Dienstag, 23. Mai 2017

Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag



Jukka rennt – Chantal Schreiber, Obelisk Verlag
Der elf-jährige Jukka hat einen finnischen Vater, ein begnadeter Koch und eine deutsche Mutter. Leider genügt der tolle Vater seiner Mutter nicht mehr und sie bekommt nun mit einem Zahnarzt in Helsinki ein Kind. Vater Anton zieht hingegen mit Jukka in den deutschsprachigen Raum, weil er dort die Stelle als Küchenchef in dem Hotel, in dem er vor Jahren Jukkas Mutter kennen lernte, angeboten erhielt.
Als Jukka in seine neue Klasse kommt, wird er sofort wegen seines Namens, seiner schmächtigen Figur und den halblangen blonden Haaren, von dem größten und stärksten Jungen Nico als „Jutta“ verhöhnt. Die coole Leo ist anders und macht für ihn bereitwillig Platz an ihrem Tisch, was ihrer besten Freundin Lissa nicht in den Kram passt. Als Jukka im Sporttraining den erklärten Champion Nico schlägt, kennt dieser keine Gnade.
Wie gut, daß sein Zugang zu Leo immer besser wird. So wie Jukka leidenschaftlich rennt, geht Leo voll und ganz in ihrer Kunst auf. Nur, daß Jukka von seinem Vater stets verstanden und unterstützt wird, anders als Leo, die sich als Fremdkörper in ihrer scheinbar perfekten, erfolgsverwöhnten Familie fühlt. Durch die Teilnahme an einem Kunstwettbewerb will sie ihren Eltern zeigen was in ihr steckt, und Jukka Nico in die Schranken weisen. Ob das so klappt, wie die zwei sich das vorstellen?
Mobbing wird leider immer mehr verbreitet und dennoch ist Jukka nicht wirklich eine Geschichte über Mobbing, denn die Kraft der Freundschaft ist stärker als Mobbing. Solange man mindestens einen Freund/Freundin hat, kann man alles ertragen! Na ja, elterlicher Rückhalt sollte da auch nicht ganz vergessen werden.
Meine noch 9 jährige Tochter fand den Namen Jukka auch doof und wollte nur widerwillig das Buch mit mir lesen. Doch bereits nach wenigen Sätzen hatte es sie, ebenso wie mich, gepackt! Doch ist die Geschichte nicht nur einfühlsam, sondern auch wirklich witzig und spannend. Jukka rennt ohne Ende und man fragt sich stets bis zum Schluss, schafft er es noch rechtzeitig an sein Ziel? Und Jukka hat wirklich ein nachvollziehbares Ziel, daß leider immer wieder versucht sich ihm zu entwinden, aber so leicht gibt er nicht auf. Das ist so spannend, daß wir uns jeden Abend auf die Fortsetzung der Geschichte gefreut haben.
Jukka ist wirklich sensibel und einfallsreich und hat mit seinem Vater, trotz dessen wirklich lausger Arbeitszeiten echt Glück gehabt! Er unterstützt ihn und zeigt ihm jederzeit, daß er ihn liebt, so wie er ist. Er muß keine Wettkämpfe und keine Preise gewinnen, er soll nur er selbst sein.
Leos Familie scheint gar nicht zu sehen wer Leo ist, nur daß sie völlig anders ist. Sie sieht sogar anders aus! Ein Vertauschen im Krankenhaus ist jedoch ausgeschlossen. Aber Leo ist nicht nur kreativ, sie ist auch einfühlsam und sieht auch den Druck und die Nöte ihrer Mitschüler, nur nicht bei ihrer besten Freundin, die mit der „Konkurrenz“ durch Jukka arg zu kämpfen hat.
Die Sprache ist sehr einfühlsam und für Kinder wirklich toll nachzuvollziehen. Allerdings enthält das Buch einige österreichische Begriffe. Was denn nun genau die Eierspeisen sind, die Vater Anton so toll zubereitet, wissen wir immer noch nicht, wir ahnen es aber. Bei einigen Wörtern hatten wir jedoch den Eindruck, daß es sich nicht um sprachliche Eigenheiten Österreichs handelt, sondern um Druckfehler. Bei Wörtern wie „Bewerbe“ statt „Wettbewerbe“ kam ich noch auf die Bedeutung, aber bei einigen, kam mir nur „Druckfehler“ in den Sinn, da ohne sie der Satz vollständig war. Das war etwas schade, da auch der Druck gestochen scharf war. Diese Grübeleien, ob dies nun irgendeine österreichische Sprachbesonderheit oder ein weiterer Druckfehler sei, störten aber etwas den Lesefluß, dafür müssen wir leider einen Stern abziehen (ich habe auch mal einem Buch, daß ich grässlich fand, daß aber hervorragend lektoriert war und mit super klarem Druck, einen Stern für den fehlerfreien, gestochen scharfen Druck gegeben).
Die Geschichte als solche hat uns jedoch rundum überzeugt. Es geht um mehr als um Mobbing, es geht um Träume, Zivilcourage, Freundschaft und das Einstehen für seine Überzeugungen. Doch zeigt das Buch auch, wie aus „Feinden“ durch Verständnis für die Situation den anderen, echte Freunde werden können. Eine Geschichte, die so gut geschrieben ist, daß sie auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat.

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