Dienstag, 28. Februar 2017

Leonie Looping – Das Geheimnis auf dem Balkon, Cally Stronk, Constanze von Kitzing, Ravensburger


Leonie Looping – Das Geheimnis auf dem Balkon, Cally Stronk, Constanze von Kitzing, Ravensburger
Die 7 jährige Leonie hatte sich so auf den Strandurlaub mit ihren Eltern gefreut, aber nun müssen die zu einem wichtigen Auftrag nach Stockholm. Sie muß alleine mit der Bahn zu ihrer Oma fahren und den Sommer  in der Stadt verbringen. Das wird sicher öde denkt sie. Besonders als Oma am nächsten Morgen die Wohnung schon verlassen hat, als sie aufwacht und sie nur einen Zettel auf dem Küchentisch vorfindet auf welchem steht: muß was besorgen, bin nachmittags zurück, geh bitte nicht auf den Balkon!“ scheinen sich ihre schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten. Doch der Balkon entpuppt sich als der zauberhafte Wohnort der zwei Schmetterlingselfen Mücke und Luna. Mit Hilfe einer Schrumpferbse wird Leonie 3,5 cm klein und besitzt nun ebenfalls schillernde Flügel. Wenn sie kräftig mit den Ohren wackelt, kann sie die Flügel auch bewegen und ein Sommer voller Abenteuer beginnt!
Als Leonie so enttäuscht wurde, daß ihr Sommerurlaub gestrichen wurde, hatte meine 7 jährige Tochter wirklich Mitleid mit ihr. Und dann mußte sie auch noch alleine Zugfahren und den halben Tag alleine bleiben! Nein, so mutig wie Leonie wäre meine Tochter nicht! Die Elfenhäuser auf dem Balkon fand sie allerdings sehr schön. Auch gefiel ihr gut, daß sich witzige Elemente wie das Ohrenwackeln zum Bewegen der Flügel und das Treffen mit der hungrigen Katze sich abwechselten. Für junge Leser ist die Geschichte bisweilen richtig spannend!
Auch kamen einige überraschende Begegnungen vor (damit meine ich jetzt nicht das Treffen der Elfen auf dem Balkon), die es vermögen die Spannungsbogen zu halten. Kindern wird zudem vermittelt, daß man seine vorgefaßte Meinung hinterfragen sollte, denn anfangs ist Leonie überzeugt, daß der Nachbarsjungen Florian, den ihre Oma so begeistert erwähnt, sicher doof ist. Zum Glück ist sie aber bereit ihre Meinung zu ändern, als sie ihn kennen lernt.
Zu Beginn haben wir über den seltsamen Namen gerätselt, aber gegen Ende des Buches wird auch das erklärt: Leonie schafft als Menschenkind etwas, was die Elfen für unmöglich hielt: Sie kann Loopings fliegen! Zwar versuchen wir gerne, es zu vermeiden zu viel zu verraten, aber wenn Buchtitel nur wegen des Wohlklangs gewählt werden, ohne wirklichen Bezug zum Buch, stört uns das. Dies ist hier anders. Der Name wird erklärt, aber es bleiben noch genügend Fragen offen, daß man gerne direkt mit Band zwei: Leonie Looping, das Abenteuer am Waldsee weiterlesen möchte. Band 1 und 2 sind auf dem Hörbuch das im Jumbo Verlag erschienen ist, gemeinsam aufgenommen.
Konstanze von Kitzing sind zauberhafte farbige Illustrationen gelungen, die Mädchenherzchen ebenso höherschlagen lassen, wie der dezente Glitter auf dem Buchcover.
Cally Stronk ist uns als Autorin der Mafflies Reihe bekannt, in der es um kleine Wesen geht, die heimlich unter der Treppen wohnen, die großen Hunger haben und von denen es nur eines pro Haus geben darf! Daher wollten wir als große Mafflies Fans (die sind wirklich sehr witzig und einfallsreich) natürlich auch unbedingt dieses Buch für Leseanfänger kennenlernen. Wir wurden nicht enttäuscht, allerdings fand meine Tochter bisweilen den Text pro Seite zu umfangreich.
Diese neue Reihe von Ravensburger richtet sich an sehr lesebegeisterte Erstleser. Die Schriftgröße entspricht der der Reihe Der Leserabe, aber der Textumfang ist erheblich mehr, es sind wenig Abschnitte und weniger Bilder als bei der Leserabenreihe für das 2. Schuljahr. Lesetechnisch ist es daher deutlich anspruchsvoller, als die Erstlesebücher des Ravensburger Leseraben. Mit 95 Seiten bietet das Buch dafür mehr Raum für Handlung und Entwicklung. Aus diesem Grund eignet es sich auch sehr gut für Kinder ab dem Vorschulalter zum Vorlesen. Gerade die farbigen Illustrationen gefallen jungen Zuhörerinnen sicherlich gut. Sie sollten aber geübte Zuhörerinnen sein, daß Textverhältnis ist schon anspruchsvoller als in Bilderbüchern. Es ist daher ein schönes Übergangsbuch, zwischen den klassischen Erstlesebüchern und normalen Kinderbüchern, die nicht mehr in Fibelschrift abgedruckt werden. Abgerundet wird das Konzept durch die Aufnahme in das Antolinsystem.
Ein wirklich schönes Buch aus einer neuen Reihe, die wir weiterhin verfolgen werden. Allerdings hätten uns ein paar Absätze mehr und vielleicht noch etwas mehr Bilder für diese Altersgruppe (offiziell ab 6 Jahren) noch besser gefallen. Gerne empfehlen wir es mit guten 4 von 5 Sternen weiter.

Montag, 27. Februar 2017

Tod in den Karawanken, Andrea Nagele


Tod in den Karawanken, Andrea Nagele, emons,
Kommissar Simon Rosner ist bei der Polizei Klagenfurt eigentlich krankheitsbedingt außer Dienst. Er hat endlich eine Entzugstherapie gegen seinen langjährigen Alkoholismus begonnen. Da ruft ihn sein Schulfreund Hanno, ein inzwischen erfolgreicher Bauunternehmer, an. Seine 13 jährige Tochter Lena, sollte mit dem Bus zu seiner getrennt lebenden Ehefrau Lilo nach Grado fahren und kam dort nie an. Lilo scheint erstaunlich sorglos und hält Lenas Verschwinden für einen Akt pubertätsbedingter Rebellion. Schon zu Schulzeiten konnten Lilo und Rosner sich nicht leiden. Lilo hält Rosner für einen Versager, er sie für ein manipulatives Miststück. Ziemlich unwillig beginnt er nachzuforschen und stößt auf Ungereimtheiten, als Lena dank Handyortung wieder gefunden werden kann. Dennoch kann Rosner das Geschehene nicht abhaken, obwohl er mit dem plötzlichen Auftauchen seiner Ex-Frau, seiner Therapie und der Sehnsucht nach seiner geliebten Alice, die auf Weltreise ist, eigentlich beschäftigt genug sein sollte.
Sehr interessant ist an diesem Krimi, die Erzählperspektive. Stets wird ein wenig distanziert, in der dritten Person geschrieben, aus verschiedenen Blickwinkeln, auch von Randfiguren, über deren Bedeutung man bis relativ vor Schluß man rätselt. Doch ausgerechnet Lilo, die mit ihrem unbeteiligten Verhalten Rosners Aufmerksamkeit erregt, erzählt ihren Part in der ich-Form. Eigentlich könnte man meinen, daß dadurch Nähe entstünde, der Leser sich mit Lilo identifiziere. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Lilos Gedanken sind egozentrisch, nicht nachvollziehbar und abstoßend.
Zudem wird in diesem Buch sehr viel getrunken. Aber es wird nicht verniedlicht, sondern die Alltäglichkeit von Alkoholismus in seinen verschiedenen Vorkommensformen vor Augen geführt. Nein, es sind nicht alles Alkoholiker, aber mir ist bislang nie bewußt gewesen, daß körperliche Alkoholentzugssymptome so lange anhalten können. Auch wenn ich schon x Arztberichte über Entgiftungen gelesen haben, in denen immer wieder beschrieben wird, daß Medikamente (und zwar nicht zu knapp und nicht unbedingt harmlose) gegeben werden, um die Entzugserscheinungen zu dämpfen, war es mir nie bewußt, daß es doch zum Teil ähnlich sein muß, wie beim Entzug von Betäubungsmitteln. Auch die psychischen Tücken mit denen der abstinente Alkoholiker zu kämpfen hat werden eindrucksvoll beschrieben, ohne in diesem recht kurzen Krimi zu viel Raum einzunehmen. Die Autorin schafft es einfach die Dinge auf den Punkt zu bringen, ohne sich in Ausführungen und Beschreibungen zu verheddern. Sie doziert nicht, der Leser muß einfach seine eigenen Schlüsse ziehen. Ich hatte weder das Gefühl, mir würde etwas fehlen, noch das Bedürfnis ausschweifige Ausführungen gerne zu kürzen – einfach schön knackig.
Bis ganz zum Ende bleibt der Leser im Unklaren, was denn nun eigentlich mit Lilo los ist. Man erfährt sehr viel aus ihrer Schulzeit und ihrer recht ungesunden Beziehung zu ihrer „besten“ Freundin und dennoch geht es dem Leser wie Rosner, man kann sich nicht wirklich überwinden sie zu mögen.
Gerade das Ende gefällt mir sehr gut, auch wenn es nicht das klassische Krimiende ist. Es hat für mich eher den Lösungscharakter von Sartre, jeder ist seine und des anderen Hölle, ohne dabei jedoch zu deprimieren. Denn es gibt bei diesem facettenreichen Ende auch sympathische Gewinner.
Da kann ich nur sagen: Viel Spaß beim Lesen! 5 von 5 Sternen.

Die Knöllchenbande… und das Geheimnis um die verschwundenen Ostereier, Erika Bock & Volker Nökel



Die Knöllchenbande… und das Geheimnis um die verschwundenen Ostereier, Erika Bock & Volker Nökel, tingmarke
Die Knöllchenbande sind eine lustige Truppe von Kartoffelkindern, daher tragen sie Kartoffelsortennamen: Molli, Emmalie, Christa, Sieglinde, Desiree und der blaue Schwede. Heute sind sie mit Maulwurf Volli wieder unterwegs. Es ist Frühling, die Osterglocken blühen, da treffen sie den verzweifelten Hasen Lampo, dem sämtliche bunt bemalten Ostereier aus der Kiepe gestohlen worden. Im Hasental sieht das Gesetz vor, daß jeder Hase einen Tag vor Ostern, dem Osterhasen eine Kiepe voll mit bunt bemalten Ostereiern abliefern soll und Lampo steht nun mit leerer Kiepe da. Der sonst so coole Lampo ist verzweifelt und weint bitterlich, da er befürchtet, daß seine Angebetete Hasendame Greta ihn nun verlassen und auslachen wird. Die Knöllchenbande und Volli beschließen ihm zu helfen und machen sich auf die Suche nach dem Eierdieb. Dabei treffen sie auf alte Bekannte aus den Vorgängerbänden. Sie treffen das Reh, den Igel, die Elster, das Wildschwein…..natürlich haben diese nicht die Eier gestohlen, sie essen ja keine Eier! Als sie endlich die Schuldigen gefunden haben, sind die Eier schon alle verspeist. Doch Miri-Piri das Kampfhuhn vom Bauernhof steht ihnen als echte Freundin bei!
Was wir sehr gut fanden, war daß Kindern nebenbei einiges an Wissen über die aufgesuchten Tiere mit auf den Weg gegeben wird. Das Buch wird zum Vorlesen ab 4 Jahren empfohlen und enthält einige Wörter die nicht ganz so geläufig sind und die daher wunderbar zur Wortschatzerweiterung geeignet sind. Zum Selbstlesen sind es etwas viele unbekannte Worte, doch sind es keine Anglizismen, sondern einfach treffende Begriffe wie z.B. „Kiepe“.
Besonders gut hat uns das Kampfhuhn Miri-Piri gefallen, das wohl auch in den uns unbekannten Vorgängerbänden vorkommt. Das war sehr witzig und mutig! Aber auch die Kartoffelkinder sind wirklich mutige Freunde die stark zusammenhalten.

Freitag, 24. Februar 2017

Der Club der Heldinnen- Nina Weger, Nina Dullek, Oetinger



Der Club der Heldinnen- Nina Weger, Nina Dullek, Oetinger
Rittersproß Flo und Cherokee-Mädchen Pina sind beste Freundinnen und Zimmergenossinnen im Mathilda Imperatrix Internat für Mädchen mit besonderen Fähigkeiten. Denn diese Schule darf nicht jedes Mädchen besuchen, nein, nur solche mit so herausragenden Fähigkeiten auf einem Spezialgebiet, daß von ihnen erwartet wird, daß sie einmal große Dinge zu Gunsten der Menschheit leisten werden. Flo ist ein Strategie-Genie und Pina eine herausragende Fährten- und Spurenleserin und steckt voller indianischer Weisheiten. Außerdem schlagen sich die beiden immer glänzend bei dem alljährlichen Geländespiel, müßten sie da nur nicht immer Flos kleine Schwester Charly mit ins Team nehmen. Das Leben im Internat könnte so schön sein, wären das nicht Cilly und Lilly die beiden Technik und IT-Talente, doch echte Zicken und Erzrivalinnen von Flo, Pina und ihren Freundinnen. Nun haben sie zum Beginn des neuen Schuljahres auch noch das ausbruchssicherste Zimmer im ganzen Internat erhalten und eine neue Zimmergenossin, eine furchtbar brav aussehende Cupcakes backende Rothaarige namens Blanca.
Als dann unerwartet Flos kleine Schwester Charly aus dem Internat entführt wird, müssen die drei Zimmergenossinnen zusammenhalten, ob sie wollen oder nicht, denn nur gemeinsam können sie ihr überwachtes, ausbruchssicheres Zimmer verlassen und auf die Suche nach Charly gehen!
Das von Nina Dullek gestaltete Cover zeigt die drei Zimmernachbarinnen wie sie auf heißer Spur sind. Jede ist klar charakterisiert und typisch dargestellt. Jedes Kapitel beginnt dann auch mit einer Vigniette welche die Hauptperson des jeweiligen Kapitels zeigt. Außerdem ist dem Buch ein Clubausweisbogen mit vier Ausweisen für 4 Heldinnen, ebenfalls von Nina Dullek gestaltet beigefügt. Ebenso typisch drücken sich die drei Mädchen auch aus. Pina hat stets eine indianische Weisheit wie: „...Du kannst den Frühling so wenig wie den Sommer herbeizwingen. Du kannst nur geduldig warten...“ parat und Blanca flucht wie eine echte Piratin und wählt gerne Vergleiche aus der Seefahrt.
Sehr gut gefällt mir, daß Flo stets von ihrer kleinen Schwester Charly genervt ist, aber eifersüchtig reagiert, als diese beginnt Blanca anzuhimmeln. Als Charly dann entführt ist, merkt sie erst mal richtig, wie sehr sie ihre nervige kleine Schwester liebt…. Ja, oft offenbart erst der Verlust den Wert dessen, was man verloren hat….
Der Entführung von Charly müssen die Mädels natürlich auf den Grund gehen und erweisen sich dabei sowohl als sehr einfallsreich, als auch sehr weitsichtig. Sie kennen ihre Pappenheimer aus der Schule nämlich sehr gut – sowohl ihre Schwächen, als auch Stärken und nutzen diese zum ihrem Vorteils aus. Nur so können sie gemeinsam der gut bewachten festungsgleichen Schule entkommen und die Jagd aufnehmen. Denn die Entführer stellen natürlich Forderungen, welche nicht ohne weiteres zu erfüllen sind. Keines der Mädchen könnte diese Aufgabe alleine lösen, aber zu dritt sind sie hoffentlich unschlagbar, dafür müssen sie allerdings erst einmal zusammen wachsen. Flo ist sehr misstrauisch der armen Blanca gegenüber und Pina steht stets in der Mitte und muß schlichten. Das kann sie zum Glück sehr gut, aufgrund ihrer feinfühligen und geduldigen Art. Die drei Mädchen sind bis auf ihren Mut und ihre Abenteuerlust sehr unterschiedlich. Aber genau diese verbindet sie und garantiert ein spannendes Leseerlebnis mit weisen indianischen Worten und viel Grund zu schmunzeln.
Wir freuen uns auf die hoffentlich ebenso kurzweilige Fortsetzung, welche im Herbst folgen soll und vergeben gerne 5 von 5 Sternen.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Liliane Susewind – Schwarze Kater bringen Glück, Tanya Stewner, Fischer



Liliane Susewind – Schwarze Kater bringen Glück, Tanya Stewner, Fischer
Liliane Susewind, das Mädchen, das mit Tieren sprechen und Pflanzen gedeihen läßt ist mit ihrem Hund Bonsai , Freund Jesajah und dessen Katze Frau von Schmidt im Garten. Frau von Schmidt hat sich eine tolle Überraschung für Lili ausgedacht: sie darf den ganzen Nachmittag mit ihrer Aufziehmaus spielen! Als Lili dankend ablehnt taucht ein hübscher schwarzer Kater namens Mino auf, der elegant die Spielmaus fängt und sie dabei beschädigt. Dies bestätigt seine Überzeugung, daß er ein Pechbringer ist, der am besten alleine bleibt, da er seinen Freunden doch nicht schaden wolle. Lili und ihre Freunde wollen ihm gerne vom Gegenteil überzeugen und erfahren dabei von der armen Katze Murmelchen die angeblich nicht genug zu fressen bekommt. Kann Lili wieder helfen?
Auch  der neueste Band für Erstleser von Liliane Susewind ist wieder sehr farbenfroh und ansprechend gestaltet und weckt daher schon optisch die Lust aufs Lesen. Anders als die Bände für geübte Leser, sind die 80 Seiten mit bunten Illustrationen von Florentine Prechtel geschmückt, zum Teil sogar doppelseitig. Kaum kam das Buch bei uns an, stürzte sich meine Jüngste darauf und begann. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Geschichte ist wieder einfühlsam und dabei sehr witzig erzählt. Die Sprachwortschöpfungen der Tiere bringen die jungen Leser zum Kichern, aber auch zum eigenständigen Lesen, denn erraten kann man diese skurrilen Wortschöpfungen der werten Schnurr-Herrschaften nicht, man muß sie sich schon erlesen.
Meine Töchter haben beide die schnurrigen Neuzugänge in Lilis Freundeskreis begeistert begrüßt (die Große konnte die Finger dann auch nicht von dem Buch lassen). Die „kaputte“ Katzenklappe, in der die stets hungrige Murmelchen stecken bleibt fanden sie mindestens ebenso lustig, wie Minos Art des Fischfangs. Aber nicht nur Tiere brauchen Freunde. Durch Murmelchens Frauchen wird den Kindern vor Augen geführt, daß man sich auch mal die älteren Nachbarn genauer anschauen sollte, ein paar Worte mit ihnen wechseln und ihnen Hilfe anbieten sollte. Eine wichtige Botschaft, daß der Kontakt mit älteren Nachbarn auch eine Bereicherung für die jüngere Generation ist. Ich finde es schön, daß Lili ihren Lesern stets Werte zu vermitteln versucht, ohne dabei aufdringlich zu sein. Natürlich findet die Geschichte auch für Pechkater Mino ein gutes Ende und so waren wir alle traurig, daß dieses schöne Erstlesebuch nach 80 bunten Seiten schon wieder zu Ende war!
Das Buch ist einheitlich in fettgedruckter Fibelschrift verfasst. Durch relativ kurze Kapitel, läßt sich das Buch für geübtere Leseanfänger (ca. 2. Schuljahr) gut bewältigen, wobei gerade die großen zweiseitigen Illustrationen angenehme Verschnaufpausen und Orientierungshilfe bieten.
Die Listung bei Antolin, die für viele Schulen zur Überprüfung von Lesefortschritten wichtig ist, ist ebenfalls gegeben und rundet das Gesamtkonzept für Erstleser stimmig ab.
So macht auch der beschwerliche Einstieg in die Welt des Lesens Spaß und wir sind uns sicher, daß diese Reihe wohl noch lange fortgeführt wird! Wir werden ihr treu bleiben und vergeben gerne 5 von 5 Sternen für dieses süße und lustige Mädchenerstlesebuch.
Ganz herzlich bedanken wir uns beim Fischer Verlag für das Vorabrezensionsexemplar.

Das Adenauer Komplott, Sebastian Thiel, Gmeiner



Das Adenauer Komplott, Sebastian Thiel, Gmeiner
Köln 1944 Oberstleutnant Maximilian Engel, Kampfpilot a.D. als Kriegsversehrter beginnt am Sinn des Krieges zu zweifeln -leider volltrunken und mit einem Aufputschmittel vollgedröhnt noch dazu lautstark in einer strammen Nazi-Kneipe.
Er wird daraufhin von der Gestapo verhaftet und in den gefürchteten El-De-Bau gebracht, aus dem es kein Entkommen gibt. Doch plötzlich taucht die geheimnisvolle Luisa auf und bietet ihm die Freiheit an, sollte er es schaffen den ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer aus dem Lager der Messehallen Deutz zu befreien.
Dieser Kontakt zu Adenauer wird Engels Leben auf immer verändern, ebenso die Begegnung mit Luisa. Denn als Adenauer wieder als Oberbürgermeister von Köln installiert ist, erkrankt dessen Fahrer und da fällt seine Wahl sofort auf Max, welcher fortan dem legendären Pragmatiker nicht nur mit seinen Fahrkünsten zur Seite steht.
Dieses Buch beginnt wie ein Agententhriller und endet auch wie ein solcher. Dazwischen ist er ein Lehrstück der Geschichte und des politischen Kalküls. Ein Mahnstück gegen das Vergessen und ein Erinnern an die Wurzeln dieser Republik. Es macht klar, daß es damals auch ganz anders hätte kommen können, hätte nicht der damals schon betagte Adenauer angenommen, daß es einfach keinen Besseren für den Job des Republikgründers und Hungervermeiders gab. Wen die Frage noch weiter interessiert, der kann auf einen der Recherchelinks gehen, auf die der Autor zurückgegriffen hat: http://www.sueddeutsche.de/politik/innovationen-im-ersten-weltkrieg-erfindungen-die-das-leben-erleichtern-1.1956058-10
Die Schicksale von Max, Luisa und Adenauer werden eng miteinander verzahnt. Das ist so spannend und kurzweilig, wie Geschichte und Politik es durchaus sein können, werden sie gut erzählt und das ist hier durchaus der Fall. Dies ist aber auch wichtig, weil es immer weniger Zeitzeugen gibt, die sich erinnern, die Erinnerung verblassen und werden verfälscht (mir wurde immer vom Drachenfels aus Rhöndorf zu seinen Füßen gezeigt, wo Adenauer lebte und habe es nie hinterfragt. Nun weiß ich, Rhöndorf ist ein Teil von Köln und sicher nicht südlich von Bonn ;)) Durch das Schicksal von Adenauer, dem es als Pragmatiker und überzeugtem Katholiken darum ging den Menschen was in den Magen und Brennstoff für die Öfen zu bieten, ohne die Kölner Parks dabei zu roden, beginnt auch wieder der Dialog in der eigenen Familie, sofern dies noch möglich ist. Das Buch hat nämlich noch einen weiteren Vorteil: es ist relativ groß gedruckt, so daß es auch meist noch diejenigen lesen können, die damals zumindest einen Teil der Zeit miterlebt haben. Für jüngere Menschen ist die Schrift aber durchaus auch sehr angenehm zu lesen. Eigentlich wollte ich das Buch an meine Kölner Tante Jahrgang 1935 weitergeben, aber durch die vielen Gespräche beim Mittagessen über diese Zeit, über meine Opas, Omas, meinen Schwiegervater der mit 17 frohgemutes in den Krieg zog und in russische Gefangenschaft geriet, wollen nun alle dieses Buch lesen, auch weil es relativ groß gedruckt ist.
Wunderbar werden sowohl Adenauer, als auch Max und Luisa nicht als Helden verklärt, sondern als Menschen mit Stärken, aber auch mit Schattenseiten dargestellt. Adenauer wußte genau was er tat und wen er wie zu nehmen hatte.
Für mich war es sowohl interessant, die Entbehrungen und die Andauerschen Spezialitäten mal aus einer anderen Perspektive, als von meiner Oma zu hören (den Verwandten meines Vaters ging es relativ gut) oder von meiner Mutter, die immer noch eine Abscheu vor einigen Lebensmitteln und Gerichten hat.
Dieses Buch macht diese Erlebnisse lebendig und gibt dabei wirklich faszinierende Einblicke in die geschickt eingefädelten Ränkespiele Adenauers, eines wirklich ausgebufften Fuchses und Taktierers.
Zudem gewährt es auch wirklich Informatives zum Schicksal des ziemlich zerbombten Kölns, das Adenauer durch Verhandlungen mit den Amerikanern, noch vor der offiziellen Kapitulation, vor noch größerem Schaden bewahrte.
Spannend ist auch die Frage herausgearbeitet, ob die Teilung Deutschlands zu vermeiden war, ohne sie jedoch zu beantworten.
Der Autor ist mit Jahrgang 1983 selbst kein Zeitzeuge und kann sich wohl auch an die DDR nicht wirklich erinnern. Dennoch lässt er diese Zeit unheimlich spannend und fundiert zu Leben erwecken. Stilistisch ausgezeichnet verbindet er die quasi Agententhrillerteile mit dem Politkrimi.
Für Liebhaber intelligenter Spannung, die Fragen nach dem Warum, weshalb, wieso in Geschichte und Politik stellen oder dem zumindest nicht abgeneigt sind. Daher vergebe ich gerne begeisterte 5 von 5 Sternen.

Dienstag, 21. Februar 2017

Die 10 Gebote, Felix und das Geheimnis der steinernen Tafeln, Luise Holthausen, Susanne Göhlich



Die 10 Gebote, Felix und das Geheimnis der steinernen Tafeln, Luise Holthausen, Susanne Göhlich
Meiner Tochter hatte ein Leseanfängerbuch zum Buch Mose sehr gut gefallen, ist ja auch hochspannend, daher wollte sie auch gerne das Buch zu den 10 Geboten haben. Obwohl sie das Cover kannte, weil sie sich das Buch ausgesucht hatte, war sie dann überrascht, als sie es in den Händen hielt. Da waren ja normale Kinder auf dem Cover und gar nicht Mose! Und den Illustrationsstil kannten sie auch schon von Nola!
Ich persönlich fand das gerade die Stärke des Buches, daß es eben nicht nun um Mose geht, sondern um Grundschulkinder die in der Projektwoche die Bedeutung der 10 Gebote für die heutige Zeit erarbeiten.
Das Buch beginnt mit dem liebenswert chaotischen Felix, der morgens regelmäßig zu spät zur Schule kommt, weil er immer von 1.000 anderen spannenden Dingen aufgehalten wird. Weil alles immer so spannend ist, kann er sich auch nicht wirklich für ein Schulprojekt entscheiden und vergißt seinen Anmeldezettel abzugeben. So landet er wie die meisten anderen auch, eher zufällig in dem Projekt zu den 10 Geboten des Alten Testaments. Während Felix ja eigentlich alles immer spannend findet, sind andere Kinder widerwillig in der Gruppe gelandet, weil sie das Kreuzchen an der falschen Stelle gemacht haben oder ähnliches. Diese Kinder sind sehr unterschiedlich und bislang nicht miteinander befreundet. Durch den Projektunterricht lernen sie aber nicht nur Mose und die Bedeutung der 10 Gebote kennen, sondern auch einander und da müssen wohl so einige Vorurteile überdacht werden.
Im Anhang des Buches sind die 10 Gebote alle noch einmal übereinander gestellt und 10 der 14 Kapitel beginnen mit dem entsprechenden Gebot zum Kapitel auf einer Steintafel als Illustration, so wiederholt man im Rahmen der Lektüre die 10 Gebote mehrfach.
Im Kommunionunterricht hatten wir irgendwann die 10 Gebote als Thema , eigentlich eher zufällig, weil eben diese Tochter Gott malen wollte und ihre Freundin meinte, das dürfe sie nicht, es würde gegen die 10 Gebote verstoßen. Also lasen wir den entsprechenden Teil aus einer brandaktuellen Kinderbibel. Die Drittklässler damals haben es eigentlich nicht wirklich verstanden und so haben wir ausführlich darüber diskutiert. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, wie schwierig die 10 Gebote für Kinder aus heutiger Sicht sind. Klar brechen Kinder keine Ehe und natürlich töten sie auch nicht, also was soll das?
Meine Kinder 4. Und 2. Schuljahr haben den Geschichten von Felix, Rina, Liam, Natascha, Amelie, Paul…. wirklich gut gelauscht und haben auch anregend mitdiskutiert. Ich hatte den Eindruck, daß sie sowohl verstanden, warum den Kindern das Projekt letztendlich Spaß machte als auch wieso die 10 Gebote auch heute noch universell gültig sind. Sie machen das menschliche Zusammenleben einfach lebenswerter!
Die Illustrationen der bekannten Kinderbuchillustratorin Susanne Göhlich  lockern die Erzählung zusätzlich auf.
Natürlich sind die einzelnen kleinen Schicksale der beteiligten Kinder auch pädagogisch, aber nicht aufdringlich, sondern einfach nur kindgerecht.
Eine sehr schöne Art Kindern heute die Aussage der 10 Gebote zu vermitteln, egal ob im Religionsunterricht, im Kommunionsunterricht oder einfach so zu Hause.
Sehr zu empfehlen für Eltern, Kinder und Lehrer die die Werte der 5 Gebote vermitteln oder verstehen wollen.  5 von 5 Sternen!

Fit fürs Gymnasium, Für den sicheren Übergang von der 4. In die 5. Klasse, Deutsch



Fit fürs Gymnasium, Für den sicheren Übergang von der 4. In die 5. Klasse, Deutsch
Der Schroedel-Verlag wollte ein Konzept entwickeln, mit denen Viertklässler in den Bereichen, in denen sie Schwierigkeiten haben, oder vermeinen zu haben, alle zentralen Lerninhalte der Grundschule wiederholen und fit für den Übergang auf’s Gymnasium werden.
Hierzu werden unterschiedliche Übungen für Abwechslung beim Üben geboten und die Regeln zu den jeweiligen Lerngebieten erklärt.
Das alles soll passend zu den aktuellen Lehrplänen gehalten sein.
Mit Hilfen für die Eltern, individuell zusammenstellbarem Lernplaner und für die Kinder in Eigenarbeit.
Zu Beginn gibt es einen Eingangstest, für den die Kinder 45 min. Zeit haben, damit ermittelt werden kann, in welchen Bereichen die Kinder noch Schwierigkeiten haben und in welchen Bereichen sie besonders üben sollen.
Ganz ehrlich: meine Tochter würde mich steinigen, würde ich ihr vorschlagen diesen Test in ihrer Freizeit an einem Stück zu machen! Macht nix, ich kenne ihre Stärken und Schwächen besser als ihre Lehrerin (ohne Witz, ich schaue ja auch häufiger in ihre Hefte und schaue mir die Hausaufgaben an und übe mit ihr individuell für die Arbeiten).
In ihrer Freizeit will meine Tochter spielen. Das darf sie auch, es sei denn, sie hat Klassenarbeiten und 2- 3 mal die Woche üben wir Rechtschreibung. Auch ohne Eingangstest, weiß ich, daß das ihr größtes Problem ist, daß ihr auch die Aufsätze vermiest.
Daher kann man auch einfach die Rechtschreibübungen, die die Kinder in Eigenarbeit erledigen sollen (so ist es konzipiert) diktieren. Teilweise sollen Kinder die fehlerhafte Schreibweise aus drei Beispielen erkennen und streichen. Das mag ich persönlich nicht. Ich möchte, daß das Kind möglichst wenig falsch geschriebene Wörter sieht, da sie über das Gedächtnis und wenig über das Gehör arbeitet. Sie würde sich optisch die falsche Schreibweise einprägen, das ist aber eine Frage des Lerntyps. Da ich auch kein Fan von Klapp- und Schleichdiktaten bin, setze ich mich gerne hin und diktiere.
Schön finde ich, daß ich mit diesem Werk die entscheidenden Regeln gebündelt zu Hause habe, auch wenn das Deutscharbeitsbuch in der Schule blieb.
Da ich ein Gegner von Schleichdiktaten bin (das bündelt zu viele Lernkompetenzen und Schwierigkeiten auf einmal für das Grundschulalter, für mein Empfinden), mag ich es auch nicht, daß bei S. 15 aus einem Buchstabengewirr als Schuchsel 20 verschiedene Nomen herausgesucht werden soll. Dann blättert man auf die nächste Seite 16 um und dort beginnt die erste Aufgabe: Tage die Nomen aus Aufgabe 5 geordnet ein. Setze den bestimmten Artikel davor. Solche Aufgaben gehören für mich untereinander. Hier geht es um freiwillige Übungen von Kindern in ihrer Freizeit zur Vertiefung, da sollen sie auch ein wenig Spaß haben.
Nach jedem Bereich kommt noch einen Zwischentest, für welchen es keine Zeitvorgabe gibt, der aber mind. 15 min. dauern dürfte.

Sonntag, 19. Februar 2017

Die Zeitdetektive im Mittelalter, Fabian Lenk, gelesen von Stephan Schad, Jumbo



Die Zeitdetektive im Mittelalter, Fabian Lenk, gelesen von Stephan Schad, Jumbo
Nach den Römern ist nun das Mittelalter Thema im 4. Schuljahr. Um mehr Spaß und Spannung beim Lernen zu haben, gab’s die Mittelalterbox der Zeitdetektive. Wie immer umfaßt die Themenbox die Lesungen zu 3 Bänden, inklusive eines Booklets mit Glossar, das die unbekannten Begriffe zu jedem Thema erläutert. Zudem gibt es noch für Kinder gut aufbereitete weiterführende Informationen zu den jeweiligen Themen in dieser Box. Wer nach der Abenteuergeschichte mehr wissen möchte, kann gleich im Booklet nachlesen. Der Umfang dieser Zusatzinfos ist wirklich angemessen für das Alter der Zielgruppe (ab 9 Jahren). Diese Informationen sind dem Anhang der Bücher entnommen.
Mit Stephan Schad wurde ein erfahrener Sprecher gewählt, der die Abenteuer passend erzählt und richtig Spannung aufkommen läßt. Seine Stimme ist angenehm und drängt sich nicht auf.
Die drei Freunde Kim, Julian und Leon reisen gemeinsam mit der altägyptischen Katze Kija (die sie von der Zeitreise in Band 1 mitbrachten) über den in der Bibliothek des Benediktinerklosters versteckten Zeitreiseraum „Tempus“ ins Mittelalter, um dort den Fragen aus der Geschichte nachzugehen, die sie brennend interessiert.
Die Mittelalterbox umfaßt die Folgen 4: Das Teufelskraut, Folge 19 Gefahr am Ulmer Münster und Folge 24: Der Betrüger von Lübeck.
Das Teufelskraut: Nach einem Vortrag über Heilkräuter aus dem Klostergarten ist der belesene Julian Feuer und Flamme und möchte mehr über die mittelalterlichen Kräuterkenntnisse wissen. Durch den Raum Tempus reisen sie aus der Kälte der Jetzt-Zeit in das sommerliche Lorsch, um das Jahr 1.000 n. Chr. Dort lernen sie in der Schänke den Wirt kennen und heuern bei ihm als billige Hilfkräfte an. Als dort ein Mord geschieht finden die Freunde eingenäht in den Futterstoff des Toten eine seltsame getrocknete Pflanze. Auch der freundliche Fra Botanicus (der Klosterbruder der für Pflanzenkunde zuständig ist9 vermag den Kindern nicht zu verraten, was das für eine geheimnisvolle Pflanze sein mag. Selbst der Abt des benediktinischen Reichsklosters Lorsch vermag den Kindern nicht weiterzuhelfen. Als die Kinder heimlich nachforschen wird es wieder richtig gefährlich.
Die Klöster waren im Mittelalter oft Zentrum von Wissenschaft und Lehre, aber auch von Wohlstand. Das Reichskloster Lorsch eignet sich daher hervorragend als Aufhänger für ein spannendes Abenteuer im Mittelalter. Kinder erhalten auf spannende Weise Einblick in den Aufbau und die Funktionsweise der Klostergemeinschaft, wie auch deren wissenschaftlichen Errungenschaften. Die Geschichte ist sehr kurzweilig und spannend. Und wir haben gemeinsam mit den Freunden gerätselt, wer hinter dem Mord an dem fremden Reisen stecken könnte und warum. Da wir anschließend sehr neugierig waren, haben wir noch die Ausführungen im Booklet zum Kloster Lorsch gelesen. Vieles wußte ich auch noch nicht, wobei ich ja durch die naheliegendes Abtei Maria Laach auch schon einiges wußte.
Gefahr am Ulmer Münster: In der Schule veranstaltet die Lehrerin ein Quiz. Die Mannschaft von Kim, Leon und Julian, kann dank Julians fantastischem Gedächtnis prima punkten, doch weiß selbst er nicht, welche Kirche den höchsten Kirchturm hat. Erstaunt, ob die Antwort des Ulmer Münsters auch so stimmt, reisen die Freunde wieder mit Kija in die Vergangenheit. Auch diesmal spielt Kirche ein wichtiges Thema, allerdings im Zusammenhang mit dem Mittelalter als Beginn des Baus der großen steinernen Basiliken. Wie auch bei Ken Follet ist der Bau nicht unproblematisch. Den Wunsch des Baumeisters Gott mit dem höchsten Kirchturm zu ehren, kann nicht jeder verstehen. Skeptisch wird der Baufortschritt beobachtet und viele erwarten, daß der Turm zusammenbrechen muß. Julian, Kim und Leon helfen dem Sohn des Kirchenbaumeisters, als er überfallen wird. Zum Dank dürfen sie bei ihm wohnen und auf der Baustelle helfen. Als die Baupläne gestohlen werden und der Sohn des Bauleiters entführt wird, ist das detektivische Gespür der Freund gefragt.
Diesmal haben wir alle dazu gelernt. Selbst der Vater lernte auf der Autofahrt noch dazu. „Sein“ Kölner Dom ist mit 157,4 Meter Höhe nur auf Platz 3 hinter der Basilika Notre-Dame de la Paix an der Elfenbeiküste und dem Ulmer Münster mit 161,53 Metern Höhe.
Ganz ohne Computerprogramme und vor allem auf Erfahrung und Beobachtung beruhten die Konstruktionen zur Ehre des Herrn. Gerade im Mittelalter war dies vielen suspekt. Man denke an den Turmbau zu Babel. Fühlt Gott sich nicht durch das ehrgeizige Projekt herausgefordert? Wieder gelingt es Fabian Lenk ein ausgewogenes Verhältnis zwischen spannender Unterhaltung und Geschichtsvermittlung zu schaffen. Besonders die Kinderarbeit, diesmal in Form von Laufrädern wie für Hamster, die von den Kindern mit deren Kraft angetrieben wurden, blieb im Gedächtnis. Genauso wie die verschiedenen Glaubensansätze, die die Menschen in dieser Geschichte zu den furchtbarsten Taten veranlasst.
Der Betrüger von Lübeck: Leon wünscht sich unbedingt das aktuell angesagteste Paar Fußballschuhe, doch ihm fehlen noch 16,- €, bis er sie sich leisten kann. Da schlägt Julian vor, er solle doch einfach handeln, daß hätten die Kaufleute der Hanse auch so gemacht. Nichts liegt da näher als sich mal mittels Tempus live vor Ort zu überzeugen, wie gut die Kaufleute der Hanse ihr Geschäft verstanden und was die Hanse denn so war. Warum wurde ausgerechnet Lübeck die Königin der Hanse genannt? Heute sind doch Hamburg und Bremen viel größer, da müssen sie doch auch im Mittelalter viel wichtiger gewesen sein. Stimmt das wirklich? Diesmal verschlägt es die Freunde nach Lübeck, wo sie Zeugen eines dreisten Diebstahls einer Handelsladung edler Pelze für die Venezianer werden. Hierdurch gerät eine ganze Hansedynastie in die Bedrängnis und wirtschaftliche Schieflage. Können sie den Fall klären?
Ja, die Hanse, kennen wir von den Autokennzeichen und die Eltern vielleicht auch vom Hansa-Pils, doch welche Städte gehörten dazu, wie funktionierte sie und wie groß war ihre Bedeutung wirklich. Also, wir hätten es unseren Kindern nicht so gut erklären können und ganz sicher nicht so spannend.
Wir haben alle 4 wieder eine Menge dazu gelernt. Die Kinder finden die Zeitdetektive weiterhin sehr spannend, inzwischen finden sie es aber nicht mehr zu gruselig zum Einschlafen. Die Mutter findet die Geschichten mit jeweils knapp 80 min. als Einschlafgeschichte etwas lang, da müssen sie halt früher ins Bett oder tagsüber hören.
Johanna 4. Klasse meint: die Zeitdetektive sind cool, jetzt will ich auch noch die Ägypten-Box! Es gibt bislang 5 Sammelboxen mit jeweils 3 Abenteuern, die sich allerdings z.T. überschneiden. In einer weiteren Box „Die Zeitdetektive ermitteln in Deutschland“ ist auch die Folge des Ulmer Münsters enthalten,  sowie Freiheit für Richard Löwenherz und die Falle im Teutoburger Wald. Diese Box dürfte eine gute Ergänzung zum Thema Mittelalter sein.
Wir sind sehr gespannt, was Kim, Julian, Leon und Kija auf ihren Zeitreisen noch so alles erleben und empfehlen diese Reihe wärmstens weiter. Eine sehr spannende Art Kindern Geschichte zu vermitteln und außerdem cool, wie Johanna meint! 5 von 5 Sternen.
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Verlag Jumbo neue Medien.

Freitag, 17. Februar 2017

Wenn meine Haare lang wachsen, Hoko Takadono



Wenn meine Haare lang wachsen, Hoko Takadono, Edition Bracklo
Hana sitzt mit ihren Freundinnen Mari und Emi im Garten und trinkt Tee. Mari und Emi haben lange Haare, dafür besitzt Hana unbändige Phantasie. Sie erzählt ihren Freundinnen, daß sie ihre Haare gaaaaaanz lang wachsen läßt, wie lang und was sie dann macht, schildert sie so bildlich, daß die anfänglichen schwarz-weiß Zeichnungen nun richtig bunt und farbenfroh werden. So kann Hana sich in ihre Haare einwickeln und in diese eingewickelt wie in einem Kokon auf einem Baum schlafen, oder ihre Zöpfe zwischen zwei Bäume spannen und Wäsche daran trocknen.
Hana’s Ideen sind sehr witzig und so hanebüchen, daß man die Faszination der Autorin Hoko Takadono für Pippi Langstrumpf verspürt.
Meine älteste Tochter Johanna (9,5 Jahre) las das Buch selbst und kicherte ständig vor sich hin und rief mich, weil ich mir die Bilder unbedingt anschauen mußte! Unbedingt!
Der Kleinen las ich das Buch vor, um die Wartezeit auf ihre Freundin zu verkürzen und als diese kam, fingen wir noch mal von vorne an. Franziska (2. Klasse) und Lisa (1. Schuljahr) hörten gebannt zu und betrachteten auch neugierig die Bilder. Je älter die Mädchen waren, desto witziger fanden sie das Buch, weil sie begriffen, daß Hana’s Phantasien natürlich unsinnig sind, aber eben ein herrlicher Unsinn, wunderbar um zu träumen. Hana versteht es mit ihrer Phantasie das Beste aus ihrer Situation zu machen und ihr kurzes Haar mit ihren Träumen zu etwas werden zu lassen, was jedes Mädchen gerne hätte. Sie nimmt ihre Freundinnen mit auf eine Reise in die Welt der Phantasie und wird von ihnen dafür geliebt und nicht verspottet, denn Hana steht dazu und zu sich.
Die Illustrationen sind teilweise farbig, teilweise wirken sie wie schwarz-weiße Tuschezeichnungen. Während die Teeparty im Garten schlicht gehalten ist, ist die Welt der Phantasie bunt und voller Details. Auch wechselt das Format bisweilen vom Querformat auf das Hochformat, weil die Haare sooooo lang sind, daß sonst der Platz nicht reicht. Daher muß man das Buch drehen, um Hana’s Haare in ihrer vollen Pracht bewundern zu können. Ein schöner Einfall!
Die Namen werden zwar etwas anders geschrieben als bei uns, aber sind unseren so angenähert, daß es für die Kinder keine Distanz schafft. Die Illustrationen sind ungewöhnlich, wirken aber irgendwie auch universell – anders aber nicht fremd. Sie erinnern mich etwas an den Illustrationsstil der alten Erich Kästner Bücher meines Vaters. Diese Ähnlichkeit kann durchaus gewollt sein, da Erich Kästner die Autorin mindestens ebenso sehr beeinflusste wie Astrid Lindren. An Erich Kästner schrieb sie sogar mal einen Brief, den dieser auch beantwortete.
Dieses liebevoll gestaltete Buch ist sehr solide verarbeitet und wird, was gut ist, da es sicher noch häufiger gelesen wird. Der Text ist kurz und gut lesbar gedruckt, das empfinden die Kinder als Spaß und nicht als Arbeit.
Meinen Testleserinnen hat das Buch sehr gut gefallen, allerdings sind sie ganz zufrieden, daß ihre Haare nicht ganz so lang sind, wenn auch länger als Hana’s echtes Haar!

Sklaven für den Kalifen, von Manfred Lenz, BoD



Sklaven für den Kalifen, von Manfred Lenz, BoD
Ein historischer Roman, der durch Sklavenschicksale viele Länder und Kulturräume durchreist.
Gegen 980 n. Chr. Lebt die Slawin Malina mit ihrem Vater und ihren 2 Brüdern in Spandau. Durch die deutschen Besatzer aus der Brandenburg, wurde ihr Vater zum Pflegefall, ihrer großer Bruder Myslaw (ein Fährmann wie zuvor sein Vater) haßt seither die Deutschen umso leidenschaftlicher. Als Familienoberhaupt, versagt er derzeit seiner jüngeren Schwester die Ehe. Als die drei Geschwister unterwegs zu einer Hochzeit sind, werden sie von Sklavenhändlern gefangen. Der Deutschslawe Heinrich, selbst ein Christ, will Malina helfen und wird mitgefangen. Obwohl Christen nicht in die Sklaverei verkauft werden dürfen, ereilt ihn das gleiche Schicksal. Myslaw will von all dem Engagement Heinrichs nichts wissen und verbietet jeden Kontakt, selbst noch, als Heinrich sich für den kleinen Bruder Jablo einsetzt. Malina sieht in Heinrich mehr als nur einen Deutschen. Als sie am Ziel der beschwerlichen Reise in Cordoba, zur Zeit der maurischen Herrschaft, an den gleichen Herren verkauft werden, scheinen sie sich endlich näher kommen zu können. Das Schicksal schickt Heinrich mit seinem Herren, einen gutherzigen und gerechten Mann, jedoch auf eine lange und gefährliche Handelsreise durch die Sahara.
Zwei Liebende die immer wieder getrennt werden und deren Liebe sämtliche Entbehrungen nichts anzuhaben scheint. Klingt etwas nach Romeo und Julia, doch das waren Kinder aus reichem Hause. Das Schicksal der Sklaven war ein völlig anderes. Sklaven waren ihren Herren auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Der Charakter des Herren entschied über die Lebenserwartung und die Lebensqualität des Sklaven. Das Buch reizte mich, weil mir auffiel, daß ich zwar Onkel Toms Hütte gelesen haben, aber es ja auch schon früher Sklaven gab. Wo die Sklaven in den Harems in 1000 und einer Nacht herkamen, darüber habe ich nie nachgedacht. Höchste Zeit das zu ändern! Aber außer die Sklavenströme der Ungläubigen quer durch Europa habe ich auch viel über das maurische Erbe Andalusiens gelernt und die mentale Spaltung Spaniens, die wohl in dieser Epoche mitbegründet liegt, ebenso wie die sprachlichen Differenzen des Landes. (Ich spreche kein Spanisch, aber Spanier haben mir glaubhaft versichert, daß Katalan und Spanisch völlig verschiedene Sprachen seien und überhaupt! Sich mit Andalusiern und Katalanen sich nicht auszukennen…. Tja, mein Versuch diese Bildungslücke zu stopfen, endete in einem Aufenthalt in Brighton, aber das ist eine andere Geschichte). Wie gesagt, zu Spanien habe ich keinen großen Bezug bislang, aber ich fand es sehr interessant mehr über das maurische Erbe mit seinem Wissendrang und seiner hohen kulturellen Entwicklung zu erfahren. Ebenso das damals ziemlich friedliche Nebeneinander der Religionen in dieser Kultur fand ich faszinierend.
Die Reise durch Frankreich fand ich schon deutlich vertrauter, wobei ich auch hier einiges Neues gelernt habe. Das Schicksal der Sklavinnen aus Koblenz und Köln lies mich während des Lesens dann auch nicht unberührt. Es bleibt das Gefühl, es hätte fast jeden damals treffen können, wenn man Pech hatte und zur falschen Zeit am falschen Ort war. Trifft auf heutige Gefahrensituationen allerdings auch noch zu.
Die Beschreibungen waren sehr anschaulich. Einigen in der Leserunden waren sie zu ausführlich, aber das ist natürlich eine Geschmacksfrage. Ich fand es vor allem zu Beginn eines der  6 Teile des Buches sehr irritierend, wenn diese über viele Seiten überhaupt nicht die Hauptpersonen erwähnten. Natürlich kam die Geschichte zum Ende des Teils wieder auf das Schicksal von Malina und Heinrich zurück, diese Erzählexkursion schuf für mich jedoch eine unnötige Distanz zu den Hauptdarstellern. Besonders Malina gegenüber war ich oft zwiegespalten gegenüber, während ihr Bruder Myslaw, ebenso wie Qasim, der mißratende Sohn des Herren der zwei Liebenden, ganz klar die Schurkenrollen für mich besetzten. Heinrich hingegen ist ein wahrer Held mit Anschmachtqualitäten für seine Treue, Loyalität, Aufrichtigkeit, Mut und und und. Da fallen mir überhaupt keine negativen Eigenschaften ein.
Trotz der vielen zum Teil sehr fremdländischen Namen kann man der Handlung gut folgen. Beim Höhepunkt gegen Ende, hatte ich etwas Schwierigkeiten die ganzen slawischen Namen zu zuordnen, aber für die wichtigsten Personen war es kein Problem. Ob es nachher mal ein Böttcher oder Gerber war, war dann nicht mehr entscheidend.
Der Höhepunkt gipfelte dann auch in einem verdienten Ende, eines Helden würdig, in einer zu den Charakteren entsprechend schlüssigen Weise. Es schließt sich quasi der Kreis der erzählten Geschichte.
Der Epilog zum Schluß vertiefte das Wohlgefühl zwar nicht, stellte allerdings noch einiges geschichtliche klar, so daß zumindest historisch bei mir keine Fragen offen blieben.
Dem Epilog schließt sich dann noch ein Glossar mit einigen nützlichen Informationen an, die das Ganze für mich abrundeten. Gerade für Leser, die nicht auf historische Romane spezialisiert sind, ist so ein Glossar äußerst hilfreich.
Ein wirklich gutes, interessantes und aufschlußreiches Buch, daß ich gerne mit 4 von 5 Sternen empfehle.

Dienstag, 14. Februar 2017

Schau mir in die Augen Audrey, Sophie Kinsella, gelesen von Maria Koschny



Schau mir in die Augen Audrey, Sophie Kinsella, gelesen von Maria Koschny
Die 14 jährige Audrey, ist sehr groß, sehr schlank, sehr schlau sehr sportlich und lebt in einer liebevollen, wenn auch exzentrischen Familie. Nach fiesesten Anfeindungen und Attacken auf ihrer Mädchenschule, die dazu führte, daß selbst ihre beste Freundin sich irgendwann nicht mehr traute ihr beizustehen, entwickelte sie eine heftige Angststörung. Nach 4 wöchigem stationären Aufenthalt beginnt sie eine Therapie bei Dr. Sarah, diese gibt ihr die Aufgabe, ein Video-Tagebuch über ihre Familie zu führen. Die Peinigerinnen aus der Schule, interessieren sie nicht. Für sie zählt nur Audrey, das junge Mädchen, das so viel Angst hat, daß sie sich stets hinter einer Sonnenbrille versteckt und sie die Schule nicht besuchen kann. Auch das Verlassen des Hauses oder Gespräche mit Menschen, die nicht zu ihrer Familie gehören oder Dr. Sarah sind, lösen Panik-Attacken aus. Bis eines Tages immer häufiger Linus, der gar nicht so schlecht aussehende Freund ihres 15 jährigen Bruders, des Computernerds Frank vor ihre Kamera tritt. Linus versucht ganz unerschütterlich hinter Audreys Panzer zu gelangen und mit seinen ungewöhnlichen Herausforderungen, stachelt er Audrey an, sich in Situationen zu wagen, die sie bislang für unmöglich hielt.
Dieses Jugendbuch von Sophie Kinsella ist so ganz anders als ihre Sophaholic-Reihe oder ihre übrigen Frauen Romane. Doch schafft sie es auch hier, ein wirklich ernstes und tiefgründiges Thema frisch und jugendlich zu erzählen. Trotz Audrey’s Panikattacken verströmt die Geschichte einen gewissen Optimismus und die exzentrischen Familienmitglieder lassen mich schmunzeln. Die Mutter ist eine sehr dominante Perfektionistin, die mit der Situation der völlig verstörten Audrey und des ihres Erachtens spielsüchtigen Sohnes völlig überfordert ist. Seine Frau zu bremsen, gelingt Vater Chris da meistens nicht. Aber eines strahlen sie ebenso wie der kleine 4 jährige Felix stets aus: sie lieben Audrey und stehen ihr bei. Nicht minder liebenswert ist Linus, der es mit 15 Jahren zu unglaublichem Einfühlungsvermögen und Weitsicht gebracht hat, ohne dabei altklug oder belehrend zu sein.
Man muß diese Familie einfach mögen. Auch wenn ich zu Beginn dachte, daß man bei so einer Mutter nur krank werden könne, entwickelte ich immer mehr Verständnis auch für sie. Das Schöne ist, daß auch die Kinder ihre Eltern und ihre Geschwister so nehmen, wie sie sind. Gut, die Mutter sieht ihren Erziehungsauftrag darin, dafür zu sorgen, daß es ihren Kindern besser geht und schießt bisweilen übers Ziel ziemlich radikal hinaus.
Diese Geschichte ist eine wunderbare Mischung aus einer zauberhaften Liebesgeschichte und der Bewältigung einer Angststörung, von der die Therapeutin stets behauptet, sie sei vollständig therapierbar. Interessant finde ich ihre These: nicht die Angriffe sind das eigentliche Problem, sondern das, was Audreys Gehirn daraus macht. Ein Gedanke, der mir noch nachhängt und den ich noch nicht zu Ende gedacht habe.
Auch wenn die Geschichte also wirklich wunderbar zu hören ist, so läßt sie einen nicht so schnell wieder los, durchaus im positiven Sinne. Sie vermittelt Denkanstöße und durch die zarte Romanze wechseln sich Lächeln und Schmunzeln beim Lesen ab.
Maria Koschny liest dieses zauberhafte Jugendbuch gekonnt und mit ihrer sehr warmen Stimmfarbe, sehr einfühlsam. Sie ist eine ausgezeichnete Wahl für dieses Hörbuch und ich bin froh, meinen Psychothriller, für dieses Jugendbuch unterbrochen zu haben.
Auch wenn ich MP3-CD’s nicht so mag, habe ich für diese Geschichte gerne eine Ausnahme gemacht, weil ich die Autorin sehr gerne mag. Ich habe diese Entscheidung nicht bereut. Auch wenn dieses Jugendbuch ganz anders ist, als die erfolgreiche Shopoholic-Reihe und ihre witzigen Chick-lit Romane, ist es doch von ihrer Erzählkunst geprägt.
Die Altersempfehlung lautet 12 - 15 Jahre. Die Einschätzung ab 12 Jahren teile ich, aber auch jenseits der 15 macht es Mut und gute Laune! Ich liebe dieses Hörbuch und gebe ihm gerne 5 von 5 Sternen.
Für dieses wunderbare Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich beim Bloggerportal.

Rufus der kleine Osterwaschbär – von Annette Langen und Frauke Weldin


Rufus der kleine Osterwaschbär – von Annette Langen und Frauke Weldin, Kerle

Draußen ist es noch grau, da sind Osterbücher eine hervorragende Möglichkeit Farbe in das Grau zu bringen.
Die Waschbären sind los! Na ja, eigentlich haben sie sich nur ein neues Quartier gesucht und dort fröhlich am Fluss alles geschrubbt was sie finden können und sind damit glücklich. Nur der kleine Rufus ist auf seine neue Umgebung neugierig und begibt sich auf Entdeckungstour. In der Osterwerkstatt des alten Osterhasen Jupp wird er fündig: dort sind alle Regale voll mit bunt bemalten Eiern für das Osterfest. Rufus will heimlich helfen und schrubbt sie über Nach blitzeblank! Der arme Jupp traut morgens seinen Augen nicht und sieht eine Katastrophe nahen. Aber Rufus wollte ja nur helfen und da die Hasen die Arbeit an einem Tag nicht ganz alleine erledigen können, bittet er alle Tiere des Waldes um Hilfe. Gemeinsam schaffen sie in der kurzen Zeit, was niemand für möglich gehalten hat.
Wir haben die neue kleine Ausgabe dieses schönen Osterbilderbuches entdeckt. Sie passt in jede Tasche und so ist immer eine bunte und warmherzige Abwechslung für unterwegs mit dabei. Meine Jüngste im 2. Schuljahr hat sich mit ihren Adleraugen auch sofort darauf gestürzt und war ganz stolz, daß sie es geschafft hat, die kleine Schrift zu lesen! Die Schrifttypen sind zwar für Leseanfänger bestens geeignet, allerdings sind sie sehr klein. Großeltern haben ohne Lesebrille keine Chance. Mit 7 Jahren kennt Franziska das Problem nicht.
Die bunten Farben und fröhlichen Bilder haben es ihr aber sofort angetan. Frauke Weldin hat die Geschichte wirklich zauberhaft illustriert, absolut zielgruppengerecht und österlich fröhlich.  Zwar nimmt das Bilderbuch kein klassisch biblisches Osterthema auf, aber die Hilfsbereitschaft der Tiere ist durchaus gelebte Nächstenliebe und für kleine Kinder viel leichter verständlich als die Ostergeschichte.
Annette Langen beweist mit dieser Geschichte mal wieder, daß sie nicht nur die Geschichte des Hasen Felix unterhaltsam und informativ erzählen kann, sondern daß noch viel mehr Ideen in ihr stecken.
Die Idee, daß ein Waschbär heimlich alle Ostereier sauber schrubbt fand die Kleine urkomisch und kicherte fröhlich vor sich hin.
Das Gitternetz mit Buchstaben und Zahlen zur Ortsbestimmung fand der Papa als alter Geograf ganz toll und mußte erst mal den Kindern die Ort- und Raumorientierung erklären, anhand dieser Kartographierungsmethode erklären. Für die Geschichte selbst war dies jedoch völlig ohne Belang.
Ein wunderschönes kleines Mitbringsel für die Osterzeit in der neuen kompakten gebundenen Ausgabe für  5,99 €, die ebenso robust ist, die die große Ausgabe. Paßt nicht nur ins Osternest, sondern auch in Mutters Handtasche oder den Kindergartenrucksack.
Eine klare Erstleseempfehlung von Franziska mit 5 von 5 Sternen!
Wir danken dem Verlag Kerle bei Herder ganz herzlich für dieses Rezensionsexemplar.

Sonntag, 12. Februar 2017

Bibi & Tina, Tohuwabohu Total – Das große Fanbuch, Bettina Börgerding, Wenka von Mikulicz



Bibi & Tina, Tohuwabohu Total – Das große Fanbuch, Bettina Börgerding, Wenka von Mikulicz
Meine Töchter 9,5 und 7,5 sind große Fans von Bibi & Tina und den Verfilmungen von Sönke Wortmann. Der neue Film Tohuwabohu Total, der am 23.2.17 erscheint ist bei uns schon fest eingeplant. Das Erscheinen des Fan Buchs und des Buchs zum Film wurde hier fast wie ein Fest gefeiert. Dadurch, daß letzte Woche Samstag beide Bücher ankamen, konnte sich jede Tochter ein Buch schnappen und wurde erstmal nicht gesehen.
Das Fanbuch zum Film ist großformatig mit vielen Fotos von den Schauspielern, den Pferden und vom Set. Die Steckbriefe der wichtigsten Schauspieler und Interviews sind kurz und knapp und auch für eine Zweitklässlerin schon gut lesbar. Fans von Bibi und Tina, die nicht gerne lesen, werden an diesem Buch mit den kurzen Texten und vielen Fotos wirklich ihre Freude haben.
Erstmals spielt der Film nicht auf und um den Martinshof bzw. Falkenstein, sondern auch im Ausland. Denn bei einer Reitwanderung treffen die Freundinnen auf einen Jungen namens Aladin, der behauptet aus Syrien geflüchtet zu sein. Doch warum sollten diese finsteren Verfolger auf den Fersen eines syrischen Flüchtlingsjungen sein? Dennoch wollen Bibi und Tina Aladin helfen und erlebten ein neues ungeahntes Abenteuer (dazu werde ich mehr in der kommenden Rezension des Buches zum Kinofilm schreiben, denn das haben wir ja gleichzeitig bekommen und es wurde in Windeseile verschlungen, nur noch nicht von mir, die ja die Rezensionen schreibt….).
Schade, daß es zu Freddy (Max von der Groeben) keinen Steckbrief gibt, denn der immer etwas tolpatschige Freddy, der das Herz am rechten Fleck trägt, ist uns ja schon ans Herz gewachsen. Immerhin wissen wir nun wie der Hörbuchsprecher vom Elterntausch aussieht.
Leider stand Charly Hübner alias Kakman nicht als Bösewicht zur Verfügung. Ob Dirk Trumpf ( Joachim Meyerhoff) ein ebenbürtiger Ersatz ist, bleibt abzuwarten.
Die Jungschauspieler beantworten auf den einzelnen Seiten unabhängig von den Interviews Fragen die Kinder interessieren. Wie finden sie Schule? Eher Stress oder Spaß? Wer hat es leichter? Mädchen oder Jungs? Auch Flirttipps gibt es, denn nicht jeder kann wie Holger mit seinen Sangeskünsten punkten.
Da die Bibi & Tina immer eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Musical-Film für Kinder haben und die Songs dank der Kompositionen von Peter Plate bei den Kindern auch wirklich gut ankommen (wir haben schon die OST-CD’s zu allen drei vorherigen Filmen zu Hause, auch wir Eltern können mittlerweile) mitsingen.
Natürlich kommt Bibs Hexerein nicht zu kurz. Es wird ein Blick auf die Tricks und die Arbeit hinter den Kulissen geworfen. Nicht alles, was im Film kinderleicht aussieht, ist es auch. Da steckt eine Menge Arbeit hinter der Leichtigkeit. Natürlich wieder mit ganz vielen Fotos.
Am Ende des Buches kommt der Wehrmutstropfen: Dies ist der 4. Und letzte Bibi & Tina Film von und mit Detlev Buck und der Musik von Peter Plate (Ex-Rosenstolz).
Das große Bibi und Tina Tohuwabohu Total Fan-Buch hat den Charme eines Fotobuches mit vielen personalisierten Einträgen. Das Text-Bildverhältnis ist ähnlich wie bei Tim & Struppi. Es gibt schon vollständige Sätze, aber doch auch sehr viele Fotos. Für uns wird die Vorfreude auf den Film noch mehr gesteigert und wenn wir dann ENDLICH im Kino waren, können wir und die Bilder immer und immer wieder anschauen (die Kinder mehr als die Eltern, die die Fotos unter Garantie aber immer wieder gezeigt bekommen werden).
Tja, wie soll man solch ein Buch bewerten? Die Kinder finden es ganz große Klasse! Die Mutter freut sich, daß die Kinder so freiwillig lesen, ohne daß man sie daran erinnern muß, der Vater freut sich auf den bevorstehenden Schlaf im Kino (pst, geheim!).
Johanna, die als einzige von uns, bisher beide Bücher gelesen hat, findet das Fanbuch ebenso gut wie das Buch zum Kinofilm. Von dem ist sie so begeistert, daß sie es für die kommende Buchvorstellung in der Schule ausgesucht hat. Johannas Urteil: Sehr gut!
Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses tolle Fanbuch zum Film, daß uns das Warten auf die Premiere am 23.2.17 verkürzt!

Samstag, 11. Februar 2017

Die Mississippi Bande – Wie wir mit 3 Dollar reich wurden, Davide Morosinotto


Die Mississippi Bande – Wie wir mit 3 Dollar reich wurden Davide Morosinotto, Thienemann
1904 in einem Bayou in Louisiana wächst die Mississippi Bande heran: Eddie Schiefauge (Edward der Sohn des Arztes ), Té Trois (Peter Chevalier) und die Geschwister Joju (Julie) und Tit (von Pétit frz. Für klein, Francis Dart). Sie haben im Sumpf eine Hütte gebaut und kaum lassen sie ihren selbstgebauten Einbaum zu Wasser, angelt Té Trois eine Blechbüchse mit 3 Dollars. Eigentlich dürfen sie sich nicht treffen und sollten sich zu Hause nützlich machen, schon weil Julie und Tit von den übrigen Eltern nicht als passender Umgang angesehen werden. Ihre Mutter geht dem ältesten Gewerbe nach und anders als die rothaarige Julie, hat Tit dunkle Haut und krauses Haar. Aber ihre Freundschaft ist stärker als Konventionen. Als sie die 3 Dollars in einen Polizeirevolver aus dem Versandhaus Walker & Dawn investieren, kommt es zu einer Falschlieferung. Eine defekte Eisenbahnertaschenuhr, für die sich außer dem kleinen schweigsamen Tit niemand begeistern kann. Doch dann erfahren sie durch einen Handlungsreisenden der Firma, daß für die Wiedererlangung genau dieser Taschenuhr eine hohe Belohnung ausgesetzt wird. Die vier machen sie auf den Weg nach Chicago zum Sitz von Walker & Dawn. Da sie nicht genug Geld für eine Zugfahrt für alle haben, ist diese Reise ohne Erlaubnis und Begleitung von Erwachsenen ein gefährliches Abenteuer. Doch wenn sie am Ende die 4.000 $ Belohnung mit nach Hause bringen würden, wären sie gefeierte Helden und jede Strafe vergessen!
Das Buch ist liebevoll im Stil alter Drucke, Kataloge, Landkarten und Zeitungsausschnitten illustriert. Es ist in vier Teile unterteilt und jedes Kind schildert einen Teil. Té Trois beginnt und so sind diese Kapitel mit alten Versandhauskatalogseiten eingeleitet. Eddie erzählt vor allem die abenteuerliche Reise, so daß seine Kapitel mit altem Kartenmaterial, Übersichten zu den Städten und Informationen zu den Landschaften oder Städten eingeleitet werden. Julies 3. Teil in welchem es um die Aufklärung eines Mordes und das Auffinden eines Schatzes geht wird durch alte Zeitungsartikel illustriert. Tits letzter Teil ist nur kurz, denn Tit liebt es zu schweigen. Er blickt zurück und sein Kapitel wird mit dem Cover des Buches über das Abenteuer ihres Lebens eingeleitet.
Ich habe das Buch, welches ab 11 Jahren gedacht ist, mit beiden Kindern im Rahmen einer Leserunde gelesen. Mit 7,5 Jahren ist die Kleine eigentlich zu klein. Diese fremde Zeit und Welt faszinierte sie jedoch sehr. Wie anders diese Zeiten gerade für Kinder waren, daß freie Spielzeit, 3 tägliche Mahlzeiten und eigenes Geld für Kinder nicht selbstverständlich waren, schockierte sie schon und brachte sie ins Grübeln. Ohne erwachsene Begleitung sollte man in diesem Alter die Geschichte nicht hören. Auch für die Große mit 9,5 Jahren gab es viel Gesprächsbedarf. Wir hatten sehr lange was von diesem Buch, weil wir ständig über die Lebensumstände, die beste Abenteuerstrategie, was das Geheimnis der Uhr sein könnte, wie die Flucht gelingen könnte, wer der Mörder gewesen sein könnte u.ä. diskutieren mußten. Ganz klar, auch für Leser ab 11 Jahren benötigt dieses Buch ein Glossar. Da ich mal in Louisiana war, konnte ich ihnen die Bayou gut erklären, auch spreche ich Französisch und durch meine Tom Sawyer Kenntnisse konnte ich auch einiges zu Raddampfern erzählen, ebenso wie zu den Rassentrennungen. Das sind für Kinder einfach keine Selbstverständlichkeiten und die Geschichte ist zu spannend, als daß Kinder alles im Internet nachschauen würden, wie es damals war.
Hinzu kommt, daß das Leben früher echt hart war. Mit Kindern wurde nicht zimperlich umgegangen. Den meisten Leseratten dürfte so ein Umgang nicht bekannt sein, daher ist es schon besser, wenn Erwachsene mitlesen, denn es geht echt zur Sache, aber Kinder lernen auch viel hinzu und erweitern ihren Horizont. Ich denke die Kinder werden einiges von dieser Geschichte in Erinnerung behalten und die Kleine will nun unbedingt für arme Kinder spenden (auch wenn sie dafür keinen Karnevalsorden bekommt, den bekommt man nur, wenn man für einen Karnevalsverein spendet, aber die haben ja nur Hunger auf Süßigkeiten Anm. d. Rezensentin).
Die einzelnen Abschnitte sind sehr stark durch die Persönlichkeit des jeweils erzählenden Kindes und dessen Erfahrungshorizont geprägt. Besonders Julie, die nie wieder zu ihrer Mutter zurück wollte, hat meine Töchter sehr beschäftigt. Nicht zu Mutter zurück wollen, nie wieder? Für sie zum Glück unvorstellbar.
Am Ende blieben gerade für junge Leser einige Fragen offen. Denn besonders hat die Mädchen das Schicksal von Rebecca geprägt, Julie erste und vielleicht einzige Freundin, die sie in der Erziehungsanstalt kennen lernt. Der Rückblick 60 Jahre später war eher für die Mutter interessant, die als einzige mit den Tränen kämpfte, während sich die Kinder ihre Abenteuerhelden nicht als alte Menschen vorstellen können. Der letzte Teil ist daher gerade für Kinder ein Antihöhepunkt nach der unglaublich aufregenden Schatzsuche.
Meine große Tochter fand diese Geschichte hammermäßig spannend und möchte unbedingt das Hörbuch haben, weil das Buch schon ziemlich dick und klein gedruckt ist, sie die Geschichte aber auf jeden Fall immer und immer wieder hören will. Die war echt cool. Allerdings gibt es das Hörbuch nur als MP3 und zum Einschlafen ist das echt riskant, das Kind bringt es fertig und hört die ganze Nacht durch…. Sie meint ganz klar 5 Sterne!
Die Mutter zieht allerdings einen Stern ab, weil sie den Erklärungsbedarf für Leser ab 11 Jahren z.T. echt zu hoch findet, weil Tom Sawyer nicht mehr als bekannt vorausgesetzt werden kann (wie damals als es nur 3 Programme gab und der Film jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit im Fernsehen lief). Da das Schicksal damals sehr hart war (auch für einige Kinder heutzutage auch, aber die bekommen nicht vorgelesen und lesen meist auch nicht selbst) ist es für 11 Jährige ganz schön harte Kost bisweilen. Ein Glossar wäre für Kinder echt wichtig.
Dennoch sagt Johanna (9,5 J.) super spannend! Unbedingt vorlesen lassen oder das Hörbuch hören, für sie ganz klar 5 Sterne!