann.
Meine Jüngste (bald 9 Jahre) ist trotz ihres Alters ein großer Hummel Bommel Fan und hat sich sehr gefreut, als ich ihr verriet, daß es wieder eine neue Hummel Bommel CD gibt, da sie diese immer sehr gerne zum Einschlafen hört, da die Stimmen so harmonisch sind und die Geschichten sie nicht aufwühlen sondern ebenfalls mit Friede, Freude, Eierkuchen für süße Träume sorgen. Diesmal war sie etwas enttäuscht und sagte: Also Mama, diesmal bin ich wirklich zu alt, ich habe ja nun wirklich keine Fingerlein mehr, sondern Finger. Also während sie die Geschichten für 4 Jährige liebt, war dies nun nicht so ihr Fall. Dabei sind die Reime durchaus gut gemacht und wirklich schön für die Entwicklung des Sprachempfindens. Oft nervt mich dieses Genre ja, aber ich konnte wirklich sehr entspannt bei der CD nebenher arbeiten und blieb entspannt.
Aber ganz ehrlich, das hatte ich mir fast gedacht, aber Mütter dürfen ja nicht immer schon vorher verraten, daß sie alles besser wissen. Also, habe ich anderweitige Hilfe gesucht und meine 5 Jährige Nachbarin Debbie gefragt (ihre Schwester ist 2 und somit Zielgruppenkind, kann sich aber noch nicht so adäquat äußern). Debbie fand es super und als die kleine Hummel Bommel zum Frühstück Honigbrot aß, wollte sie auch eins. Bekam sie auch. Sie saß ganz gebannt in meiner Küche, aß Honigbrot, lauschte und strahlte.
Die Illustrationen gefallen allen Kindern und der Mutter, sie sind wirklich sehr süß.
Anders als die Lieder, die zwar schön anzuhören sind, aber nicht so mitsing-tauglich, sind die Reime wirklich sehr alters gerecht. Sie erfinden zwar das Genre Kinder- und Fingerspielreime nicht neu, aber das ist ja auch nicht unbedingt nötig.
Für jüngere Geschwister von Hummel Bommel Fans sehr super und auch für Mütter oder Erzieherinnen von Kleinkindern um sich neue Anregungen zu holen und neue Reime kennenzulernen. Mit 25 Min. Laufzeit wird die Konzentrationsspanne der Kleinen nicht allzu sehr strapaziert und nach einer Pause ist durch die zahlreichen Tracks jederzeit ein Wiedereinstieg gut möglich.
Die Stimmen von Maite Kelly und Britta Sabbag harmonieren sehr gut zusammen, dadurch ist die CD auch sehr gut zur Beruhigung für Autofahrten geeignet.
 
Einige ältere Hummel Bommel Fans werden sich für dieses Werk wohl schon zu alt fühlen, für einen ersten Einstieg in ihre Welt ab 2 Jahren oder für Eltern auf der Suche nach schönen Reimen und Fingerspielen.

Dienstag, 29. Mai 2018

Ein M.O.R.D.S.-Team (20) – Der verlorene Junge, Andreas Suchanek, Greenlight Press


Ein M.O.R.D.S.-Team (20) – Der verlorene Junge, Andreas Suchanek, Greenlight Press
Vorsicht, diese All-Age-Krimi-Reihe macht süchtig. Wer verzweifelt seine Kinder ab 12 Jahren aber zum Lesen bringen möchte, sollte ihnen vielleicht die ersten 3 Bände aufs Handy ziehen ;)
Nach dem Giftanschlag auf die Kandidatin für das Bürgermeisteramt Alice, droht deren Niere zu versagen, es hilft nur eine Spenderniere. Da ihr Vater und ihre Mutter tot sind, wollen Mason, Olivia, Randy, Danielle und Sonja ihrer Freundin helfen und ihren vermissten Zwillingsbruder auffinden. Alle Spuren scheinen verschwunden zu sein, doch da fällt ihnen ein, daß eventuell in den Akten der 84er im Geheimen Raum, noch Hinweise zu finden sein könnten. Als sie nachschauen wollen, sind die Akten von Profis gestohlen worden. Wer könnte dahinter stecken? Alice hat zwar die Wahl zur Bürgermeisterin gewonnen, aber von der Intensivstation aus, kann sie die Geschicke der Stadt nicht lenken. Daher muß ihre Rivalin Martha, Masons Mutter sie bis zur Genesung vertreten. Martha ahnt nicht, worauf sie sich da eingelassen hat, doch stellt der Secret Service sie nun unter Schutz. Mason hat mal wieder einen Personenschützer, diesmal eine erfahrene Agentin und nichts Besseres zu tun, als sie erst mal abzuschütteln. Auch aus Kanada kommt Verstärkung von der 5. Dynastie, Tony wurde geschickt, um die Lage in Barrington Cove zu beobachten.
Mason ist mit seiner tolpatschigen Art mal wieder der Knaller und garantiert großen Spaß auch in spannenden Szenen, denn sein Hund Socke steht ihm in nichts nach. Auch seine Versuche seiner Beschatterin zu entkommen sind wirklich witzig. Die Freunde wachsen einem schnell ans Herz mit ihren Marotten. Olivia, die intelligente Latina aus dem Armutsviertel, bei der Autos nicht alt werden können, der lakritzfanatische Randy, mit dem Hang aus brennenden Gebäuden oder ähnlichem zu stürzen, die schöne blonde Danielle, Sproß gleich zweier Dynastien, im goldenen Käfig aufgewachsen und nun glücklich in bescheidenen Verhältnissen und die Reporterin Sonja, die es auch wenn sie älter ist als die übrigen vier auch noch nicht geschafft hat, ihre Neugierde zu besiegen, sondern dort schnüffelt, wo es gerade gefährlich ist. In diesem Band stößt wieder der altbekannt Tony zu den Freunden und sorgt für Hormonchaos und Eifersucht, während der schon in viel früheren Bänden angesprochene Gentleman-Ganove, der Gegenspieler des Chamäleons wieder auf den Plan tritt. Was hat er vor und was hat ihn zurück nach Barrington Cove geführt? Bei einer scheinbar harmlosen Ausstellungseröffnung im Museum von Barrington Cove kommt es zum Showdown, der eine offene Fragen klärt, dafür andere, neue wieder aufwirft.
Der Stil ist jung, frisch, schnörkellos, aber voller Humor und Spannung. Lange Zeit waren es die so ziemlich einigen ebooks die ich bereitwillig las und auf deren Fortsetzungen ich mich immer freute. Nun ist mein eReader besser geworden, aber dieser Reihe bleibe ich treu, weil ich unbedingt wissen will wie es weitergeht und sie ja nun wirklich kurzweilig und äußerst unterhaltsam ist. In diesem Band halten sich der Humor, die Spannung, die Action und die persönlichen Befindlichkeiten wunderbar die Waage, kein Strang kommt zu kurz, kein Part überlagert die anderen. Wunderbar austariert, ich bin begeistert und freue mich auf das vierteilige Staffelfinale.
Wunderbar spannende, kurzweilige Unterhaltung!

Sonntag, 27. Mai 2018

Pogo & Polente, Jochen Till, Illustrationen Raimund Frey, Tulipan Verlag



Pogo & Polente, Jochen Till, Illustrationen Raimund Frey, Tulipan Verlag

Kinder haben es echt nicht leicht mit ihren Eltern, noch nicht mal die Kinder von Punks! Pogos Eltern Spritti und Keule sind auch heute noch überzeugte Punks und haben ihm daher auch einen entsprechenden Namen gegeben. Na ja, immerhin heißt er nicht Dosenbier oder Kronkorken, denn sein Vater erschafft ja am liebsten Kunst aus Kronkorken. Auch sonst geht es in dieser Familie anders zu. Pogo bekommt Ärger von seinen Eltern, wegen seiner guten Zeugnisnoten (gute Noten sind nicht Punk) und die Polizei ist ihnen ein Dorn im Auge. Als im Nachbarhaus dann ein Polizist mit seiner gleichaltrigen Tochter Vanessa ein. Vanessa ist alles andere als Punk, ständig weist sie auf jeden Regelverstoß hin, meckert und verteilt selbstgeschriebene Strafzettel, z.B. auch für Pogo altes klappriges Fahrrad und sogar als ihm dieses gestohlen wird. Doch nicht nur Pogos alter Drahtesel verschwindet, über all in der Stadt werden plötzlich Fahrräder gestohlen. Pogo will einfach nur sein Fahrrad wieder haben und Vanessa (genannt Polente), die sich als Polizistin fühlt, will dem Verbrechen auf die Spur gehen. Trotz ihrer Differenzen ermitteln sie beide, mehr oder weniger gemeinsam.

Meine Kinder lieben die „Luzifer junior“ Reihe von Jochen Till und ich kann mich noch an die letzten Tage des Punks erinnern, allerdings hatte ich schon so meine Schwierigkeiten, meinen Kindern zu erklären, was Punks sind. Hier vor Ort konnte ich ihnen nicht wirklich welche präsentieren ;)
Diese Geschichte ist sehr witzig und skurril, stellt sie doch die üblichen Clichés auf den Kopf. Ein Kind, dass sich nicht nach Hause traut, weil sein Zeugnis zu gut und ein anderes Kind, das nicht einmal 5 gerade sein lassen kann und sich einbildet eine Polizistin zu sein. Da ist Stress vorprogrammiert! Aber Punks sind ja eigentlich friedlich, auch wenn die Nachbarin mit ihren Strafzetteln extrem nervt! Doch beide Kinder haben eigentlich keine Freunde, weil sie so anders sind, als ihre Altersgenossen. Eigentlich sehr traurig, wozu die von den Eltern diktierte Freiheit führt, aber durch die witzigen Zeichnungen von Raimund Frey und Polentes irre Aktionen.
Weil alles was Pogo macht für Polente quasi ein Verbrechen ist, sind die Kapitelüberschriften mit „§“ versehen und kündigen das Pogo vorzuwerfende Vergehen an, daß dieser auf den kommenden Seiten begehen wird. Dabei stößt man auf solch verwerfliche Taten wie: §1 Lärmbelästigung oder §7 Wildpinkeln. Einige davon sind herrlich absurd und bringen die Leser ebenso zum Lachen wie die Ironie dieser Kinderschicksale. Ganz toll ist natürlich, wie die Kinder die Fahrraddiebstähle aufklären und Pogo es schafft eine angemessene Wiedergutmachung durch den eigentlich ganz harmlosen Übeltäter durchzusetzen. Sogar Polente lässt hier widerwillig mal ein Auge zu zudrücken, da selbst die Geschädigten die Lösung prima finden. Nicht alles ist wie es scheint, nicht jeder böse, auch wenn er anders ist und so sollte man Menschen, die man neu kennenlernt, erst einmal eine Chance geben, sich gegenseitig besser kennen zu lernen. Das Lachen darf man dabei aber auch keinen Fall vergessen!

Ganz anders als Luzifer Junior, aber ebenfalls herrlich schräg und herzlich. Mit 136 Seiten und zahlreichen Illustrationen auch für echte Lesemuffel geeignet, die aber schon eine gewisse Leseroutine besitzen sollten, geeignet ab 3. Klasse.

Ein herrlich schräger Spaß jenseits des Mainstreams! 5 von 5 Sternen.

Freitag, 25. Mai 2018

Entführung mit Jagdleopard, Kirsten Boie, gelesen von Katinka Kultscher, Jumbo Verlag



Entführung mit Jagdleopard, Kirsten Boie, gelesen von Katinka Kultscher, Jumbo Verlag

Jamie-Lee ist 10 Jahre alt und nimmt das Leben wie es kommt. Für sie kommt es eigentlich ziemlich dicke, aber dessen ist sie sich gar nicht so bewußt, sie kennt es ja nicht anders. Dennoch schämt sie sich für den Zustand der Wohnung, in der sie mit ihrer jungen alkoholkranken Mutter und ihrem 16 jährigen Bruder Baron Chuck lebt. Deswegen soll ihre Freundin auch besser nicht zu Besuch kommen. Als ihre Oma (Mitte 40, liebt pink!) mit ihrem neuen Freund zu dessen Familie nach Polen reisen will, ist ihr sofort klar, daß sie die Kinder unmöglich mit der Mutter alleine lassen können, das gibt nur noch größeren Ärger mit dem Jugendamt. Also wählt die Oma 112 und behauptet, ihre Tochter wolle sie das Leben nehmen und müsse dringend in eine geschlossene Einrichtung eingewiesen werden. Sie meldet sich daraufhin beim Jugendamt, gibt an die Kinder zu versorgen, lässt ihnen 20,- € da und reist nach Polen. Jamie-Lee soll nun erst mal für was zu essen sorgen und trifft dabei die Milliardärstochter Fee, die in ein Abnehminternat auf Wunsch der Stiefmutter soll. Jamie-Lee nimmt sie aus Mitleid mit, ebenso wie den alten Mann mit dem komischen Hund, der vor der Kirche sitzt. Als Fees Verschwinden hinter dem Rücken ihrer Bodyguards bemerkt wird, wird es dramatisch.
Ich habe dieses Buch vor rund 2 Jahren gelesen und fand es toll, aber meine Kinder noch zu jung. Nun ist die Große bald 11 und da wollte ich es gerne mit ihr noch einmal hören. In der Leserunde zu diesem Buch, waren viele Reaktionen recht negativ, weil sie fanden, daß so viele Probleme wie Kinderverwahrlosung oder alkoholkranke Eltern für Kinder noch nicht zumutbar seien. Das finde ich nicht. Diese Probleme sind real und es gibt leider viel zu viele Kinder die mit ihnen leben müssen, daher sollten auch die privilegierten Kinder sich mit dieser Welt auseinander setzen um mit Verständnis, statt mit Verachtung oder Hochmut zu reagieren. Denn Jamie-Lee ist einfach klasse! Sie ist einfach frisch und lebensfroh. Jamie-Lees Ansichten und Einsichten zum Religionsunterricht, dem Jugendamt und Putzen sind einfach unschlagbar. Trotz des Humors wird niemand der Lächerlichkeit preisgegeben, es menschelt eher augenzwinkernd. Die junge Sprecherin Katinka Kultscher trifft ihren Ton ganz genau, diese Mischung aus Naivität, Unbekümmertheit und Lebensweisheit ist einfach unschlagbar. Dadurch hat sich meine Tochter auch richtig gut beim Hören amüsiert und gelacht. Sie hat mit dieser schrägen Truppe auf der Flucht mitgefiebert und sich mitgesorgt, daß der Jaguar auch bitte genug zu Fressen bekommt. Sie fühlte sich durch die Probleme nicht unnötig belastet, konnte aber gut nachvollziehen, wie ein Mensch, aus einem scheinbar geregelten Leben abrutschen kann und man manchmal tief fallen muss, um wieder zu sich selbst zu finden. Auf der anderen Seite gibt es Kinder wie Jamie-Lee und Baron Chuck, die von Geburt an kämpfen müssen und nur wenige Chancen haben, während auch Kinder reicher Eltern wie Fee durchaus unter Wohlstandverwahrlosung leiden können. Urkomisch, sehr skurril. Ein spannendes Roadmovie mit ganz viel Herz von Kirsten Boie, die auch mit dieser Geschichte beweist, daß sie nicht nur die heile Welt wie im Möwenweg schildern kann, sondern auch ein Herz für Kinder in Not hat. Damit sich die Zuhörer aber nicht allzu sehr sorgen, geht die Geschichte gut aus, für alle Beteiligten, doch bis dahin ist es ein langer und aufregender Weg!
Ausgesprochen kurzweilig, rasant und amüsant und mit der richtigen Portion Spannung für 10 Jährige.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag, der mit diesem Rezensionsexemplar einen Herzenswunsch erfüllt hat.

Mittwoch, 23. Mai 2018

Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel, Carola Dunn, atb Verlag



Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel, Carola Dunn, atb Verlag

Die honourable Daisy Dalrymple, nun mehr frisch verheiratete Mrs. Alec Fletcher, hat ihren Mann nach Amerika begleitet wo er J. Edgar Hoover bei dem Umbau des von Skandalen erschütterten FBI beraten soll. Während Alec hierzu nach Washington reist, steigt Daisy in New York im legendären Künstler Hotel „The Chelsea“ ab, da sie ein Treffen mit ihrem Verleger Mr. Thorwald hat. Noch ehe sie zu ihrem Geschäftstermin aufbricht, lernt sie schon einige der Originale in ihrem Hotel kennen und beobachtet auch ihren sehr unangenehmen Hotelnachbar, einen regierungskritischen Skandalreporter. Dieser hat nicht nur laut im Zimmer nebenan gestritten, sondern fällt schon beim Warten auf den Aufzug unangenehm auf. Als sie mit ihrem Verleger später am Tag zu Mittagessen aufbrechen will, wird eben dieser Skandalreporter vor ihren Augen angeschossen und stürzt in den Fahrstuhlschacht.  Als unmittelbare Zeugin fühlt Daisy sich berufen den Fall aufzuklären und ihre neuen Freunde aus dem Hotel sind ebenfalls mit Feuereifer dabei.
Dieser Fall erschien im Jahre 2002 im Original unter dem Titel „The Case of the murderd Muckraker“ als 10. Band der Reihe, diese Info nur am Rande, da dieser Band nun erstmals auf Deutsch erschienen ist, ich aber den englischen Titel nirgendwo finden konnte, da ich fast alle vor Jahren im Original gelesen habe und eben auch diesen schon.
Der Beginn dieses Krimis gefällt mir auch beim zweiten Lesen noch sehr gut. Ich liebe einfach Daisy’s Welt und mag die liebenswert skurrilen Persönlichkeiten die sie immer wieder trifft. Sehr interessant finde ich auch die Atmosphäre der Prohibition im Jahre 1932 in den Staaten, die Korruption der New Yorker Polizei und die Neuordnung des FBI durch J. Edgar Hoover, nachdem der letzte Präsident in einen Bestechungsskandal verwickelt war, der von der Presse ans Licht gebracht wurde. Sehr schön durchdacht und geschrieben. Besonders hervorheben möchte ich die Schwestern Cabot, die beide selbst journalistisch tätig sind, wobei die jüngere die erste weibliche Kriminalreporterin der Staaten war, allerdings unter männlichem Pseudonym schrieb. Frauenrechte werden in diesem Roman immer mal wieder angesprochen, da ja Daisy selbst auch unter den gesellschaftlichen Vorgaben ihrer Zeit und ihrer Schicht leidet. Schön wird auch noch klargestellt, welche Veränderungen gerade für die Stellung der Frau der  1. Weltkrieg mit sich gebracht hat.
Dennoch ist es nicht mein Lieblingsfall von Daisy. Zum einen überzeugt mich das Mordmotiv nicht so wirklich, das stellt für mich einen gewissen Antiklimax da, aber vor allem weil der typische Krimi-Showdown 1/5 des Buches ausmacht. Eine so lange Verfolgungsjagd kann nicht durchgängig die Spannung halten. Zwar werden auch hier wieder wirklich interessante Informationen zu weiblichen Pionieren und Rassengesetzen in der USA eingeflochten, aber die wirkliche Stärke dieser Reihe, die Interaktion wirklich besonderer Persönlichkeiten bleibt bei so einer langen Jagd auf der Strecke.
Die Übersetzung finde ich größtenteils gelungen. Rootbeer hätte ich jedoch wohl nicht als Wurzelbier übersetzt, weil mir nicht bekannt ist, daß es soetwas hier gibt. Es drängte sich jedoch gerade in diesem Zusammenhang bei mir die Frage auf, ob das fiese amerikanische Rootbeer eine Folge der amerikanischen Prohibition ist? Denn wer trinkt denn sonst schon freiwillig so etwas?
Nicht der stärkste Band der Reihe, deren Fortgang ich aber bereits kenne und daher kann ich versprechen, daß auch wieder bessere Bände folgen, dann aber wieder in Großbritannien, die dann wohl noch übersetzt werden müssen.
Eine Reihe, die ich wirklich sehr lesenswert finde, auch wenn dieser Band, trotz einiger starker Persönlichkeiten leider nicht wirklich mehr als mittelmäßig ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Aufbau Verlag für dieses über netgalley zur Verfügung gestellte Leseexemplar.

Dienstag, 22. Mai 2018

Flätscher (4) – Schurken voraus! Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior



Flätscher (4) – Schurken voraus! Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior

Flätscher, das coolste und schlauste Stinktier der Stadt ist zurück! Diesmal ist er in argen Nöten! Spitzenkoch Bode, der Vater seines Detektiv Assistenten Theo und zuverlässiger Lieferant von Flätschers Leibspeise Semmelknödeln ist verreist und das ohne den von seinem Sohn erbetenen Semmelknödelvorrat da zu lassen! Flätschers Magen knurrt, er ist der Verzweiflung nahe, wie soll ein Detektiv so denken können? Doch auch Theo hat es nicht leicht, immer wenn sein Vater verreist, behält Haushälterin Hannelore ihn stets im Auge. Keine Semmelknödel, keine Freiheit! Äußerst schlecht gelaunt begibt sich Flätscher auf den Wochenmarkt, wo er sich früher auch mit Lebensmitteln versorgt hat. Während er die Reste von Hildas-Fischköppe-Stand verspeist macht der gerissene Detektiv, ohne aktuellen Auftrag, eine Entdeckung: immer mehr Wochenmarktbesucher vermissen ihr Portmonnaie und ihre Schlüssel. Als sich auch Hannelore und Theo dem Stand eines windigen und höchst verdächtigen Wunderpastenverkäufers nähern, wird Flätscher misstrauisch und versteckt sich unter dem Stand. Dabei fällt sein Blick auf eine Kiste mit unerwartetem Inhalt! Ein klarer Fall für den Meisterdetektiv und seine Helfer!

Flätscher is back! Und das ist auch gut so! Autorin Antje Szillat und Illustrator Jan Birck sind ein eingespieltes Team. Da stimmt einfach das Zusammenspiel von Text und Bild auf jeder Seite dieses Comic-Romans für junge Lesemuffel und Jungdetektive. Denn dies ist einer von Flätschers spannendsten Fällen und er und Theo machen dabei eine ganz unglaubliche Entdeckung, die wahrscheinlich den Fortgang der nächsten Bände erheblich beeinflussen wird. Aber psst, streng geheim!
Sehr schön finden wir als weibliche Leser, daß die Rolle von Cloe der Zwergwieseldame, die nicht nur eine begnadete Sängerin, hinreißend schön und lieblich ist, sondern auch die Sekretärin und gute Seele der Detektei, immer mehr zum heimlichen Star aufsteigt. Während Flätscher versucht sie zu beschützen, rettet sie ihn. Herrlich! Hierdurch gewinnt die Reihe dicke Sympathiepunkte bei den weiblichen Lesern. Die garstige Knesemeier und Haushälterin Hannelore eignen sich ja nicht wirklich als Identifikations-Figuren für weibliche Leser.
Außerdem lernen alle Leser, egal welche Alters und welchen Geschlechts noch einen Trick, um Angst abzubauen, den Theo verrät. Woher er den Trick hat? Na, aus den Comic-Romanen der Rick-Reihe der Autorin. Wem das Konzept gefällt und nach 4 Bänden noch nicht genug hat, aber immer noch keine Lust auf „normale“ Bücher ohne Anleihen aus der Comic-Sprache und Sprechblasen und lustigen Illustrationen, dem wird somit empfohlen einfach mit die Rick-Reihe der Autorin weiter zu lesen (geschickte Eigenwerbung im Buch, Frau Autorin!)
Das Konzept dieser Reihe? Flätscher ist ein echtes Großmaul und so spricht und denkt er „verträufelt nochmal“. Er hat seine ganz eigene, liebenswert großspurige Sprache, ist ja wohl logissimo! Schon an seinen charakteristischen Sprachschöpfungen ist Flätscher eindeutig zu erkennen. Meine Töchter lieben das und sprechen fast schon mit, ist ja wohl stinkologisch! Wegen der vielen farbigen Illustrationen, eignet sich die Reihe hervorragend auch zum Vorlesen, weil man gerade auch durch die eingestreuten Sprechblasen super mit verschiedenen Stimmen lesen kann, aber eigentlich geht es hier darum, durch ein optimiertes, kurzweiliges Text-Bild-Verhältnis und großem, sehr gut leserlichen Druck, Lesemuffeln die Angst vor Büchern zu nehmen. Die Comic-Elemente lockern den Text sehr auf, die Sprache ist einfach frech und kreativ. Wir haben den Eindruck, den wir aber nicht nachgeprüft haben, daß dieser Band über einen hören Textanteil verfügt (klar, die Leser sollen ja auch Fortschritte machen), doch bleiben noch genügend doppelseitige Illustrationen, um die Augen zu erfreuen. Wer möchte, daß die Kinder nur sprachlich ausgefeilte Sätze lesen, die sie eins zu eins in Schulaufsätze übernehmen könnten, sollte wohl andere Bücher wählen. Wer aber möchte, daß sein Lesemuffel endlich mal Spaß am Lesen hat, der ganz gewiss sein, freudiges Gegiggel beim Lesen der Kinder zu hören, diese eventuell eine Weile nicht mehr zu sehen, weil sie mit der Nase im Buch stecken und sie anschließend nicht mehr so reden wie bisher. Is ja logissiomo, sie haben vom Meister persönlich gelernt. Die Reihe spricht Kinder wirklich humorvoll an und man kann problemlos mit jedem Band der Reihe einsteigen. Wir selbst haben mit dem 2. Band begonnen und den ersten gleich hinterher geschoben, weil's so lustig war.

Ein herrlicher Spaß für Lesemuffel oder solche, die es dank Flätscher nun nicht mehr sind, aber immer noch nicht genug von seinen Abenteuern haben. 
    5 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim dtv junior Verlag für das tolle Rezensionsexemplar

Montag, 21. Mai 2018

Gertrude grenzenlos, Judith Burger, gelesen von Natalia Belitski, Sauerländer Audio



Gertrude grenzenlos, Judith Burger, gelesen von Natalia Belitski, Sauerländer Audio

Was für eine wunderbare Entdeckung, stellt dieses Hörbuch für mich dar! 
Die Ina Damaschke wächst 1977 in der DDR auf und geht in die 6. Klasse. Sie ist ein Aussenseiterin, auch wenn sie nicht genau weiß wieso. Ihre Mutter ist die linientreue Chefsekretärin in einem VEB Fortschritt, ihren Vater kennt sie nicht, über ihn wird auch nicht gesprochen. Gut, sie ist nicht die pünktlichste und hat noch keine Auszeichnung als Altpapiersammlerin erhalten, aber ansonsten fügt sie sich unproblematisch ins System ein. Doch dann kommt plötzlich kommt Gertrude in ihre Klasse und mit ihr wird alles anders. Sie trägt ausschließlich Westklamotten und schweigt, scheut jede Kontaktaufnahme. Irgendwie ist nicht nur ihr Name völlig anders. Sie wird neben Ina gesetzt, die zu viel im Unterricht geschwänzt hat. Doch langsam nähern sich die zwei an. Während zwischen ihnen wahre, tiefe Freundschaft wächst und Gertrude als Intellektuellen Kind Inas Horizont erweitert, wächst in Ina auch der Unwille gegen die Enge des Systems der DDR. Ein System, daß ihr versucht die Freundschaft mit Gertrude zu verbieten, weil konfessionell gebunden ist und nicht bei den Pionieren. Als ihre Eltern es nicht mehr aushalten und einen Ausreiseantrag stellen, wird es so richtig schlimm, für beide Kinder.
Weder Judith Burger noch Natalia Belitski waren mir bislang ein Begriff, aber von nun an ist es anders, ihre Namen haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Judith Burger erzählt diese Geschichte einer Aussenseiterfreundschaft unglaublich einfühlsam und authentisch aus Sicht von Ina, die ihr Leben und ihr Land anfangs noch so nimmt wie sie sind und erst durch die Freundschaft mit der Tochter eines Schriftstellers alles was sie bisher kannte in Frage stellt. Der Erzählstil ist gleichzeitig kindgerecht, als auch poetisch, denn Gertrude wurde natürlich nach der berühmten Dichterin Gertrude Stein benannt, in deren Werk sie Ina einführt. Inas Grübeleien über die Worte der Namensgeberin ihrer Freundin, ist für Kinder viel persönlicher und ansprechender, als Gedichtinterpretationen im Deutschunterricht. Dies liegt auch an der wunderbar jungen und wandelbaren Stimme von Natalia Belitski. Hätte ich nicht auf der Hülle ihr Bild gesehen  und wüsste, daß sie 1991 geboren wurde, wäre ich davon ausgegangen, daß es tatsächlich eine kindliche Sprecherin wäre. Obwohl sie eine jüngere Rolle spricht, vermeidet sie es gekonnt in nerviges Quietschen oder Piepsen zu verfallen, einen Fehler, den ältere Sprecher oft machen, wenn sie Kinder sprechen. Sie spricht einfach so frisch und unbefangen, wie Ina an die Welt herangeht. 
Gertrude mit ihren Westklamotten fällt stets auf wie ein bunter Hund und hat immer eine Sonderrolle. Von so einer erwartet jeder systemtreue Bürger nichts und wenn, dann nur das Schlechteste. Dies wird Ina immer mehr bewußt. Ihr wird auch immer klarer, weshalb sie ihre Lehrerin nicht leiden kann und die neugierige Kassiererin im Konsum Frau Speckmantel. Auch Inas Mutter will nicht, daß ihre Tochter mit Gertrude spielt. Das Verbot der Freundschaft wundert Gertrude nicht, aber Ina fängt langsam an zu rebellieren. Diese kindliche Rebellion, geht ans Herz. Denn Ina sieht nicht ein, warum man alle neuen Schüler in die Klassengemeinschaft aufnehmen soll, aber eben nicht Gertrude. Immer häufiger fällt Ina auf, daß alle sie zu beobachten scheinen und nicht nur die Familie von Gertrude außerhalb der Gesellschaft stehen, sondern noch mehr Menschen, die Ina schon länger in ihr Herz geschlossen wird. Doch das System ist unerbittlich, wenn man sich nicht ins Kollektiv einfügt. Da Kinder mit Begriffen, wie dem Kollektiv eigentlich nichts anfangen können, werden diese im ausführlichen Glossar erklärt, ebenso wie andere Begriffe z.B. Schlager-Süßtafel. Für diejenigen, deren Eltern in der DDR aufwuchsen, dürften diese Begriffe selbstverständlich sein, aber dieser Schokoladenersatzname, war mir nicht bekannt. Neben den Begriffserklärungen und der Track-Liste enthält sie auch Erklärungen zur Geschichte der DDR und dem Schicksal von Freidenkern in einer für Kinder verständlichen Sprache. 
Jede CD beginnt mit einem Lied der Pionierorganisation, die die DDR-Kinder, in den SED-Nachwuchsorganisationen regelmäßig sangen. Die Aufnahmen klingen sogar, wie alte Schallplattenaufnahme, wodurch es noch authentischer wirkt.
Außerdem soll ich noch etwas erwähnen, worauf meine älteste Tochter immer großen Wert legt: Das Hörbuch wird von Steffen Groth angesagt und somit durch eine andere Stimme, so daß man anschließend den Eindruck erhält man könne Ina fast in den Kopf schauen.
Ein sehr emotionales und bewegendes Hörbuch gegen das Vergessen der deutsch-deutschen Teilung. Während die Grenzposten vor Berlin immer mehr verfallen und die Kinder nicht wirklich groß mehr beeindrucken, geht diese Geschichte ins Herz und bleibt im Gedächtnis hängen. Es macht Kindern den Wert ihrer Freiheit begreiflich.
Ein ganz besonders empfehlenswertes Hörbuch mit einer tollen Geschichte, die meisterlich vertont wurde, so daß das Hörbuch eine eigene Qualität erhält.

Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Rezensionsexemplar, beim Argon-Verlag das ganz definitiv noch oft gehört werden wird. 

Sonntag, 20. Mai 2018

111 Orte in London die man gesehen haben muss, John Sykes, mit Fotografien von Birgit Weber, Emons Verlag




111 Orte in London die man gesehen haben muss, John Sykes, mit Fotografien von Birgit Weber, Emons Verlag,

London ist bunt gemischt, erzählt Geschichte und verblüfft immer wieder. London ist der Ort der Welt, in der mir erstmals bewußt wurde: „Ich bin weiß!“ (das ist nicht offensichtlich, da ich dunkelhaarig, dunkeläugig und einen eher olivfarbenen Teint habe), als ich aus der U-Bahn stieg und dachte, ich stünde in der Karibik. Doch das ich oft dort war, ist schon fast 20 Jahre her und langsam wird es mal wieder Zeit!
111 Orte in London die man gesehen haben muss, ist eine tolle Sammlung ganz besonderer Orte, ohne sich auf die typischen Touri-Sehenswürdigkeiten zu stürzen. Statt Buckingham Palace findet man hier Nr. 86 Spencer House (ja Lady Di war eine Spencer), statt Harrod's erfährt man die Adresse von Liberty's, einem etwas anderen sehr großen, sehr exklusiven (auch vom Preis her) und doch sehr anderen Kaufhaus (Nr. 49), das optisch an ein altes Segelschiff erinnert. Nr. 83 erinnert mich daran, daß ich ja schon seit Ewigkeiten zum größten Hindu-Tempel außerhalb Indien möchte, dem Shri Swaminarayan Mandir (es liegt in einem Vorort und das Ticket dorthin war uns in der Jugend zu teuer, dafür gab es zu viel günstigere Attraktionen, die näher lagen – ähäm). Die Attraktionen führen durch alle Epochen und Geschmäcker. Für James Bond Fans wird einem der Sitz des MI 6 (Nr. 54) vorgestellt, oder auch Nr. 60 der Orbit der Aussichtsturm des Olympia-Geländes ist ein ganz aktuelles Beispiel. Doch ist die Aussicht vom Oxo-Tower (Nr. 61), deutlich günstiger, sofern man den nicht zum Restaurant gehörenden Teil nimmt. Neben Sehenswürdigkeiten oder Historischen, gibt es auch außergewöhnliches, wie den Friedhof der Ausgestoßenen Der Crossbones-Friedhof Nr. 26., der ursprünglich den Begräbnissen von Prostituierten vorbehalten war und später, bis zu seiner Schließung wegen Überfüllung im Jahre 1852 als Armenfriedhof diente.
Sehr empfehlen kann ich auch den Greenwich Foot Tunnel Nr. 35, mit welchem man per Fuß oder Rad die Themse unterqueren kann und nach Greenwich gelangt, oder angeblich auch nach Schottland, aber das habe ich nicht ausprobiert. Dafür aber den tollen Mark am Ende des Tunnels genossen. Für Kulturfreunde kann ich sehr Nr. 6 das Barbican, eine Kulturstätte von zweifelhafter Schönheit empfehlen, aber es kommt ja bekanntlich auf die inneren Werte an und die stimmen hier.
Jeder der 111 Orte ist mit Ortsangaben, Angabe zur Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln und unterhaltsamen und überraschenden Informationen versehen, die sich wirklich angenehm und kurzweilig lesen lassen. Birgit Weber liefert zu jedem Ort ein aussage kräftiges Farbfoto, das wirklich neugierig macht und ungewöhnliche Perspektiven wählt. Sehr angenehme finde ich auch, daß zu den Orten neben der Erreichbarkeit auch oft empfehlenswerte Pubs oder Restaurants, Spaziergänge oder Museen in der Nähe angegeben werden. Die 111 Orte sind ja keine Inseln in dieser aufregenden Stadt, es gibt auch direkt nebenan immer noch viel zu entdecken.
Das Kartenwerk im Anhang verschafft einem einen Überblick welcher Ort nahe bei welchem liegt und welche sich daher gut miteinander verbinden lassen, da die Orte alphabetisch sortiert sind. So gibt es Karten für die City und den Umkreis von London. Wer also mal das Bedürfnis hat, die Großstadt zu verlassen, dem empfehle ich Nr. 75 Richmond-on-Thames und ich denke so mancher wird diesen Ort von diversen englischen Krimis wieder erkennen.
Autor John Sykes studierte in Oxford und Manchester, ehe er nach London zog, bis er nun schließlich in Köln lebt und über London schreibt.

Ich persönlich mag das Konzept sehr gerne und auch wenn es noch nicht sofort nach London losgeht, habe ich hier so viel Schönes wiederentdeckt, daß es schon fast wie ein Kurztrip war.

Auch dieser Band konnte mich voll überzeugen, auch wenn es natürlich in London noch viel mehr zu entdecken gibt. Für andere besondere Ecken gibt es daher auch noch entsprechend aufgemachte Führer zu Londons Gärten oder Geschäften.

Sehr schön und inspirierend und daher 5 von 5 Sternen.

Freitag, 18. Mai 2018

Auf zerbrochenem Glas, Alexander Hartung, Amazon publishing



Auf zerbrochenem Glas, Alexander Hartung, Amazon publishing

Kriminalkommissar Nik Pohl ist menschlich ganz unten. Nachdem er anfangs ein brillanter Ermittler mit besten Karriereaussichten war, kam es zu einem Bruch in seinem Privatleben, das auch seine Arbeitseinstellung mit runterriss. Nun ist er ein wandelndes Risiko für seine Vorgesetzten und wird nur noch dort eingesetzt, wo er nicht so viel Schaden anrichten kann. Er scheint völlig gefühlskalt geworden zu sein, doch eines Abends wird er in seiner Stammkneipe angesprochen und von einem Fremden zur Wiederaufnahme eingestellter Ermittlungen in einem Vermißtenfall erpresst. Dieser Jon hat seine Hausaufgaben gemacht und hat genau Niks einzige Schwachstelle erwischt, seine alleinerziehende Nachbarin und deren benachteiligten Sohn. Für sie ist Nik bereit alles zu tun, auch nach der verschwundenen Viola zu suchen, die ihn eigentlich gar nicht interessiert. Doch schnell merkt er, daß er bei seinen privaten Ermittlungen auf Widerstand stößt, auf Widerstand von oberster Stelle. Eine Ermittlungen werden sabotiert, sein Leben gerät mehr als einmal in Gefahr und nun wird es für Nik persönlich. Er gräbt immer tiefer und findet weitere verschwundene Frauen, die Viola äußerlich verblüffend ähnlich sehen. Doch seine Gegner ruhen ebenfalls nicht. Zum Glück ist Jon ein gewiefter Hacker, mit ausreichend Privatvermögen, um Nik bei seinen immer gefährlicheren Nachforschungen zur Seite zu stehen und auch noch einen privaten Pathologen hinzuzuziehen.
Nik Pohl ist einfach abgewrackt und heruntergekommen. Sympathie für ihn zu empfinden, fällt nicht so leicht, denn er selbst kann sich anscheinend auch nicht mehr viel abgewinnen, er hat sich aufgegeben. Doch der geheimnisvolle Jon hat erkannt was in ihm steckt und schafft es, Spuren seines alten Ichs hervorzukitzeln. Auch Jon ist mehr geheimnisvoll, als daß er große Nähe zu ließe. Ganz anders als der exzentrisch, exaltierte Pathologe Balthasar, der mit seiner schrillen Art, Farbe und Licht in diesen düsteren Thriller bringt und für ironische Aufheiterung sorgt.
Der Einstieg in Nik Pohls ersten Fall ist rasant und direkt und sofort wird dem Leser klar, daß Nik Pohl nicht der einfachste und liebenswerteste Ermittler ist. Nicht schrullig und behäbig, sondern gefühlsarm, direkt und ganz schön gnadenlos. Wenn er erst einmal ein Ziel hat, dann beißt er sich fest und lässt nicht locker, dabei geht er über Leichen, zumeist in Notwehr, was ihm auch in ausgesprochen miesen Ausgangspostionen noch verhältnismäßig mühelos gelingt (ich beneide ihn doch sehr um seine schnell heilende Nase, die hier so einiges abbekommt). Allerdings verübt er auch finale Selbstjustiz, in einem Fall, der meiner Ansicht nach in die immerwährende Sicherheitsverwahrung gehört, will man sich nicht mit einem Psychopathen auf eine Stufe stellen. Gut, Nik hat es in diesem Fall mit mehr als einem Psychopathen zu tun und nur einmal mordet er kaltblütig, dennoch ist mir auch dieses eine Mal zu viel, das kostet einen Stern Abzug, auch wenn der Thriller wirklich sehr spannend und undurchsichtig ist.
Im Epilog nähert man sich Nik und seinen persönlichen Dämonen an. Es ist wirklich geschickt eingefädelt und überrascht. Niks menschliche Seite wird sichtbar und man erhält einen Einblick in all das was möglich ist, sollte seine Suspendierung nicht aufgehoben werden.
Ich habe das Buch im Rahmen einer Lesenacht gelesen. Als ich immer müder wurde, bin ich auf das für Prime-Kunden kostenlose ebook umgestiegen, um dann auch noch für das für ebook-Leser kostengünstige Audible-Hörbuch umzusteigen. Sehr praktisch, so kann man seinen Thriller für 2,95 € auch noch bei der Hausarbeit weiter folgen. Die Amazonprodukte sind so aufeinander abgestimmt, daß ich immer angezeigt bekam, auf welcher Seite ich nun bei dem Buch wäre, so das ich nahtlos wechseln konnte. War der Akku des Kindle Fire leer, griff ich wieder zum Buch. Nicht zwingend nötig, aber ein lustiges Gimmick. Die Stimme des Sprechers war angenehm, aber kein Stimmakrobat. Insgesamt fand ich ihn in Ordnung. 

Wer harte, spannende Thriller mag, ist hier genau richtig. Gefühl und Romantik kommen hier eher weniger auf, es ist Jagdtrieb pur! Wegen meiner Abneigung gegenüber Selbstjustiz, 4 von 5 Sternen.

Ostwind (3) Aufbruch nach Ora, Filmhörspiel, der Hörverlag



Ostwind (3) Aufbruch nach Ora, Filmhörspiel, der Hörverlag

Meine Jüngste lag mir schon so lange in den Ohren, daß sie dieses Hörspiel möchte, weil all ihre Freundinnen Buch oder Film kennen. Na gut, ich hatte ja so meine Zweifel, ob das denn auch was für mich wäre, wenn ich doch Teil 1 und 2 nicht kenne:

Mika arbeitet inzwischen als „Pferdeflüsterin“ auf Gut Kaltenbach, dem Gestüt ihrer Oma. Ihre Fähigkeiten haben sich dank Youtube rasend schnell verbreitet und der Rummel um sie wächst ihr über den Kopf. Sie liebt es den Tieren zu helfen, aber mit ihrer schroffen Art, kommt sie mit den oft exaltierten Pferdebesitzern, die das eigentliche Problem der Tiere sind, nicht so gut klar. Doch auch Ostwind scheint das alles zu viel zu sein. Zu ihrem Erstaunen entdeckt Mika ein auffälliges Brandzeichen bei ihm: Es ist das Zeichen von Ora, einem der letzten Rückzugsorte für Wildpferde in Andalusien. Ob Ostwind Sehnsucht nach seiner Heimat und vor allem seiner Freiheit hat, so wie sie? In einer Nacht und Nebelaktion bricht Mika mit Ostwind nach Ora auf. Sie wird auf der Hacienda Monte Sabino versehentlich für Sonja, das erwartete Work-and-Travel-Girl gehalten und sofort in den Betrieb mit eingebunden. Während Ostwind sich an seine alte Heimat und seine Herde zu erinnern scheint, die um die Quelle von Ora grast, muß Mika feststellen, daß die Idylle bedroht ist. Auf die Quelle die das wilde Leben in der Einsamkeit erst ermöglicht, haben es gierige Spekulanten abgesehen. Ist Ora noch zu retten?

Trotz meiner Befürchtungen, geschürt von dem Filmtrailer, der meine Tochter (8 Jahre) so packte, habe ich gut in die Geschichte hineingefunden. Naja, etwas überrascht war ich schon, daß die Geschichte so unvermittelt beginnt, ohne Ansage, ohne Filmmusik, daß ich mich schon fragte, ob ich versehentlich mit der zweiten CD begonnen hätte. Nachdem ich mich darauf aber eingelassen habe, war es kein Problem. Der Film wird von vielen namenhaften Schauspielern getragen, so daß ich ihre Stimmen bereits kannte und die der Hauptperson Mika ist nun wirklich sehr prägnant, so rau und schroff, sehr ungewöhnlich für ein so junges Mädchen. Das passt eigentlich sehr gut zur Rolle, denn Mika ist ja auch recht abweisend, wenn man sie nicht kennt oder man ihr nicht liegt. Wie sie mit den Society Ladies auf Gut Kaltenbach umspringt kann nicht als kundenfreundlich, aber ehrlich bezeichnet werden. Ich mußte grinsen, als ich hörte, wie ihr das Herz auf der Zunge liegt.

Die im CD-Cover aufgeführten Songs sind leider komplett an mir vorbei gegangen. Bis auf das Lied zum Abspann, sind sie mir nicht wirklich aufgefallen, so geschickt, sind sie in das Geschehen eingearbeitet, daß ich vor lauter Konzentration auf die Handlung, die Musik nicht beachtet habe. Trotz mehrmaligem Hörens, kann ich diese nicht beurteilen. Sie stört nicht, ist vor allem atmosphärisch.

Meine Tochter hat die CD mit Fieber erstmals angehört, mit mir gemeinsam, weil sie befürchtete, es könnte für sie zu spannend sein. Sie fand es auch wirklich spannend und hat bei Mika und ihrem Kampf für den Erhalt des Wildpferdeparadieses richtig mitgefiebert. Die jungen Helden der Geschichte sind deutlich älter als sie, da aber keine „Knutschszenen“ vorkommen, hat es sie nicht gestört. Sie war eher stolz eine Geschichte für so große Mädchen zu hören. Es ist nicht die erste Handlung um den Verkauf von Wasserrechten und die damit verbundene Bedrohung für die Natur, die wir hören. Das macht aber nichts, denn einige Probleme sind so wichtig, daß man sich nicht oft genug mit ihnen beschäftigen kann und ihre Bedeutung im kindlichen Bewußtsein verankern.Ein aufregendes Abenteuer, um Pferde, Freundschaft, Umweltschutz und den Schattenseiten plötzlichen Ruhms.

Für Ostwindfans ein Muss, daher für Mädchen ab 8 Jahren 5 von 5 Sternen.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Bloggerteam von der Hörverlag für dieses heiß ersehnte Rezensionsexemplar

Dienstag, 15. Mai 2018

Polly Schlottermotz 4: Walfisch ahoi! Lucy Astner, gelesen von Jodie Ahlborn, Silberfisch



Polly Schlottermotz 4: Walfisch ahoi! Lucy Astner, gelesen von Jodie Ahlborn, Silberfisch

Vampir-Mädchen Polly lebt gerade glücklich und zufrieden bei ihrer Tante Winnie auf deren Hausboot und die jahrelang in einem Bild gefangene Isabella von Zappenduster ist endlich mit ihrer Zwillingsschwester und ihren Eltern vereint. Doch was ist das? Isabellas Familie, die von dem Fluch befreit wurde, verblasst immer mehr und auch mit dem Hausboot scheint etwas nicht zu stimmen, es sinkt in dem Kanal immer weiter ab! Was steckt da wohl dahinter? Polly hat keine Ahnung und ist erstmals erleichtert zu spüren, daß ein Milcheckzahn wackelt. Hoffentlich bringt ihr vierter und letzter Vampir-Eckzahn die nötige magische Gabe, um diesen Schlamassel endlich auf zu lösen, denn auch die bösartigen Finsterfürsten, die der Nachbarsjunge auf Erbsengröße geschrumpft hat, tauchen wieder auf. Diesmal bringen sie auch noch ganz fiese Verstärkung mit und Polly hat Angst, daß wenn sie nicht rechtzeitig die zündende Idee hat, alle Vampire wieder Blut, statt Blutorangensaft trinken müssen. Zum Glück taucht da Fanny, der freundliche Wal auf, der Polly gerne zur Seite steht, der aber natürlich von dem sinkenden Wasserstand im Kanal ebenfalls bedroht wird. Polly wäre aber nicht Polly, hätte sie nicht wieder eine Idee!

Eigentlich ist die Serie auf 4 Folgen ausgelegt, nämlich ein Band zu jedem neuen Vampir-Eckzahn, doch das Ende der Geschichte, lässt Raum für weitere Fortsetzungen, da sind meine Töchter und ich uns sicher, auch wenn sich nun einiges verändert hat. Doch wie man an den drei Kurzbänden von Polly Schlottermotz sehen kann, scheinen Lucy Astner die lustig-skurrilen Ideen rund um ihr Blutorangensaft trinkendes Vampirmädchen nicht auszugehen. Immer wieder treten neue, einzigartige Charaktere in ihr Leben, während natürlich auch die liebgewonnen bisherigen Personen wieder auftauchen. Dennoch heißt es diesmal von einigen Abschied zu nehmen. Witzig finden wir es, wie Fürst von Zappenduster sich von Pollys Schulreferat über Quallen bedroht fühlt und ihre Arbeit vieler Tage und Stunden, zur Abwendung noch größerer Gefahren, zu zerstören versucht. Die wichtelkleinen Finsterfürsten sind gleichzeitig unfreiwillig komisch, als auch gruselig, gefährlich. Pollys Versuche dem Ausfallen ihres Milcheckzahns nachzuhelfen, haben schon Slapstickcharakter. Es ist einfach sehr kurzweilig und fantasievoll. Meine beiden Töchter 8 und 10 lieben die Abenteuer und ich höre sie gerne mit ihnen. Diesmal muß Polly eine wichtige und sehr weise Entscheidung treffen. 

Lucy Astners Stil ist wieder flüssig leicht und abwechslungsreich. Spannungsmomente wechseln sich gekonnt mit witzigen Momenten und solchen voller Freundschaft und Wärme ab. Wirklich gut geeignet und verständlich für Kinder ab 8 Jahren. Da man bei dem eBook auch die Schriftgröße einstellen kann, verlieren auch Kinder, die Probleme mit der Größe der Printschrift haben, ihre Angst vor dem Lesen.

Die süßen kleinen Illustrationen von Lisa Hänsch sind überall etwas verteilt im ebook, so daß man eine Vorstellung bekommt, welche winzige kleine Wesen Polly diesmal begegnen.

Wir lieben diese Reihe und hoffen, daß das Ende mit einem Ausblick auf neue Abenteuer, das Versprechen auf weitere Geschichten von Polly, dem Vampirmädchen, das keinen Blutorangensaft mag, noch lange nicht zu Ende ist.

Sonntag, 13. Mai 2018

Haremsblut, Kristina Herzog, Piper



Haremsblut, Kristina Herzog, Piper

Die blonde, sehr attraktive Malerin Vera ist mit ihrem erfolgreichen Freund Martin und einem befreundeten Paar im alljährlichen Marokko-Urlaub. Bei einem gemeinsamen Mädelsabend mit Freundin Doris, ist sie völlig hingerissen von dem charismatischen einheimischen Geschäftsmann mit den strahlend blauen Augen. Sie wechseln kein Wort, aber sie gibt ihm ihre Visitenkarte. Kurze Zeit später, zurück in Deutschland, erwischt sie Martin beim Seitensprung mit seiner Sekretärin. In der Post findet sie ein One-Way-Ticket nach Fés Marokko, ohne Absender. Völlig überstürzt, packt sie ihre Tasche und reist in den Orient, ohne jemanden zu verständigen.
Kurz vor seinem Versöhnungsurlaub an der Nordsee, mit Langzeitfreundin Susa, bearbeitet der abgebrochene Jurastudent Alexander Rosenbauer, nun bei der Berliner Kripo Vermisstenfälle. Dabei stößt er auf die Akte Vera Schwarze und beißt sich an dieser fest, er wird völlig fixiert auf diesen Fall und bucht sogar eigenmächtig, den Nordsee-Urlaub in einen zweiwöchigen Marokko-Trip um.
Kathleen Neubauer, seine alleinerziehende Kollegin, kämpft mit ihren eigenen Dämonen. Während sie gegen einen marokkanischen Familienclan ermittelt, der scheinbar unangreifbar ist, aber in jeder erdenklichen Art der organisierten Kriminalität mit drin zustecken scheint, erlebt sie einen persönlichen Schock: Nur zwei Monate nach der Scheidung verschickt ihr Ex Hochzeitseinladungen. Seine neue Geliebte ist schwanger und er springt.

Wie im ersten Band der zwei Ermittler „Abschiedskonzert“ fand ich Alex eigensinnige alte Nachbarin, die Hobbykirmiautorin Frau Wolf mein persönliches Highlight. Auch wenn sie nicht mit auf den Versöhnungsurlaub nach Marokko kommt, ist sie via Smartphone vor allem in den ungelegensten Momenten immer wieder mit dabei.
Auch Kathleen mit ihren privaten Sorgen, die manchmal unüberwindbar erscheinen, mag ich, diese Blondine hat Herz und ist beherzt. Anders als Vera Schwarze, deren Naivität gerade bei einer Leistungs- und Kampfsportlerin mich wirklich fassungslos machte. Na gut, als Malerin hat sie nicht wie ich jeden Tag mit dem Bösen auf der Welt zu tun, aber wer Kampfsport macht, wird schon von den Trainern vor bösen Buben gewarnt. Würde mir ein fremder Mann ein One-Way-Ticket schenken, ich würde es in die Mülltonne werfen oder umbuchen, aber sicher nicht in den Flieger steigen, ohne jemanden zu informieren. Ich würde auch die betreffende Person googlen, obwohl ich anders als Vera kein Smartphone besitzt und keinen Vblog betreibe.
Die dritte Blondine im Bund ist mir ebenfalls nicht ans Herz gewachsen. Alex Freundin Susa, die ihre Beziehung in arge Schieflage brachte, als sie das Bett mit dem gemeinsamen Freund Marco teilte, aber jeder macht ja ihrer Meinung nach mal einen kleinen Fehler. Sorry, aber diese Einstellung teile ich nicht und ihren Hang zur Verharmlosung der eigenen Fehler und Dramatisierung der Fehler des Partners, mag ich auch nicht. Dabei halte ich ihr zu Gute, daß sie bisweilen in einigen Situationen relativ gelassen reagiert, in denen ich echt sauer wäre, dafür bei Kleinigkeiten aber echt rumzickt.
Leider empfinde ich auch Alex in diesem Band als sehr übereifrig und naiv. Ohne groß nachzudenken, schenkt er Unbekannten sein Vertrauen, obwohl sämtliche Alarmglocken in seinem Kopf angehen sollten. Er bricht oft zu schlecht vorbereiteten Alleingängen auf und ist kurz davor eine diplomatische Krise herauf zubeschwören. Dennoch bleibt für ihn noch eine Restsympathie, auch wenn ich ihn nicht mehr ganz ernst nehmen kann.
Das orientalische Setting, der Überfluss des goldenen Käfigs, in welchem Vera sich wiederfindet, ohne den Ernst der Lage auf Anhieb zu begreifen (Hallo! Man nimmt ihr ihr Gepäck, ihr Handy, ihre Papiere und ihren PC weg und sie genießt die Pracht ihrer Umgebung, welche sie nicht verlassen kann?!), ist allerdings reizvoll. Auch der Einblick in das Leben eines Oberhauptes eines Clans der organisierten Kriminalität ist interessant. Hatte man es in Band 1 noch mit der Mafia zu tun, sind es nun international renommierte Waffenhändler und heimliche Menschenhändler, die im Focus stehen. Oft geht beides einher, vielleicht dreht es sich dann in Band 3 um kriminelle Rockerbanden. Der Schreibstil gefällt mir nach wie vor. Er ist klar und gut lesbar. Ich muß normalerweise Protagonisten nicht lieben, abstoßende Charaktere finde ich bisweilen durchaus reizvoll, aber vorliegend hat die Naivität der Hauptpersonen meine persönliche Schmerzgrenze überschritten. Es ist nicht, mein Unglaube an dem Setting, der verschleppten blonden Deutschen, das mich nicht in dieses Buch eintauchen lässt, aber ich denke, daß die Opfer durchaus subtiler in ihren goldenen Käfig hineinrutschen. Es geht unauffälliger, nach und nach. Die Autorin berichtet, durch die traumatisierenden Erlebnisse einer blonden Freundin zu diesem Krimi inspiriert worden zu sein, was die plastischen Schilderungen des Lebens im Harem verdeutlichen. Bisweilen kam auch durchaus Spannung auf. Allerdings nie ohne Kopfschütteln meinerseits, denn immerhin gehen die 3 Deutschen gegen einen Waffenhändler vor, der von Berufswegen bis an die Zähne bewaffnet ist und über ein Heer von Sicherheitskräften verfügt. Sie riskieren ihr Leben, für eine Frau, die sie nicht kennen und die sich selbst in ihre lebensgefährliche Lage gebracht hat. Soviel Heldenmut würde ich in meinem Urlaub nicht aufbringen.
Aufgrund der zeitweisen Spannung, dem orientalischen Setting und der unverwüstlichen Frau Wolf vergebe ich 3 von 5 Sternen.

Da ich Band 1 aber toll fand, würde ich einem dritten Band durchaus noch eine Chance geben.