Businessplan Mord: Erfolgreich einen Krimi schreiben, Monika
Mansour, Aris Verlag
Hm, wie schreibt man eigentlich einen Krimi? Reicht es eine
gute Idee zu haben und einen PC, wie gehe ich da eigentlich am besten ran und
wie finde ich einen Verlag? Fragen über Fragen, dabei habe ich mir immer
vorgenommen, daß ich Krimis nach den Fällen des BGHSt (die Strafsenate des
Bundesgerichtshofs) schreiben werde, wenn ich im Ruhestand bin, denn nix tun,
geht ja nun auch nicht und Hausarbeit liegt mir nicht. Wie gut, daß ich schon
in den Strafrechtsvorlesungen immer grübelte: wie ist das eigentlich ans Licht
gekommen? Wie wurde das aufgeklärt? Während meine Professoren so strafrechtlich
faszinierende Figuren wie „die mittelbare Täterschaft“ mit dem
„Katzenkönigfall“ oder ähnliches erklärten. Ja, als Student kann Strafrecht
witzig sein, als Opfer nie und für den Autor sollte es Berufung sein, denn
sonst hält man wohl nicht durch.
Monika Mansour fängt daher ganz von vorne an und das auch
strukturiert, so wie sich dieses Buch auch in folgende Teile gliedert:
1.
Erfolgs-Strategie
Wie alles begann und Monika Mansour zur Autorin wurde.
Untergliedert in die Unterpunkte:
- Heute darf ich mich Autorin nennen,
- Wie ich zur Schreibtischmörderin wurde
- Der lange Weg vom leeren Papier zum gedruckten Buch
- Rückschläge und Kritik sind nicht tödlich
- Das tägliche Produzieren von Träumen
- Wie ich an meinen eigenen Worten wachse
- Ich muss mehr können als nur schöne Sätze schreiben
- Mein Geschäftsmodell für die Zukunft
Sehr unterhaltsam
erhält man Einblick in den Berufsalltag, aber auch in die Möglichkeiten. Ich
fand es sehr interessant mehr über Lektorate und Selfpublishing zu erfahren und
es wurde mir wieder klar, warum ich einige Verlage mehr schätze als andere. Ein
solides Lektorat, mag zwar einiges am Text ändern, was der Autor erst einmal
verdauen muß, aber es geschieht ja zum Wohle des Buches und zur besseren
Lesbarkeit. Eine gute Geschichte ist nicht alles und allzu viele Fehler und
Stolpersteine im Text stören, doch überliest man seine eigenen Fehler mit
ziemlicher Sicherheit. Und ja, ein guter Stil garantiert noch keine gelungene
Geschichte, die Mischung macht es.
2.
Business-Talk
Wie man
schreibt: alles rund um den Aufbau eines gelungenen Krimis
-
Die Leidenschaft strukturieren
-
Inspiration und Startkapital besorgen
-
Den Plot für eine Heldenreise organisieren
-
Stil und Schreibtechnik nutzen
-
Mit Helden und Schurken zusammenarbeiten
-
Einen Krimi von A bis Z produzieren
-
Mit Konflikten und Spannungen die Figuren
manipulieren
-
Das Manuskript einer Endkontrolle unterziehen
-
Wie Agenturen und Verlage die Bilanz aufwerten
Hier hat der Einstieg mich schmunzeln
lassen, da ich doch sehr an meinen Englisch-LK mit Plot und erster Satz
erinnert wurde. Das hat mich aber definitiv geprägt. Wenn der erste Satz mich
nicht anspricht, wird es eng für den Krimi und Zufälle oder plötzlich
auftauchende Personen, gefallen mir gar nicht, es sollte sich alles ganz von
natürlich, quasi zwingend ergeben. Aber natürlich hat es seinen Reiz Herr über
das Geschehen zu sein, Figuren und die Handlung zu kontrollieren und zu
manipulieren. Eventuell mit einem diabolischen Grinsen während des Schreibens. Dabei
darf man aber neben der Leidenschaft zum Schreiben und dem Entwickeln der
Geschichte nie das Geschäft vergessen. Daher fand ich gerade den Einblick in
die Tätigkeit der Agenturen und das Verlagswesen sehr interessant.
3.
Anhang: Leitbilder, Strategien und
Produktionsmittel
Hier gibt es Checklisten für
Charaktere, Orte u.ä., denn als Autor sollte man nie den Überblick und die
Kontrolle über seinen Fall verlieren. Diese kann man abschreiben, einscannen oder
einfach nur einprägen, damit man nie vergißt, daß ein Roman stets auch eine
Struktur und nicht nur Gefühl benötigt. Zudem werden hilfreiche
Computerprogramme und Webseiten für Autoren aufgelistet, sehr hilfreich für
Jungautoren.
Sehr gut hat mir dabei neben den Praxisbeispielen und Tipps,
auch von anderen Kollegen, die immer wieder auftauchende Figur ihres
türkischstämmigen Ermittlers Cem Cengiz gefallen. Das hat diesem Ratgeber eine
sehr persönliche Note gegeben und ist natürlich ein Leckerbissen für Fans von
Cem und Co., zeigt aber auch, wie sehr Schriftsteller mit ihren Charakteren
leben.
Was mir wirklich gut gefallen hat, war daß dieser Ratgeber
nicht trocken und langweilig war, sondern gerade durch die Beteiligung von Cem,
aber auch durch den Schreibstil sehr locker und unterhaltsam und dennoch
informativ. Aber der Ratgeber ist nicht egozentrisch an Monika Mansour
ausgerichtet, sie nennt auch andere Beispiele, wie z.B. Harper Lee, die von
ihrem Erstling ein Leben lang gut leben konnte und eigentlich kein weiteres
veröffentlichen mußte. Wer den zweiten Roman, der eigentlich eine frühere
Version des Klassikers ist, kennt, wird schmunzelnd festgestellt haben, wie
sehr dieses Buch doch „überarbeitet“ wurde, „Go set a watchman“ ist eigentlich
ein völlig anderes Buch.
Ein wirklich hilfreicher Ratgeber für alle die sich mit dem
Gedanken tragen, mal eines Tages ein Buch zu veröffentlichen, oder die bereits
ein Manuskript in der Schublade haben. Es muß nicht zwingend ein Krimi sein,
viele der Tipps kann man auch auf andere Genres anwenden, denn auch für
Liebesromane stellt sich die Frage: Selfpublishing, Agentur, Verlag? Was ist
das Richtige für mich?
Sollte es mit dem eigenen Buch nun doch nicht klappen, so
hat man zumindest interessante Einblicke in die Arbeit einer Autorin, das
Verlagswesen bekommen und viele Bücherwürmer bekommen en passant Fragen
beantwortet, die sie sich nie zu stellen gewagt haben. Man kann auch einfach
nur darin schmökern, denn es ist wirklich unterhaltsam geschrieben. Ob ich mit
diesem Wissen nun später mal Bestseller-Autorin werde? Only Time will tell ;)
Ein wirklich unterhaltsamer Ratgeber für Möchtegern-Autoren
und Bücherwürmer!
Hallo,
AntwortenLöschenich denke ja auch oft drüber nach, ob ich nicht etwas schreiben sollte. So ein Buch finde ich faszinierend, einfach mal auf die "andere Seite" zu gucken. Danke für die Vorstellung, ich hab es mir für meine nächste Blogwanderung schon als markanten Wegpunkt notiert!
Ich bleibe dir als Follower da!
Grüße, Daniela, der Buchvogel