Samstag, 24. Juni 2017

Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild, Pierre Martin, Knaur



Madame le Commissaire und das geheimnisvolle Bild, Pierre Martin, Knaur
Madame le Commissaire, Isabelle Bonnet hat sich nach ihrem aufreibenden Leben in einer Antiterroreinheit in ihren Geburtsort Fragolin in der Provence versetzten lassen, wo sie das örtliche Kommissariat befehligt. Sie hat dort einen Untergebenen, die kauzig-schrullig aber liebenswerten Appollinaire. Ihren Sonderausweis des Elysée-Palastes durfte sie behalten und steht noch im regen Kontakt zum Chef der Police Nationale, der sie „Chérie“ nennt, ihr väterlicher Freund und Vorgesetzter Balancourt.
Dem Lebensgefühl der Provence folgend schließt Isabelle das Kommissariat und erklärt Betriebsferien für sich und Appollinaire. Faule Tage am Strand, Schwimmen, Joggen, gutes Essen, das Leben könnte so schön sein. Wenn nicht ihr Ex, der Bürgermeister (wohl eher Ortsvorsteher) Thierry Blès ein Matisse Museum um das ehemals ortsansässige Matisse-Modell Rosalie eröffnet hätte. Für dieses Museum erhofft er eine Dauerleihgabe des Kunstmäzens Rouven  Mandriniac. Ein unbekannter Matisse ist in Nizza aufgetaucht und der würde thematisch hervorragend in das Museum von Fragolin passen. Doch Rouven, der auch ein Auge auf Isabelle geworfen hat, nimmt diese mit zum Begutachtungstermin und hegt arge Zweifel an der Authentizität. Sein mobiler Kunstforensiker bestätigt die Fälschung und legt den Hilferuf eines entführten Kunstfälschers frei.
Ihr Chef lässt Isabelle freie Hand bei der Aufklärung dieses Falles, sofern sie sich auch um den seltsamen Tod eines Staatssekretärs beim Joggen kümmert.
Das Cover gefiel mir ausgezeichnet, der Klappentext war vielversprechend und der Kunstbezug versprach aufregend zu werden. So fing es auch mit einem spannenden Prolog an.
Nach und nach entdeckte ich irgendwie Parallelen zu James Bond, mit Isabelle als Doppelnull-Agenten mit besonderen Befugnissen, Balancourt als M. und dessen Sekretärin Jacqueline als emanzipierte Miss Moneypenny. Das fand ich irgendwie originell und besonders Assistenz Appollinaire fand ich zum Niederknien. Stets wartete ich darauf, welche Skurrilität er sich wohl als nächstes leisten würde. Isabelles Freundschaft zu Clodine (müßte es nicht Claudine heißen?), läßt sich wohl nur aus gemeinsamen Kindertagen herleiten. Viele Gemeinsamkeiten haben die zwei nicht und es wirkt nicht unbedingt so, als würden sie sich ergänzen.
Wirklich interessant fand ich auch die Einblicke in die Welt der Kunstsammler, wobei ich da an einigen Punkten durchaus so meine Zweifel hatte, daß bei den Expertisen wirklich so schlampig gearbeitet wird, wie hier dargestellt.
Doch ärgerte ich mich bis zum Schluß über Recherchemängel. Mir ist an mir selbst mal aufgefallen, daß ich mich über solche Mängel am meisten ärgere, je weniger mich die Geschichte packt. Hier schweiften einfach oft meine Gedanken ab und das lag nicht an der Hitze. So fand ich die Frage spannender, die sich mir stellte, als Jacqueline nebenbei zu Isabelle meinte, daß es schwierig sei, die gesuchte Person zu finden, da es in Frankreich keine Meldepflicht gäbe. Sorry, in Deutschland wird der Meldepflicht von sehr Kriminellen auch nicht nachgekommen. Das Bußgeld ist ja auch nicht durchsetzbar, wenn man nicht gefunden wird. Aber da fiel mir ein, Moment, wurde nicht früher in Frankreich das Wählerverzeichnis nach den Verträgen des EDF (Frz. Staatlicher Stromkonzern), was nach der Liberalisierung des Strommarktes unmöglich geworden sein dürfte? Ich bin sicher, jedem, der diese Rezi liest, brennt diese Frage nun unter den Nägeln ;) Sie hat mich echt stundenlang grübeln lassen. Fazit: Die Geschichte konnte mich nicht wirklich packen. Wie oft in Krimis wurden zwei Kriminalfälle parallel verfolgt, aber sie wurden nicht verknüpft. Am Ende fragte ich mich dann: Hä, und was sollte das nun? Gut, so wurde wenigstens nicht verknüpft, was nicht zusammen gehörte. Dennoch erschließt sich mir Sinn und Zweck dieses Handlungsstrangs nicht.
Die Spannung war mäßig, aber bis auf die Schreibweise des Namens der Freundin, über den ich mich immer wieder ärgerte, ließ er sich gut lesen. Die eingestreuten Brocken Französisch waren nett, aber nicht zwingend erforderlich. Für diejenigen die die Sprache nicht beherrschen, folgte die Erklärung auf dem Fuße.
Es las sich ganz gut, es wäre ein netter Krimi geworden, wenn nicht das für meinen Geschmack inakzeptable Ende gekommen wäre. Damit meine ich rund 80 Seiten. Dort hat Isabelle dann so eine Ahnung und macht Andeutungen. Allerdings streut sie so viele Hinweise, daß es wirklich jedem klar wird, wer denn der geheimnisvolle Unbekannte nun ist. Das fand ich zu plump, selbst bei der absolut drückenden Hitze der letzten Tage hätte ich einige Hinweise nicht so oft wiederholt benötigt. Außerdem war mir dafür die „Schlußszene“ einfach zu lang. Zum Schluß trifft Isabelle, die Umschwärmte, noch eine Entscheidung in ihrem Liebesdilemma, die außer ihr bzw. dem Autor, zumindest den meisten Lesern nicht gefallen dürfte.
Mehr will ich nicht verraten, nur so viel: dieser ansonsten nette Krimi hat hierdurch echt Sympathien verspielt, so daß ich ihn leider nicht empfehlen kann und es nur für 2 von 5 Sternen reichte.

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